Wie sich die Schweizer Bankenwelt neu erfinden will
Kryptowährungen, Neobanken, Fintech. Die Schweizer Bankenwelt muss sich mit der Digitalisierung zahlreichen neuen Herausforderungen stellen. Wie gehen die Banken – ein gewichtiger Wirtschaftsfaktor der Schweiz – damit um?
Noch selten führte eine Geschäftsidee zu so vielen Erwartungen und heftigen Reaktionen. Die von Facebook als Kryptowährung vorgeschlagene Libra will die Art und Weise verändern, wie das Geld weltweit zirkuliert. Der Plan wird von einem von Facebook geführten Konsortium in Genf angeführt. Überall auf der Welt wird er nun ganz genau unter die Lupe genommen.
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Wollen uns die GAFAM unser Know-how entziehen?
In der Schweiz führte die Idee dazu, dass die Banken ihre Rolle überdenken müssen. Der traditionsreiche Bankensektor des Landes läuft derzeit Gefahr, durch neue Formen digitaler Währungen, welche die traditionellen Geldströme umgehen, seine Wurzeln zu verlieren.
Der Finanzsektor sieht darin aber auch ein grosses Versprechen: Könnten digitale Währungen zu einer Wiederbelebung des Privatkundengeschäfts führen und einer grösseren Zahl von Menschen den Zugang zu effizienteren Finanzdienstleistungen ermöglichen?
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Dienstleistungssektor
Laut einer Studie der Schweizer Landesregierung (Bundesrat) sollte die Entwicklung aber nicht allzu rasch ablaufen. Selbst wenn sie von der Zentralbank ausgegeben würde, brächte eine digitale Währung für die Allgemeinheit «derzeit keinen zusätzlichen Nutzen für die Schweiz. Stattdessen würde sie neue Risiken mit sich bringen, speziell im Hinblick auf die Finanzstabilität».
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Die Technologie hinter Bitcoin und Blockchain
Die sich rasch entwickelnde Kryptowährungs- und Blockchain-Industrie in der Schweiz sieht das allerdings anders. Es gibt eine Fülle von Gruppen, die Kryptowährungen fördern, und viele Projekte widmen sich der Integration der neuen digitalen Technologie in die traditionelle Finanzwelt.
In der Frage, wie dies ablaufen wird, hat die Schweiz viel zu gewinnen – und zu verlieren. Laut der Boston Consulting Group verwaltet die Schweiz mehr als 2,3 Billionen Dollar an Offshore-Vermögen, das ist mehr als jedes andere Land und entspricht einem Drittel aller geschätzten bekannten Offshore-Vermögenswerte weltweit. Rund 10% der Wirtschaftsleistung des Landes stammen aus dem Finanzsektor.
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«Wir können nicht mehr nur in der Schweiz auf Kunden warten»
Gesetzgeber und Regulierungsbehörden versuchen, einen Übergang zu gestalten, den viele Menschen für unvermeidlich halten – mit oder ohne Libra. Wenn diese Chance verpasst wird, befürchten einige, könnte dies den Platz der Schweiz in der globalen Finanzwelt beeinträchtigen, da digitale Vermögenswerte in andere Länder fliessen würden.
Konsumentinnen und Konsumenten, die für die Waren bezahlen, sind nur ein Teil des Puzzles: Digitale Währungen sind auch dazu fähig, den Handel zu verändern, die Art und Weise, wie Unternehmen frisches Kapital beschaffen und wie Investitionen verpackt und verkauft werden.
In diesem Sinn will die Schweiz ihr Banken-, Gesellschafts- und Finanzmarkt-Infrastrukturgesetz aktualisieren. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht ringt häufig mit der Krypto-Startup-Gemeinde darüber, wie Kleinanleger in der versprochenen neuen Welt der digitalen Finanzen geschützt werden können. Sie vergibt auch Lizenzen an Finanzakteure, die sich auf Krypto-Assets spezialisiert haben.
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Kryptowährungen: Chance oder Risiko für Finanzplatz Schweiz?
Die Schweiz hat sich im Krypto- und Blockchain-Bereich weltweit führend positioniert. Mehrere hundert Startups werden von Gründerzentren, Beratern und juristischen Teams unterstützt. Das Land beheimatet auch spezialisierte Stiftungen, die das bedeutende Vermögen einiger der weltweit führenden Blockchain-Projekte beherbergen.
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