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Silvesterkläuse feiern Jahreswechsel doppelt

Im Appenzellerland wird die Jahreswende nicht nur nach dem gregorianischen Kalender am 31. Dezember gefeiert, sondern auch am 13. Januar nach dem julianischen. An beiden Tagen sind dort jeweils die Silvesterchläuse unterwegs. Kürzlich waren sie ausnahmsweise in der Stadt Zürich anzutreffen, wo im Haus Appenzell die Ernst Hohl-Kulturstiftung Wintervolksbräuche aus der Schweiz und Österreich präsentiert. Dort hat sie swissinfo.ch-Fotograf Christoph Balsiger abgelichtet.

Ihr Markenzeichen sind die spektakulären Kopfbedeckungen, mit Szenen aus dem bäuerlichen Leben verziert und in hunderten Freizeitstunden angefertigt. Meistens treten die Silvesterchläuse in Gruppen von sechs Figuren auf, zwei weibliche und vier männliche. Unter den Kostümen verbergen sich aber lauter Männer, weil die Hüte und Glocken für Frauen zu schwer wären, wird behauptet. Zur Jahreswende ziehen sie gruppenweise von Hof zu Hof, um den Leuten gute Wünsche zum neuen Jahr zu überbringen. Vor dem Haus und dessen Bewohnern stellen sie sich jeweils im Halbkreis auf, läuten mit ihren Schellen und stimmen eindrückliche Gesänge an.

Das «Silvester-Chlausen» geht laut neueren Forschungen auf einen spätmittelalterlichen Nikolaus-Brauch zurück. 1663 wird es erstmals schriftlich erwähnt. Im 15. Jahrhundert soll das Treiben im Advent immer wilder geworden sein. Die kirchliche Behörde begann, sich am lauten Herumlaufen in der Nacht zu stören. Im Kanton Appenzell-Innerrhoden wurde es im 18. Jahrhundert während mehrerer Jahrzehnte verboten. 

(Text: Peter Siegenthaler, swissinfo.ch)

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