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Weniger Autohändler

Weniger Händler und tiefere Preise sollen die Zukunft im Autogewerbe bringen. Keystone

Die Öffnung des Schweizer Automarktes für mehr Wettbewerb fordert Opfer: 40 Prozent der Händler werden laut einer Studie des Beratungs-Unternehmens Mercer bis 2010 nicht überleben.

Auch Supermärkte werden in Zukunft Autos verkaufen.

Die Autobranche setzt in der Schweiz 21 Mrd. Franken um. Trotz diesem grossen Volumen sei der Autohandel wenig profitabel gewesen, schreibt Mercer.

Obwohl die Branche 2001 europaweit Neuwagen für 270 Mrd. Euro verkaufte, habe der Autohandel in der Schweiz lediglich eine Umsatzrendite von 0,8 Prozent erzielt.

Zu viele Garagen

«Der Grund liegt im zu dichten Niederlassungsnetz und der niedrigen Produktivität im Autohandel», schreibt Mercer. So verkaufe ein Schweizer Autohändler im Schnitt nur 60 Neuwagen pro Filiale, während es ein deutscher Autohändler auf 160 Neuwagen pro Filiale bringe.

Wesentlich erfolgreicher sind die Amerikaner, die 350 Neuwagen pro Filiale absetzten.

Händlernetz ausdünnen

Fast alle Fahrzeug-Hersteller versuchen seit einigen Jahren ihr Händlernetz global zu verkleiner. Bisher sei dies allerdings sehr langsam vor sich gegangen.

In Europa ging die Zahl der Stützpunkte in den letzten fünf Jahren um 2 Prozent jährlich zurück, die Zahl der Händlerverträge um 4 Prozent. Die Konsolidierung sei noch nicht abgeschlossen.

In der Schweiz hat die Wettbewerbskommission (Weko) die Autohändler im Herbst verpflichtet, Parallelimporte von Fahrzeugen aus dem EWR-Raum künftig nicht mehr zu behindern.

Mehrere Marken gleichzeitig

Wichtigste Änderung: Der sogenannte Gebietsschutz wird im selektiven Verkaufssystem aufgehoben.

Neu kann jeder Garagist – wenn er die Auflagen des Herstellers erfüllt – jede Automarke an jedem beliebigen Ort verkaufen. Verschiedene Marken im gleichen Showroom sind kein Problem mehr.

Verkauf im Internet

Neu wird die Kraftfahrzeugindustrie auch verpflichtet, den Verkauf und den Kundendienst zu trennen. Somit sind Autoverkäufer nicht mehr länger verpflichtet, Serviceleistungen nach dem Verkauf selber anzubieten.

Damit eröffnen sich neue Möglichkeiten für den Verkauf, wie zum Beispiel über Internet. Als Folge werde sich der Schweizer Markt strukturell an die anderen Märkte Europas angleichen. Damit dürften die Preise sinken.

Händlersterben

In Zukunft würden die grossen Automarken über mehrere Kanäle und nicht nur über Markengaragen vertrieben, schreibt Mercer in der Studie «Automobilvertrieb 2010». Grosse Händler und Handelsketten aus dem Ausland werden die kleinen Vertriebe schlucken und 20 Prozent Marktanteil erobern.

«Von den heute 5600 Händlern in der Schweiz werden circa 40 Prozent nicht überleben», schreibt Mercer.

Weitere 20 Prozent der Autos werden bis zum Jahre 2010 von den Herstellern direkt an die Kunden verkauft. Supermärkte werden sich bis zu 5 Prozent der Verkäufe sichern.

Service wird schlechter

Die grosse Frage: Kommt es tatsächlich zum Garagensterben? Fest steht: Für Betriebe ohne finanzielle Reserven wirds noch enger. Laut Peter W. Schneider, Direktor des Schweizer Autogewerbe-Verbandes (AGVS), braucht die Hälfte der 6000 Mitglieder Fremdhilfe für nötige Investitionen.

Schneider: «Die Autopreise werden wohl nicht so stark sinken, wie viele gehofft haben und keinem Autofahrer ist gedient, wenn es seiner Garage mies geht. Darunter leidet nur die Servicequalität.»

swissinfo und Agenturen

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