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Weltprominenz am WEF in Davos

Klaus Schwab, WEF-Gründer und Präsident, in Genf vor den Medien. Keystone

Zu der am Weltwirtschafts-Forum eingeladenen Politprominenz gehören Paul Bremer, US-Zivil-Verwalter im Irak, Nestor Kirchner, Präsident Argentiniens und US-Justizminister John Ashcroft.

Das Leitmotiv 2004 von WEF-Präsident Klaus Schwab: Kein Weltwirtschafts-Wachstum ohne Sicherheit.

«Partnerschaft durch Sicherheit und Wohlstand» heisst das diesjährige Motto des jährlichen World Economic Forum (WEF 2004), das vom 21. bis zum 25. Januar wieder in Davos stattfindet. Vor den Medien in Genf betonte der WEF-Gründer und Präsident Klaus Schwab, dass «ein nachhaltiges Wachstum der Weltwirtschaft ohne Sicherheit nicht möglich ist».

Die «Global Leaders» würden in Davos laut Schwab ausserdem mit einer zweiten Grundwahrheit konfrontiert, wonach es «in den wenig stabilen Regionen der Welt ohne Aussicht auf Wohlstand auch nicht mehr Sicherheit geben wird».

Die «Davoser Gleichung»

Deshalb heisse die Gleichung, die den Davoser Anlass während des fünftägigen Meetings dominieren werde: «Sicherheit plus Wohlstand gleich Frieden». Global Leaders werden auch dieses Mal wieder Präsenz markieren: Mehr als 2100 Beteiligte aus 94 Ländern treffen sich im Bündner Ferienort.

Darunter mehr als 30 Staatsoberhäupter, 75 Kabinett-Minister, 28 religiöse Führer, und – last but not least – mehr als 50 Direktoren von Nichtregierungsorganisationen (NGO).

Zu den Polit-Stars gehören Paul Bremer, US-Zivilverwalter in Irak, John Ashcroft, US-Justizminister und Nestor Kirchner, der argentinische Präsident mit Schweizer Vorfahren.

Sicher grosse Aufmerksamkeit erregen werden auch Michael Saakaschwili, der neue Präsident Georgiens, der frühere US-Präsident Bill Clinton, der polnische Präsident Aleksander Kwasnieski und der deutsche Wirtschaftsminister Wolfgang Clement.

Als Land ist Syrien zum ersten Mal eingeladen. Ländermässig sind die EU und die osteuropäischen Staaten recht gut vertreten. Global gesehen ist Europa dieses Mal präsenter als auch schon.

Bundesrat: Business as usual…

Was die Schweizer Regierung betrifft, werden sich ausser Verkehrsminister Moritz Leuenberger und Justizminister Christoph Blocher alle Bundesräte für einen Abstecher nach Davos begeben. Volkswirtschaftsminister Joseph Deiss wird als diesjähriger Bundespräsident das WEF eröffnen.

Deiss bleibt mit vier Tagen am längsten im Ferienort. Da er in Davos auf zahlreiche der auch 2003 in Cancun anwesenden Handelsminister treffe, so der Sprecher des Volkswirtschaftsdepartements, werde Deiss versuchen, der blockierten WTO-Welthandelsrunde (Doha) neues Leben einzuhauchen, indem er zu einem informellen Treffen einlade.

Aussenministerin Micheline Calmy-Rey will sich während ihrer drei Tage in Davos vor allem um die «Genfer Initiative» kümmern. Diese sucht nach Lösungen im festgefahrenen Fiedensprozess zwischen Israeli und Palästinensern.

Die Internationalen Organisationen sind in Davos durch UNO-Generalsekretär Kofi Annan, den neuen NATO-Sekretär Joop de Scheffer und Mohammed El Baradei, dem Chef der Internationalen Atomenergiebehörde, vertreten.

Für die Europäische Union schliesslich nehmen der irische Premier Bertie Ahern als EU-Ratspräsident, der Präsident der Europäischen Zentralbank Jean-Claude Trichet, und der EU-Wettbewerbs-Kommissar Mario Monti am Davoser Treffen teil.

Viele Top Shots auch aus der Wirtschaft

Etwas mehr als die Hälfte der Teilnehmenden kommen aus der Wirtschaft und stammen aus den Unternehmen im Umfeld der WEF-Mitgliedschaft. Es handelt sich dabei um weltweit rund tausend Firmen, die in ihren jeweiligen Branchen führend sind.

Internationale Wirtschafts-Top Shots wie Joe Ackermann, der Schweizer Chef der Deutschen Bank, Nestlé-Chef Peter Brabeck-Lethmathe, Siemens-Chef Heinrich von Pierer und die Hewlett-Packert-Chefin Carly Fiorina werden erwartet. Auch der kritische US-Milliardär und Hedge-Fund-Spezialist George Soros ist mit von der Partie.

Aus der Schweiz kommen die Bankchefs Marcel Ospel (UBS) und Walter B. Kielholz (Credit Suisse) sowie Novartis-Chef Daniel Vasella.

Auch die Kultur ist vertreten

Aus der Welt der Kultur wird der senegalesische Sänger Youssou N’Dour als Vorsitzender des Youth Network for Development vertreten sein. Ausserdem kommen Filmproduzent und Regisseur Luc Besson sowie die Musiker Peter Gabriel und Quincy Jones.

WEF-Präsident Schwab kommentierte vor den Medien den diesjährigen Mix aus Politik und Wirtschaft folgendermassen: «Im Gegensatz zu den Vorjahren gibt es auf der politischen Ebene positive Signale. Und auch was die Wirtschaft betrifft, sind wir verhalten optimistisch.»

Sicherheit: Rund 6500 Soldaten im Einsatz

Das Truppenkontingent, das in und um Davos für Sicherheit sorgen soll, umfasst rund 6500 Armeeangehörige. Verteidigungsminister Samuel Schmid werde deshalb während seiner Kurzvisite eher seine Truppen als das WEF selbst besuchen.

Befragt zur Gefahr von Attentaten und Demos rund um den Anlass, stellte WEF-Direktor André Schneider am Dienstag vor den Medien klar: «Die Sicherheitsfrage liegt voll in der Hand der Schweizer Behörden. Ich denke, sie haben die Situation vollkommen unter Kontrolle.»

«Das Andere Davos» als Gegenveranstaltung

Kein WEF ohne Anti-WEF: «attac Schweiz» hat gleichzeitig mit dem WEF vor den Medien zum Widerstand gegen den Sozialabbau, gegen die Besetzung in Irak und gegen die 11. AHV-Revision mobilisiert.

Die «Anti-WEF-Konferenz» wird am 17. Januar zum fünften Mal als Gegenveranstaltung organisiert. Das Motto heisst: «Die Globalisierung der Gewalt: Imperialismus und globale Enteignung». Dabei werden globale Vertreter der Antikriegs-Bewegung, der Gewerkschaften und Widerstands-Bewegungen miteinander diskutieren.

Erstmals machen am «Anderen Davos» auch Künstler mit: Die Theatergruppe «asa400» stellt ihr Stück «Davos: Expedition ins Gebirge» vor.

swissinfo und Agenturen

WEF 2004:
vom 21. bis zum 25. Januar
mehr als 2100 Beteiligte aus 94 Ländern
darunter:
30 Staatsoberhäupter, 75 Kabinetts-Minister, 28 religiöse Führer, 50 NGO
5 Bundesräte aus der Schweiz
Die Kulturschaffenden Youssou N’Dour, Luc Besson, Peter Gabriel, Quincy Jones
6500 Armeeangehörige

Die Themen des diesjährigen Treffens drehen sich um das Motto «Partnerschaft für Wohlstand und Sicherheit». Weiter auf der Liste steht das Thema Nord-Süd-Integration und natürlich die Sicherheit: Irak, der palästinensisch-israelische Konflikt, aber auch die Situation in Pakistan und Saudi-Arabien, welche gemäss WEF-Gründer Klaus Schwab «Schlüsselländer» sind.

In den vergangenen Jahren habe sich das WEF demgegenüber jeweils um ein zentrales Thema gedreht: 2003 lautete dies «Vertrauen bilden», im Vorjahr stand – nach dem 11. September 2001 – der Terrorismus im Zentrum, und im Januar 2001 waren es die Zusammenbrüche der Finanzmärkte in Russland und Brasilien.

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