Weiterhin Wolken am Schweizer Wirtschaftshimmel
Der Krebsgang der Schweizer Wirtschaft zieht sich noch einige Monate hin: Darin sind sich die Konjunkturexperten einig.
Der eigentliche Aufschwung soll erst 2004 oder 2005 beginnen.
Die Schweiz scheint wieder in eine längere Phase mit schwachem Wachstum eingetaucht zu sein. Das Bruttoinland-Produkt (BIP soll gemäss Angaben des Konjunkturforschungs-Instituts Créa der Universität Lausanne zwischen 2000 und 2005 nur um 4,3% wachsen.
Das BIP soll laut Créa im laufenden Jahr um 0,3% zurückgehen und 2004 mit 1% Zuwachs nur auf einen schwachen Wachstumspfad zurückfinden. Der eigentliche Aufschwung soll dann im 2005 beginnen und dem BIP eine Wachstumsrate von 2,4% bescheren.
Mangelnde Konkurrenz und ungenügende Budgetdisziplin
Das Institut Créa hat sich in seiner neusten, am Mittwoch publizierten Studie mit den Gründen für die Wachstumsschwäche beschäftigt.
Der Wille in den Unternehmen, mit Restrukturierungen effizienter zu werden, habe in den letzten Jahren zwar nicht gefehlt, schreiben die Créa-Forscher.
Sie unterstreichen aber erneut, dass mangelnde Konkurrenz in den Heimmärkten und die ungenügende Budgetdisziplin die Hauptquellen für fehlendes Wachstum sind. Ausserdem kritisieren die Créa-Ökonomen die in der Schweiz vorherrschende Ineffizienz bei der Kapital-Allokation.
Impuls von aussen
Allein schafft es die Schweiz nicht aus dem konjunkturellen Jammertal, wie die Chefökonomen der Credit Suisse Group (CSG) und der Bank Julius Bär bei den Präsentationen ihrer Prognosen vor einer Woche in Zürich übereinstimmend festhielten.
Um wieder auf Touren zu kommen, müsse die Schweizer Wirtschaft auf die Nachfrage des Auslands hoffen, sagte Alois Bischofberger von der CSG. Auch Janwillem Acket von der Bank Julius Bär machte den Aufschwung von einer Belebung der Exportwirtschaft abhängig.
Beide Ökonomen erwarten Wachstumsimpulse nicht nur von den USA, sondern auch von asiatischen Ländern. Europa dagegen werde da nicht Schritt halten können.
Geringe Abweichungen
Die erwartete Belebung in den nächsten Monaten genügt allerdings nicht, um das Ruder noch in diesem Jahr herum zu reissen. Die Wirtschaft wächst erst im nächsten Jahr wieder: Mit einem Plus des Bruttoinland-Produkts von 1,9% ist die UBS am zuversichtlichsten. Die CSG erwartet eine Ausweitung des BIP um 1,0% Prozent, die Bank Bär rechnet mit 1,2%.
Die Konjunkturforschungs-Stelle (KOF) der ETH Zürich liegt mit einem BIP-Wachstum von 0,9% am unteren Rand der Skala. Die BAK Basel Economics geht von 1,3% aus, das Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) von 1,5%.
Noch mehr Arbeitslose
Die Erholung wirkt sich nur verzögert auf den Arbeitsmarkt aus. Die Prognostiker sind sich einig, dass die Arbeitslosigkeit vorerst weiter steigen wird.
Die CSG rechnet mit einem Anstieg der Arbeitslosenquote bis auf 4,2%, Bär sieht den Höhepunkt bei 4,5% und Créa rechnet mit 4,5% bis Ende 2004.
Dies verunsichert die Bevölkerung, die weniger ausgibt und mehr Geld auf die hohe Kante legt. Der private Konsum, auf den mehr als 60% des BIP entfallen, kann laut Bischofberger mit einem Plus von jeweils 0,5% in diesem und im nächsten Jahr nicht mehr als Impulsgeber gelten.
US-Defizit als Risiko
Trotz aller Zuversicht sind die Konjunktur-Prognosen mit Risiken behaftet. Besorgt äussern sich die Experten insbesondere über das hohe US-Leistungsbilanzdefizit und die steigende Verschuldung des US-Staatshaushalts. Dies mache die US-Wirtschaft, auf der grosse Hoffnungen lasten, verletzlich.
Immerhin sieht Acket von der Bank Bär keine Anzeichen, dass der bereits schwache Dollar ins Bodenlose fallen wird. Der Schweizer Exportindustrie würden die Wechselkurse in den nächsten Monaten entgegenkommen. Und die Schweizerische Nationalbank (SNB) werde weiterhin mit einer lockeren Geldpolitik gegen eine Aufwertung des Frankens kämpfen.
swissinfo und Agenturen
Die für 2004 vorausgesagten BIP-Eckdaten im Vergleich:
Créa: 1,0%
KOF: 0,9%
BAK: 1,3
CSG: 1,0%
UBS: 1,9%
Bank Bär: 1,2%
Die Schweiz scheint wieder eine längere Phase mit schwachem Wachstum eingetaucht zu sein. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) soll gemäss Angaben des Instituts Créa zwischen 2000 und 2005 nur um 4,3 Prozent wachsen.
Das erinnert stark an die Periode Anfang der 90-er Jahre. Damals brauchte die Schweizer Wirtschaft fast sieben Jahre, um wieder auf ein dynamisches Wachstum zu kommen.
Den Höhepunkt erreichte die Dynamik im Jahr 2000 mit einem BIP-Wachstum von 3%.
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