Weiterhin rückläufige Arbeitslosenzahlen
Die Arbeitslosenzahlen in der Schweiz sind den dritten Monat in Folge zurückgegangen. Im April wurde die 4%-Marke unterschritten.
Trotzdem halten sich Analysten mit Prognosen bezüglich einer dauerhaften Erholung zurück.
Im April ist die Arbeitslosenquote wieder unter 4% gefallen. Die Arbeitsämter der Schweiz zählten im April 155’061 arbeitslose Personen, 5788 weniger als im März. Dies ist die tiefste Quote seit letztem Oktober (3,8%), wie das Staatsekretariat für Wirtschaft (seco) bekannt gab.
Jean-Luc Nordmann, Direktor für Arbeit im seco, macht vor allem saisonale Gründe für den Rückgang verantwortlich. Er sagt, die Arbeitslosenzahlen hätten sich jedoch auch saisonunabhängig verringert.
Gemäss Nordmanns Prognose wird die Arbeitslosenrate bis im Sommer vorwiegend aus saisonalen Gründen weiter zurückgehen. Dann sollten vor allem konjunkturelle Faktoren eine Besserung bewirken.
Nordmann rechnet für das Jahr 2004 mit einem Jahresdurchschnitt von rund 145’000 Arbeitslosen, was einer Quote von 3,7% entspricht.
Regionale Unterschiede
Die Arbeitslosigkeit sei in allen Regionen zurück gegangen, bis auf den Kanton Graubünden, sagt Antje Bertschi vom seco. Sie erklärt das mit dem Ende der Winter-Saison. Viele Winter-Touristik-Arbeitsplätze seien wegefallen.
«In den Kantonen Wallis und Tessin fielen auch Winter-Arbeitsplätze weg. Dank einer erhöhten Bautätigkeit, konnte der Stellenabbau dort jedoch kompensiert werden,» erklärt Antje Bertschi.
Auch Willy Roth, Sprecher der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich, ist der Ansicht, dass für die saisonale Verbesserung vor allem der Bau- und der Gastro-Sektor verantwortlich seien.
Sinkende Jugendarbeitslosigkeit – mehr Langzeitarbeitslose
Die Jugendarbeitslosigkeit hat im April überproportional abgenommen. Der durchschnittliche Anteil betrug 3,6%. Dieser Trend wirkte sich auch bei den langzeitarbeitslosen Jugendlichen aus (-9%).
Arbeitslose Menschen ab 50 haben es jedoch schwer, eine Stelle zu finden. Ihr Anteil an den Langzeit-Arbeitslosen beträgt 31,7%.
Die Langzeitarbeitslosigkeit hat im April um 0,6% zugenommen. Das seco registrierte 29’594 Langzeitarbeitslose. Nordmann rechnet hier auch in Zukunft mit einem Anstieg.
Arbeitsmarkt hinkt der Konjunktur nach
Die positiven Konjunkturdaten hätten bis anhin noch keinen grossen Einfluss auf den Arbeitsmarkt. «Sie werden sich für die Zukunft auswirken, jedoch keinen Wirtschafts-Boom wie in den 80er Jahren auslösen», erklärte Konjunkturforscher Roth gegenüber swissinfo.
Andere Ökonomen gehen mit Roth weitgehend einig. Für sie ist der Wirtschaftsaufschwung bisher am Arbeitsmarkt weitgehend vorbei gegangen. Alle sind sich einig, dass es sich dabei nur um eine Verzögerung handle.
Für Peter Buomberger, von der Universität Zürich ist es normal, dass am Anfang eines Aufschwungs noch keine neuen Stellen geschaffen werden. Es dauere mindestens ein halbes Jahr bis auch die Beschäftigung auf den Aufschwung reagiere.
Von «jobless recovery», also einer anhaltend hohen Arbeitslosigkeit trotz konjunktureller Erholung könne demnach nicht die Rede sein. Buomberger rechnet damit, dass die Arbeitslosigkeit etwa in zwei Jahren wieder unter 2,5% fallen wird.
So sieht es auch der Chefökonom der Credit Suisse Group, Alois Bischofberger. Weil das Wirtschaftswachstum nicht sehr ausgeprägt sei, werde die Arbeitslosenrate aber nicht unter 2% fallen, wie dies noch 2002 der Fall war.
Vom Ausland abhängig
«Der konjunkturelle Aufschwung der Schweiz hängt eng mit demjenigen der Europäischen Union zusammen. Die Unsicherheit im Mittleren Osten und der damit zusammenhängende Anstieg der Erdölpreise könnten zu einem Problem werden», sagt Willy Roth von der KOF.
Diese Schwierigkeiten sollten sich jedoch nicht so schwerwiegend auf die Konjunktur auswirken wie vor 20 Jahren: «Die Industrie ist heute viel flexibler. Sie kann besser auf Erhöhungen des Ölpreises reagieren, wenn der Preis nicht dauerhaft hoch bleibt», schränkt Roth ein.
Für Jean-Luc Nordmann bestehen die Risiken, die das Wirtschaftswachstum gefährden könnten in der Dollar-Schwäche, den hohen Erdöl-Preisen sowie Zinssteigerungen.
swissinfo
Die Arbeitslosen-Quote sank im April von 4,1 auf 3,9%.
155’061 Menschen waren arbeitslos gemeldet, 5788 weniger als im Vormonat.
Die Zahl der Stellensuchenden sank um 5354 auf 222’858.
Die Zahl der gemeldeten offenen Stellen verringerte sich um 302 auf 11’211.
Die Jugendarbeitslosigkeit nahm überproportional auf 3,6% ab.
Langzeitarbeitslose: 29’594 (+0,6%).
Mit ihrer Arbeitslosenrate von 4,1% im März und 3,9% im April steht die Schweiz im Vergleich mit ihren Nachbarn gut da.
Im März lag die durchschnittliche Arbeitslosenrate in der Euro-Zone bei 8,8%.
Die tiefsten Raten finden sich in Luxemburg (4,1%), Irland und Österreich (4,5%), Zypern und Holland (4,7%).
Am stärksten von der Arbeitslosigkeit betroffen sind Polen (19%), die Slowakei (16,5%), Litauen (11,5%) und Spanien (11,1%).
Im März 2004 betrug die Arbeitslosenrate in Italien 8,5%, in Deutschland 9,3% und in Frankreich 9,4%.
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