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WEF: Couchepin warnt vor Krieg

Bundespräsident Couchepin warnte vor Krieg und forderte eine Rückbesinnung auf moralische Werte. World Economic Forum/swiss-image.ch/Remy Steinegger

Bundespräsident Pascal Couchepin hat am Donnerstag das 33. World Economic Forum (WEF) in Davos eröffnet - mit einer deutlichen Warnung vor einem Krieg gegen den Irak.

Mehr als 2000 WEF-Teilnehmer aus über 100 Ländern wohnten der Eröffnungs-Zeremonie bei.

«Eine Destabilisierung der Golf-Region könnte schwere Konsequenzen für den Rest der Welt zur Folge haben», sagte Bundespräsident Pascal Couchepin.

Wie erwartet dominierte das Gespenst des drohenden Irak-Krieges den Eröffnungstag des WEF.

Couchepin nutzte seine Eröffnungsrede, um die Haltung der Schweiz zu bekräftigen, wonach Waffengewalt nur als letztes Mittel eingesetzt werden dürfe, wenn alle anderen Bemühungen gescheitert seien.

Die Worte Couchepins wurden als freundlich formulierte Ermahnung an die USA wahrgenommen, welche angekündigt hatten, die Sache selbst in die Hand zu nehmen, sollte es den Vereinten Nationen nicht gelingen, Saddam Hussein zum Nachgeben zu bewegen.

Die Rede des Bundespräsidenten war auch an die WEF-Teilnehmenden gerichtet, die aus den USA nach Davos gereist waren. Mehr als ein Drittel aller Anwesenden sind aus den Vereinigten Staaten.

Saddams Schatten

Die Befürchtungen um den drohenden Irak-Krieg waren am Donnerstag in vielen Debatten spürbar. Viele Teilnehmer hoffen, dass Davos Impulse für mögliche Lösungen der Irak-Krise geben könnte.

Auf dem Programm stehen mehrere Treffen zwischen hochrangigen Vertretern der Konfliktparteien. Am Samstag wird US-Aussenminister Colin Powell in Davos eintreffen.

Neun prominente irakische Oppositions-Führer sind ebenfalls auf dem Weg ans Forum, um die Aussichten auf Demokratie in ihrem Heimatland zu diskutieren.

Die Irak-Krise verstärkt die ohnehin bereits gedämpfte Stimmung des diesjährigen WEF. Der drohende Irak-Krieg sei eine Angelegenheit, die alle betreffe, sagte Henry McKinnell, einer der WEF-Vorsitzenden, gegenüber Journalisten:

«Ein kurzer, erfolgreicher Konflikt könnte sogar positiv sein, (…) dies beseitigt die Unsicherheit eines möglichen Krieges (…) sowie die kriegsbedingte Erhöhung des Ölpreises.»

Keine rauschenden Partys

Die gedrückte Stimmung veranlasste die Organisatoren auch, einige der Rahmen-Veranstaltungen des WEF vom Programm zu streichen – so eine Gala-Party und ein Ski-Rennen am Sonntag.

Die Sicherheits-Vorkehrungen sind auch für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des WEF äusserst strikt. Sie treffen auf eine Phalanx von Sicherheitskräften und müssen mehrere Checkpoints passieren, bevor sie ins Kongress-Zentrum Davos vorstossen können. Auch im Innern des Gebäudes sind überall Sicherheitskräfte postiert.

Erfahrene Forums-Gäste erklären denn auch, es herrsche eine weniger triumphale Atmosphäre als in früheren Jahren; damals, als zum Beispiel die Internet-Euphorie die Debatten prägte, und es von prahlerischen Unternehmern der New Economy nur so wimmelte.

Dieses Wochenende stehen zahlreiche Debatten zur Vertrauenskrise und der Kritik an überhöhten Manager-Salären auf dem Programm.

Vertrauenskrise

In seiner Eröffnungsrede kam Couchepin auch auf das Motto des diesjährigen Forums zu sprechen, das unter dem Titel «Vertrauen schaffen» steht. Die Wahl beweise, «dass wir uns langsam aber sicher über den Mangel und den Verlust an Vertrauen bewusst werden». Damit sei ein erster Schritt zur Überwindung der Vertrauenskrise getan.

Vertrauenskrisen ortete Pascal Couchepin nicht nur in der Politik. Auch in der Wirtschaft sei sehr viel Vertrauen zerstört worden. «Die Individualisierung der Gesellschaft hat zwar viele Menschen freier, aber auch rücksichtsloser gemacht», sagte er.

Deshalb brauche es in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft eine Rückbesinnung auf moralische Werte. Die Wirtschaft dürfe nicht kurzfristig den Gewinn maximieren, sondern müsse ihn langfristig optimieren. Dazu müssten supranationale Welt- und Wirtschafts-Organisationen für die Einhaltung rechtsverbindlicher Spielregeln sorgen.

Der Staat müsse konsequent das geltende Recht für alle durchsetzen. Ebenso wichtig sei aber die Gewährleistung von sozialer Gerechtigkeit und sozialer Sicherheit. Und schliesslich müsse sich die Gesellschaft erneuern.

«Es muss sich wieder lohnen, im täglichen Leben anständig, respekt- und verantwortungsvoll zu sein», erklärte der Bundespräsident.

Schwab fordert neue Massstäbe

Der WEF-Gründer Klaus Schwab teilte in seiner Ansprache die Ausführungen von Couchepin. Auch er forderte neue Werte und Massstäbe. «Wir können nicht zurück zu den alten Rezepten.»

Deshalb heisse das Motto des WEF «Vertrauen schaffen» und nicht einfach «Vertrauen wiederherstellen», so Schwab weiter.

swissinfo-Sonderkorrespondent Jacob Greber, Davos

Als Vertreter der Schweizer Regierung nehmen in diesem Jahr neben Bundespräsident Pascal Couchepin auch die Bundesräte Kaspar Villiger, Joseph Deiss und Bundesrätin Micheline Calmy-Rey teil.

Zu den prominenten Teilnehmern zählen US-Aussenminister Colin Powell, der neue Präsident Brasiliens, Luiz Inacio Lula da Silva, und Mexikos Präsident Vicente Fox.

Mit von Partie sind auch der deutsche Bundespräsident Johannes Rau und der jordanische König Abdullah II.

Insgesamt treffen sich über 2000 Spitzenvertreter aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Kultur und Medien an Seminaren, Konferenzen und privat. Im Zentrum der Diskussionen dürfte wie schon bei der Eröffnung der drohende Krieg in Irak stehen.

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