Weiterhin rückläufige Arbeitslosigkeit
Die Arbeitslosigkeit in der Schweiz geht weiter zurück. Sie sank im Juni um 0,2 Punkte auf 3,1% und damit auf den tiefsten Stand seit November 2002.
Dieser Rückgang ist auf die starke Konjunktur zurückzuführen. Diese Tendenz dürfte sich fortsetzen: Viele Indikatoren befinden sich im grünen Bereich.
Die dynamische Wirtschaft schlägt weiterhin auf den Arbeitsmarkt durch. Die Arbeitslosenquote ging im Juni auf 3,1% zurück. Das ist der tiefste Stand seit November 2002. Im Mai hatte die Quote noch 3,3% betragen.
Ende Juni waren 122’837 Menschen ohne Arbeit, 6649 weniger als Ende Mai, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) am Freitag weiter bekannt gab. Ein grösserer Rückgang von Mai auf Juni war letztmals im Jahr 1998 verzeichnet worden. Die Zahl der gemeldeten offenen Stellen nahm im Juni um 189 auf 12’559 zu.
Dass es der Schweizer Wirtschaft gut geht, zeigt sich auch bei der Kurzarbeit. Im Mai – aktuellere Zahlen liegen nicht vor – wurden noch 49’159 ausgefallene Arbeitsstunden verzeichnet. Das ist ein Rückgang von 59,8% gegenüber dem Vorjahr.
Junge reagieren schneller auf Konjunkturschwankungen
Am deutlichsten war der Rückgang der Zahl der Arbeitslosen bei den Jugendlichen. Knapp ein Fünftel des gesamthaften Rückgangs entfiel auf die 15- bis 24-Jährigen. Das bestätigt laut dem SECO, dass Jugendliche am stärksten auf Konjunkturschwankungen reagierten – positiv wie negativ.
Bei den 20- bis 24-Jährigen ging die Zahl der Arbeitslosen im Juni um kräftige 8,5% zurück; im Durchschnitt sank die Zahl um 5,1%. Trotzdem: Mit einer Arbeitslosenquote von 4,4% lag diese Altersgruppe immer noch klar über dem Durchschnitt.
Bei den 15- bis 19-Jährigen wurde im Juni dagegen ein Anstieg der Zahl der Arbeitslosen um 3,4% verzeichnet. Das zeigt, dass bereits erste Schul-, Studien- und Lehrabgänger auf den Arbeitsmarkt drängen.
Ungebrochene Zuversicht
Der Konjunkturindikator der Grossbank UBS ist jedoch sehr zuversichtlich. Eine Umfrage bei Industriefirmen hat demnach gezeigt, dass sich der starke Aufschwung auch im zweiten Quartal 2006 fortgesetzt hat.
Durch die hohe Auslastung von bis zu 88,7% hat gemäss Konjunkturindikator ein Drittel der befragten Firmen zusätzliches Personal eingestellt. Dagegen haben 21% der Betriebe Personal abgebaut.
Der Konjunkturindikator signalisiert für das zweite und dritte Quartal ein Wirtschaftswachstum von rund 3,5%. So berichten die befragten Unternehmen von teils markanten Verbesserungen, insbesondere bei der Produktion, den Exportaufträgen und dem Arbeitsvorrat.
Für das dritte Quartal erwarten die Unternehmen einen weiterhin starken Geschäftsgang, der sich zunehmend verflachen werde.
Komfortabel trotz Abschwächung
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) prognostiziert für das nächste Jahr eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums. Es werde aber immer noch «komfortabel» bleiben.
In einem Interview des Nachrichtenmagazin Facts sagte SNB-Präsident Jean-Pierre Roth, dass bei den Rohstoffen die Spitze erreicht sei. «Wir rechnen damit, dass der Ölpreis sinken wird und schätzen deshalb, dass die Inflation in der Schweiz gegen Ende Jahr bei rund einem Prozent liegen wird.»
Die SNB rechnet laut ihrer Prognose von Mitte Juni für 2006 mit einem Wirtschaftswachstum von «gut» 2,5%. Im Frühjahr war sie noch von «gut» 2% ausgegangen. Das Wachstum für das kommende Jahr dürfte laut SNB bei 1,5 bis 2% betragen.
swissinfo und Agenturen
Die Arbeitslosigkeit in der Schweiz war bis Anfang der 1990er-Jahre so tief, dass sie vernachlässigbar war. Gründe dafür waren unter anderem die parallele Entwicklung von Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage, der Ausgleich der Konjunktur-Schwankungen mit ausländischen Arbeitskräften sowie das Bestreben, den Arbeitsfrieden zu erhalten.
Während der Rezession in den 1990er-Jahren stieg die Arbeitslosenrate stark an und erreichte 1997 den Spitzenwert von 5,7%. Danach trat wieder eine gewisse Beruhigung ein, die Arbeitslosenrate lag Ende 2004 bei 4%, 2005 bei durchschnittlich 3,8%.
Die Arbeitslosigkeit ist in der französisch- und italienischsprachigen Schweiz höher als in der Deutschschweiz. Frauen sind tendenziell häufiger davon betroffen als Männer.
Arbeitskräfte ohne Schweizerpass haben mehr Mühe, eine Arbeit zu finden, als Schweizerinnen und Schweizer.
Generell liegt die Arbeitslosigkeit in der Schweiz tiefer als in der Europäischen Union.
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