WWF: CO2-Abgabe rasch einführen
Letzten Mittwoch hatte die mit Ozon verschmutzte Smogschicht über der Schweiz eine Höhe von 4500 Metern erreicht. So dick war der Smog hierzulande praktisch noch nie.
Auch deshalb fordert der WWF die Einführung der CO2-Lenkungs-Abgabe auf den 1. Juli 2004.
Im Rahmen des Kyoto-Protokolls der UNO hat sich die Schweiz verpflichtet, den C02-Ausstoss bis zum Jahr 2010 um 10 Prozent zu senken.
Nach Ansicht des WWF muss die CO2-Lenkungsabgabe rasch eingeführt werden, die vom Bundesrat verfolgte Politik führe nicht rasch genug zum Ziel. Angesichts der Klimaerwärmung dürfe mit dem Klimaschutz, dem Abbau der Treibhausgas-Emissionen nicht länger zugewartet werden.
Die CO2-Abgabe beruhe auf dem Verursacher-Prinzip. Es handle sich also nicht um eine neue Steuer, kontert die Organisation Kritiker der Lenkungsabgabe.
Aktive Rolle spielen
Um der Forderung nach einer raschen Einführung der CO2-Abgabe Nachdruck zu verleihen, lancierte die Umweltorganisation am Freitag eine Petition. Sie soll auf die kommende Herbstsession der eidgenössischen Räte eingereicht werden.
Zudem verlangt der WWF weitere Massnahmen gegen die Klimaerwärmung. So solle die Schweiz zum Beispiel auf internationaler Ebene – etwa im Rahmen der UNO-Klimakonferenzen – eine Vorreiter-Rolle übernehmen.
Kohlendioxid sei für 85% der Treibhausgas-Emissionen in der Schweiz verantwortlich. «Wenn dieser Ausstoss nicht reduziert wird, ist der Klimaschutz verloren», sagt Patrick Hofstettler, Leiter Klimapolitik beim WWF Schweiz.
Benzin plus 30 Rappen
Die CO2-Abgabe sei keine neue Steuer, argumentiert der WFF. Die Abgabe beruhe auf dem Verursacherprinzip. Nach einem Bonus/Malus-System soll das Geld zurückbezahlt werden: Bei Privaten via Krankenkassen-Beiträge, bei Unternehmen als Rabatt auf die AHV-Beiträge.
Um die geplanten Ziele zu erreichen, müsste laut einer Studie der ETH Zürich ein Liter Benzin oder Diesel 30 Rappen und ein Liter Heizöl 14 Rappen teurer werden.
Neben dem WWF forderte auch der Verkehrs-Club der Schweiz (VCS) eine CO-Abgabe. Auch Road-Pricing, temporäre Fahrverbote und tiefere Geschwindigkeits-Limiten dürften kein Tabu mehr sein, heisst es beim VCS.
Entscheid liegt beim Bundesrat
Ob und wann die CO2-Lenkungsabgabe im Rahmen des Kyoto-Protokolls eingeführt wird, entscheidet die Schweizer Regierung.
Diese will aber mit der Einführung noch zuwarten. Ein Entscheid sei frühestens Ende Jahr zu erwarten, sagte Energieminister Moritz Leuenberger jüngst.
Erreicht die Schweiz die Ziele des 1999 eingeführten CO2-Gesetzes nicht, hat die Regierung die Möglichkeit, ab Anfang 2004 eine Abgabe auf CO2 einführen.
Dicke Luft
Am Mittwoch hatte die bodennahe Ozonschicht über der Schweiz eine Höhe von bis zu 4,5 Kilometern erreicht. Damit lagen nur noch die allerhöchsten Gipfel der Alpen über dem Smog. Es handelte sich um einen Wert, der seit Beginn der Messungen vor 35 Jahren kaum je erreicht worden sei, erklärte Meteo Schweiz.
Erklären lasse sich die extreme Mächtigkeit der Smogschicht mit der starken Luftinstabilität und der Hitze. Das aus Abgasen entstandene Ozon habe sich über die ganze instabile Luftschicht verteilen können und sei durch Höhenwinde verbreitet worden.
Die Ozonkonzentration ereichte Werte von um 200 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft. Damit wurde der Grenzwert von 120 Mikrogramm massiv überschritten.
swissinfo und Agenturen
Unter Einwirkung von Sonnenstrahlen und Wärme wird aus Stickstoffoxiden und Kohlenwasserstoffen Ozon gebildet.
Bodennahes Ozon wird vorwiegend tagsüber während der intensiven Sonneneinstrahlung, besonders bei Inversionswetterlagen, aus Sauerstoff, Stickstoffoxiden und Kohlenwasserstoff-Verbindungen gebildet (Sommersmog).
Die Stickstoffoxide und Kohlenwasserstoffe werden hauptsächlich durch Kraftfahrzeuge, Kraftwerke und Industrieanlagen freigesetzt.
Das Ozon schädigt Schleimhäute im Auge und in den Lungen. Pflanzen können absterben.
Jedes Ozonmolekül besitzt ein freies Sauerstoffatom, das auf aggressive Weise versucht, chemische Verbindungen einzugehen.
Es oxidiert an der schützenden Schleimschicht der Atemwege und durchlöchert sie so. Danach kann es direkt das Lungengewebe angreifen.
Folgen dieser Reizgas-Attacke sind Schwellungen, Sekretstörungen und Verkrampfungen im jeweiligen Lungenbereich. Die Lunge altert vorzeitig.
Hingegen schützt die Ozonschicht in der höheren Atmosphäre die Erde, schützt Menschen, Tiere und Pflanzen vor der gefährlichen ultravioletten Strahlung.
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