WEF 2007 endet mit positiven Signalen
Die Signale des World Economic Forum (WEF), das am Sonntag in Davos zu Ende gegangen ist, böten Anlass zu Hoffnungen, so die Bilanz von Generaldirektor André Schneider.
Im Interview nennt Schneider vor allem das gestiegene Bewusstsein für den Klimawandel sowie die Bereitschaft Israels und der palästinensischen Seite zu Gesprächen.
Erst im Verlauf des Jahres wird sich zeigen, ob die Diskussionen von Davos eine Resonanz finden und allfällige Konsequenzen daraus umgesetzt werden. Das weiss auch André Schneider.
Im Moment aber, wo die Mächtigen dieser Welt aus Wirtschaft und Politik das Landwassertal wieder verlassen haben, strahlt der WEF-Direktor. Sein Stress ist (vorerst) vorüber.
swissinfo: Welche Bilanz ziehen Sie aus dem WEF 2007?
André Schneider: Es war ein sehr guter Jahrgang, was die Teilnahme betrifft. Die Wirtschaft war mit aussergewöhnlichen Unternehmern präsent, aber auch die Politik und die Zivilgesellschaft mit exzellenten Vertretern.
Ich weise auf die sehr wichtigen Diskussionen rund um den Klimawandel hin, aber auch auf die Gespräche zum Frieden im Nahen Osten. Hier waren in Videokonferenzen auch Vertreter der Zivilgesellschaft zugeschaltet. Es zeichnet sich Bewegung ab.
Die Zukunft von Irak war ebenfalls ein Thema. Was die Welthandels-Organsiation (WTO) betrifft, hoffen wir, dass neuen Schwung in die Doha-Runde kommt.
swissinfo: In den fünf Tagen wurde viel von Sicherheit, Klimawandel und dem Nahen Osten gesprochen. Gab es aber irgendwo echte Fortschritte?
A.S.: Die Vertreter Israels und Palästinas haben den starken Willen bekundet, auf dem Weg des Friedens voranzukommen.
Die Unternehmen sind in sehr grosser Zahl bereit, sich für neue Lösungen zur Reduktion der CO2-Emissionen zu engagieren. Da registrieren wir grosse Fortschritte.
swissinfo: Die Erwartungen in der Friedensfrage in Nahost waren sehr hoch, Konkretes hat sich aber nicht gezeigt. Sind Sie enttäuscht?
A.S.: Ich weiss nicht, wer hohe Erwartungen hatte. Die aktuelle Lage könnte nicht schlimmer sein. Heute geht es darum, die beiden Seiten wieder zu einem Dialog zu bewegen. Ich denke, das ist uns gelungen.
Unser Beitrag bestand auch darin, ihnen vor Augen zu führen, dass die Zivilgesellschaft beider Seiten endgültig genug von der Situation hat und eine Verbesserung will. Auch da ist es uns gelungen, eine neue Richtung zu zeigen.
swissinfo: Die Global Leader haben viel von Klima und Umwelt gesprochen. Ist da das WEF überhaupt in irgend einer Weise nützlich?
A.S.: Unsere Rolle ist es in erster Linie, die Themen und Diskussionen im Bewusstsein aller wach zu halten. Wir sind auch zu einer Plattform geworden, auf der die Unternehmen ihr Handeln zeigen können.
Der Logistikkonzern DHL beispielsweise hat eine Lösung für eine umweltneutrale Auslieferung von Paketen vorgestellt. Mit Unterstützung von Greenpeace entwickelt Coca Cola eine neue Generation von Kühlschränken, die viel weniger Energie verbrauchen und deutlich weniger CO2 ausstossen.
Diese Plattform zeigt anderen Unternehmen, dass Innovationen sehr wohl mit wirtschaftlicher Rentabilität vereinbar sein können.
swissinfo: Die israelische Aussenministerin hat das WEF eingeladen, das nächste Jahrestreffen in Jerusalem abzuhalten. Nehmen Sie an?
A.S.: Für uns wäre das der Höhepunkt des Friedensprozesses. Sobald der Friede beschlossen und der Weg dazu frei ist, gehen wir nach Israel und Palästina.
Was wir anstreben, ist eine Nahost-Runde, kein globales geopolitisches Treffen. Einziges Thema wird der Nahe Osten sein, der Friede und die Zukunft.
Ist es soweit, wollen wir nicht nur ein Treffen in Jerusalem, sondern auch eines in Bethlehem, und vielleicht auch in Ramallah. Das sind für die beteiligten Parteien, die nun am Frieden arbeiten müssen, zentrale Orte.
swissinfo-Interview: Pierre-François Besson in Davos
(Übertragung aus dem Französischen: Renat Künzi)
Wirtschaft, Politik, Klimawandel und neue Technologien waren die Schwerpunkte am WEF 2007 in Davos.
Am Samstag gab es ein starkes Signal, die Verhandlungen für die Doha-Runde rasch wieder aufzunehmen.
Was die Schweiz betrifft, gibt es vom WEF eine wirtschaftliche Annäherung an Ägypten zu vermelden.
Daneben führten Schweizer Vertreter bilaterale Gespräche mit Deutschland, den palästinensischen Behörden, Mexiko, Indonesien und Neuseeland.
Wirtschaftsministerin Doris Leuthard sprach mit Bill Gates über e-Government, Forschung und Innovationen.
In der Schweiz haben am Samstag über 1000 Personen gegen das WEF und die Globalisierung demonstriert.
Das World Economic Forum wurde 1971 von Klaus Schwab unter dem Namen Management Symposium in Davos gegründet.
Das Jahrestreffen hat immer in Davos stattgefunden, mit Ausnahme 2002. Vier Monate nach den Anschlägen auf die Twin Towers trafen sich damals die Global Leader in New York.
Am diesjährigen WEF nahmen 2400 Teilnehmer aus 90 Ländern teil. Es stand unter dem Motto «Verschiebung des Machtgleichgewichts».
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