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Warum die Schweizerische Nationalbank keinen digitalen Franken will

Zeno Staub und Fabio Canetg
Ex-Vontobel-Chef Zeno Staub und Podcaster Fabio Canetg. Live Fabrik GmbH

In Basel forschen die wichtigsten Zentralbanken der Welt an der Zukunft unseres Geldes. Statt mit Bankguthaben sollen wir schon bald mit digitalem Zentralbankengeld zahlen. Die Schweizerische Nationalbank gibt sich zurückhaltend – weshalb?

Wir haben uns erst gerade daran gewöhnt, immer und überall mit Karte zu zahlen: Gerade so, als ob es das Normalste auf der Welt wäre. Doch schon bald könnte alles anders werden mit unserem Geld. Im neuesten Geldcast sprechen wir genau darüber. Und zwar mit Zeno Staub, dem ehemaligen CEO von Vontobel.

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Ganz so normal sind Kartenzahlungen nämlich nicht. Der Grund: Wenn wir unseren Kaffee oder unser Gipfeli mit Karte zahlen, verschieben wir nur Bankguthaben – zum Beispiel von unserem Lohnkonto auf das Geschäftskonto der Bäckerei. Und Bankguthaben werden von den Banken geschaffen, nicht von der Zentralbank.

Doch genau das könnte sich schon bald ändern.

Kommt das digitale Zentralbankengeld?

Die wichtigsten Zentralbanken der Welt forschen nämlich derzeit an der Zukunft unseres Geldes. Und zwar bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel; einer Forschungsinstitution mit internationalem Top-Renommee. Dort, wo die schlausten Köpfe aus der Geldpolitik-Forschung zusammenarbeiten, ist auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) dabei.

Entstehen soll eine neue Geldform. Die Idee: Neu soll nicht nur Bargeld, sondern auch digitales Geld direkt von der Zentralbank kommen. So, dass wir alle wählen könnten, ob wir mit Bankguthaben zahlen möchten oder mit digitalem Zentralbankengeld. Ökonominnen und Ökonomen haben dafür auch schon passende Namen gefunden: e-Franken oder digitaler Euro sollen die neuen Währungen dereinst heissen.

Und auch technisch sollen diese neuen Gelder auf modernste Art und Weise verschoben werden können. Nämlich auf einer Blockchain. Das ist eine hochkomplexe, dezentrale IT-Infrastruktur, die Zahlungen abwickelt. Neu daran ist, dass nicht mehr zwingend eine Bank oder Zentralbank involviert sein muss, wenn wir etwas bezahlen. Ganz ähnlich wie heute, wenn wir mit Noten und Münzen zahlen.

Die Forschung ist schon weit fortgeschritten

Und solches «digitales Bargeld» gibt es bereits. Abseits der öffentlichen Aufmerksamkeit haben die Zentralbanken ihre neue Geldform nämlich bereits getestet. Allerdings nur für Zahlungen zwischen den Banken. Noch keinen Zugang zu digitalem Zentralbankengeld haben Firmen aus der Realwirtschaft und Privatpersonen.

Doch das könnte sich schon bald ändern. Die Europäische Zentralbank will noch in diesem Jahrzehnt einen digitalen Euro für die breite Bevölkerung bereitstellen. «Retail Central Bank Digital Currency» heisst das im Jargon. Und die Einführung einer solchen Geldform ist fast genauso umstritten, wie der Name kompliziert ist.

Die Schweizerische Nationalbank plant keinen e-Franken

Das gilt im Besonderen für die Schweiz. Auch hier gibt es zwar gewichtige Stimmen aus der Finanzwelt, die hinter vorgehaltener Hand fordern, dass auch die SNB möglichst bald einen e-Franken rausbringen solle.

So hätten wir eine bombensichere Alternative zu unseren Bankguthaben – die sind nämlich nur bis 100’000 Franken versichert (die Credit Suisse lässt grüssen). Und gleichzeitig würde man mit einem e-Franken den aufkommenden Kryptowährungen etwas den Schneid abkaufen.

Die Nationalbank allerdings gibt sich zurückhaltend. Ein e-Franken für die breite Bevölkerung sei nicht in Planung, sagte etwa Thomas Moser, Mitglied im erweiterten Direktorium der Nationalbank, in einem Interview im «Crypto Valley JournalExterner Link«. Die Verfügbarkeit eines e-Frankens könne sogar dazu führen, dass die Banken in einer Krise noch schneller Geld verlören, so Moser. So würde das Finanzsystem noch instabiler, als es sowieso schon ist.

Und dieses Risiko will die Nationalbank offenbar (noch) nicht eingehen.

Mehr zur Zukunft von Kryptowährungen und digitalem Zentralbankengeld hören Sie im neuesten Geldcast mit Zeno Staub, Ex-Vontobel-CEO, auf SpotifyExterner Link, Apple PodcastsExterner Link und in der Geldcast-Sammlung von swissinfo.ch.

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