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500 Jahre in treuen Diensten des Papstes

Ehrengardisten der Schweizer Garde legen in Luzern einen Kranz für die Verstorbenen nieder. Keystone

Mit einem Festakt haben in Luzern die Feierlichkeiten zum 500-jährigen Jubiläum der Schweizergarde begonnen.

Die Päpstliche Schweizergarde halte Werte des Dienens und der Treue hoch und sei damit ein Vorbild für die Schweiz, sagte Bundesrat Blocher in seiner Festansprache.

Auch für Nichtkatholiken gibt es nach Ansicht des Schweizer Justizministers Christoph Blocher mindestens zwei Gründe, der Schweizergarde mit Wohlwollen und Achtung zu begegnen: Das Bekenntnis zu christlichen Grundwerten und der Wille, für eine höhere Sache einzustehen.

Blocher hielt am Samstag anlässlich des Festaktes zum 500-Jahr-Jubiläum der Schweizergarde in Luzern die Festansprache. Der protestantische Zürcher zeigte keine Berührungsängste zur katholischen Institution. Die Tatsache, dass etwas 500 Jahre angedauert habe, sei ein Indiz dafür, dass es sich bewährt habe, sagte Blocher.

Treue – ein Pfeiler der Eidgenossenschaft

Seit einem halben Jahrtausend leiste die Garde ihren Dienst. Und Dienen heisse, etwas anderes oder jemanden anderen über die eigene Befindlichkeit, den Auftrag über das eigene Interesse zu stellen.

Blocher nannte das Beispiel des «Sacco di Roma» von 1527, als im Kampf gegen einfallende Landsknechte 147 Gardisten fielen. Viele der Gardisten stammten aus dem inzwischen reformiert gewordenen Zürich. Reformierte Soldaten opferten sich für den Papst – aus Treue zum gegebenen Wort. Treue, so Blocher, sei denn auch ein Pfeiler der Eidgenossenschaft.

Der Festakt fand, eingerahmt von Bollerschüssen der Luzerner Herrgotts-Kanoniere und Musik, am Nationalquai statt. Ex-Gardisten waren zuvor in einem Sternmarsch zum Festplatz marschiert.

Gedenktafel und Bildband

Unter den Gästen waren unter anderen der Einsiedler Abt Martin Werlen und Armeechef Christophe Keckeis. Im Rahmen des Jubiläums wurde eine Gedenktafel enthüllt. Sie wird künftig bei der Hofkirche zu sehen sein und erinnert an den Auszug der ersten Schweizergardisten.

Zum 500-Jahr-Jubiläum der Schweizergarde ist ein gut dokumentierter Bildband erschienen. Autor ist der in Zürich lebende Historiker und Kunsthistoriker Robert Walpen. Auch die Bluttat von 1998 wird darin aufgearbeitet.

Im Vorwort richtet Papst Benedikt XVI. der Schweizergarde seinen innigen Dank «für ihre jahrhundertelange Treue» aus. Es sei ihm immer wieder eine Freude zu sehen, wie zuverlässig und aufmerksam diese jungen Eidgenossen als Schutztruppe und Ehrenwache ihren Dienst verrichteten.

Die Ausnahme des Verbotes

Ein Grusswort beigesteuert hat auch Bundespräsident Samuel Schmid. Die Schweizergarde sei «die lebendige Verbindung zwischen der alten und der neuen Schweizer Militärgeschichte», schreibt er.

Vom Verbot des Fremden Dienstes sei die Schweizergarde nicht berührt. Der Vatikanstaat sei heute ein niemand bedrohender, jedoch die notwendige Unabhängigkeit der Stimme des Papstes sicherstellender Kleinstaat. Der Dienst in der Garde sei deshalb in der Schweiz nie ernsthaft politisch bestritten worden.

Der 4. Mai 1998 – ein schwarzer Tag

Ein eigenes Kapitel ist dem Tötungsdelikt vom 4. Mai 1998 gewidmet. Der Gardist Cédric Tornay erschoss an diesem Tag den neuen Garde-Kommandanten Oberst Alois Estermann und dessen Frau, bevor er sich selbst tötete.

Der Autor zitiert aus dem Untersuchungsbericht des Vatikans. Demnach handelte der Täter aus Enttäuschung. Er fühlte sich missverstanden und schlecht behandelt. So wurde ihm etwa die Ehrenmedaille der Garde verweigert. Estermann riet ihm zudem zum Austritt. Als Estermann dann zum neuen Kommandanten ernannt wurde, war das zuviel für ihn.

Robert Walpen hält sich an die offizielle Version des Vatikans, zeigt aber ein gewisses Verständnis für die Mutter Tornays. Diese bestreitet die Täterschaft ihres Sohnes. Es gehe aber nicht um die Verurteilung von Cédric Tornay, so Walpen, sondern um Gerechtigkeit und Fairness für Estermann. «Niemand hat das Recht, mit Verdächtigungen eine Person auf Kosten einer andern zu entlasten.»

swissinfo und Agenturen

Die Päpstliche Schweizer Garde feiert im Jahr 2006 ihr 500-jähriges Bestehen.

Das Jubiläum wird mit zahlreichen Veranstaltungen begangen. Startschuss war eine Gedenkveranstaltung in Luzern.

Die Feier erinnerte an die Ereignisse, die am 21. Juni 1505 – der Geburtsstunde der Schweizer Garde – begannen.

An diesem Tag hatte Papst Julius II. den Auftrag erteilt, die Eidgenössische Tagsatzung zu ersuchen, für die Bewachung des Apostolischen Palastes rasch 200 Fussknechte zu stellen.

Die ersten 150 Gardisten marschierten im Herbst los und trafen im Januar 1506 in Rom ein.

Heute besteht die Schweizergarde aus 110 Mann, die sich für mindestens zwei Jahre verpflichten.

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