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Winterthur – ein Portrait

In der Altstadt von Winterthur. picswiss

Winterthur liegt in der Nordostschweiz zwischen Zürich und St. Gallen. Winterthur ist die zweitgrösste Stadt im Kanton Zürich und momentan die sechstgrösste Stadt der Schweiz.

Neben der Winterthur Versicherungen erlangte die Stadt vor allem durch ihre einst blühende Maschinenindustrie internationale Berühmtheit. (Gebrüder Sulzer, Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik (SLM), Maschinenfabrik Rieter, Geilinger AG).

Die Signale über die Stadt Winterthur heute sind unterschiedlich. «Die Stadt mausert sich von der verarmten Industriestadt zur Trendstadt für Gutverdienende», schrieb der Berner Bund im März.

Die Stadt sei erst auf dem Weg zur Besserung findet der Winterthurer Landbote und schreibt im Oktober in einem Kommentar, mit einem tollen Image sei es noch nicht getan und eine Aufbruchstimmung mache noch keinen Aufbruch.

«Das Budget 2007 zeigt in erschreckender Deutlichkeit, dass die Stadt noch lange nicht der gesunde Wirtschaftsstandort ist», schreibt der Landbote weiter. Eine Tatsache, der sich auch Stadtpräsident Ernst Wohlwend im Gespräch mit swissinfo nicht verschloss. «Wir haben den Turnaround noch nicht geschafft», sagte er wörtlich.

Wie die Schweiz, so Winterthur

Doch die Stadt hat auch eine sehr schwierige Vergangenheit zu bewältigen. Sie ähnelt in gewissem Masse derjenigen der Schweiz. Mit der Globalisierung gerieten in der Schweiz die Industrie-Arbeitsplätze unter Druck.

Schweizer Weltfirmen wie Saurer, Sulzer, Rieter oder Escher Wyss verschwanden oder mussten mit schmerzhaften Einschnitten – sprich Entlassung der Arbeitnehmer – saniert und umstrukturiert werden.

Die einst dominante Schweizer Textilindustrie fristet heute ein Nischendasein. Der Umbau der Schweiz in einen Finanz- und Dienstleistungsstandort mit eher kleinen Firmen der Spitzentechnologie und –fertigung hat Winterthur hautnah durchstehen müssen.

Seit den 1980er-Jahren hat die Winterthurer Wirtschaft diesen grossen Umbruch erlebt. Zuerst den Wandel von der Maschinen- zur Dienstleistungsindustrie (Versicherungen und Banken), in den 1990er-Jahren schliesslich mit dem Verkauf der Winterthur-Versicherungen an die Credit Suisse-Gruppe und mit daran anschliessenden ständigen Restrukturierungen auch einen Niedergang dieses Wirtschaftszweiges (die Versicherungsbranche hat keinen Niedergang erlebt). Heute gehört die Versicherung dem französischen Axa-Konzern.

Auf und ab und auf

Die Stadt trug lange das Etikett einer arbeitsamen Arbeiter- und Industriestadt. Das Sulzer-Industrie-Quartier wuchs im 19. Jahrhundert stetig zwischen der Strasse und der neuen Eisenbahnlinie nach Zürich.

Die Firma entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum weltweit tätigen Unternehmen – mit über 33’000 Mitarbeitern – und belegte im Zentrum der Stadt Winterthur ein Areal, das so gross war, wie die Winterthurer Altstadt.

Nach dem Niedergang des einstigen Industriezentrums in der Stadtmitte, sind die grossen Industriebetriebe ausgezogen. (Niedergang und Auszug gingen doch einher) Die Produktionshallen wurden umgenutzt und Zug um Zug neu belebt, unter anderem mit einer sehr lebendigen Party- und Musiktheaterszene.

An Zürich verpfändet

Die archäologisch nachweisbare Geschichte Winterthurs geht bis in die Bronzezeit zurück.
Seit dem frühen 13. Jahrhundert entwickelte sich die Stadt unter kyburgischer und ab 1264 unter habsburgischer Herrschaft stark, konnte aber nie eine eigenständige Rolle innerhalb der grösseren habsburgischen Landstädte spielen.

Lediglich im 15. Jahrhundert war Winterthur für wenige Jahre reichsfrei, bevor es 1467 an Zürich verpfändet wurde und bis 1798 unter Zürcher Herrschaft blieb.

Winterthur spielte ab 1869 eine massgebliche Rolle in der kantonalen Politik und führte namentlich die Opposition gegen den Wirtschaftsliberalismus Zürichs an.

Dieser politische und wirtschaftliche Höhenflug fand mit der grossen Krise der privaten Eisenbahnen in der Schweiz 1882 ein jähes Ende. Die Schulden, die die Stadt mit diesem Abenteuer angehäuft hatte, waren erst um 1950 vollständig abbezahlt.

swissinfo, Urs Maurer

Winterthur hat 18 Museen. Das bekannteste dürfte das Museum Oskar Reinhard «am Stadtgarten» sein mit rund 600 Werken deutscher, schweizerischer und österreichischer Künstler vom 18. bis 20. Jahrhundert. Dazu kommt die Privatsammlung von Reinhard.

Dann etliche Orchester und Theater, so das Theater Winterthur am Stadtgarten und das Casinotheater.

Aus Winterthur kommen zahlreiche bekannte Personen, wie der Philosoph Johann Georg Sulzer (1729 – 1779) der Maler Johann Ludwig Aberli (1723 – 1786) oder der Maschinenkonstrukteur Charles E. L. Brown (Brown Boweri, heute ABB). Dann etwa Hans Gamper (1877-1930), der Gründer des FC Barcelona.

Aus neuerer Zeit seien Bernhard Thurnherr, Moderator beim Schweizer Fernsehen oder der Kabarettist Viktor Giacobbo erwähnt.

In der Stadt selber wohnten oder wohnen unter anderen Gottfried Semper (1803 – 1873), der deutsche Architekt der Semperoper in Dresden. Semper baute auch das Stadthaus, heute Sitz der Stadtregierung.

Albert Einstein lebte in Winterthur und die Musikerin Anne Sophie Mutter kam als 11-jährige in die Stadt für das Studium am Konservatorium.

Winterthur liegt im Kanton Zürich und hatte am 31.12. 2005 rund 93’000 Einwohner.
Das bedeutet sechstgrösste Stadt der Schweiz und die zweitgrösste im Kanton Zürich.
Die Wohnbevölkerung in Winterthur wächst im Mittel um 4 % pro Jahr.

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