Auch Genf trauert um König Fahd
Während zahlreiche Staats- und Regierungschefs in Saudiarabien Abschied von König Fahd nehmen, trauert die Stadt Genf um einen "grossen Freund".
Der am Montag verstorbene Monarch, der sich im Nobel-Vorort Collonge-Bellerive ein Prunk-Schloss bauen liess, hatte eine sehr enge Beziehung zur Rhone-Stadt.
Zum letzten Mal war der saudische Monarch im Sommer 2002 an den Genfersee gekommen, als er erstmals in seinem 40 Hektaren grossen Anwesen «Villa de L’Aube» residierte. Dabei handelt es sich um ein Schloss mit 17’000 Quadratmetern Wohnfläche, welche von zahlreichen Gebäuden für das Personal umgeben ist. Zuvor war Fahd in Genf immer im Luxushotel abgestiegen.
Die damalige Ankunft des 350 Personen starken Hofstaats, der in sechs Jumbojets in Genf eintraf, war der Auftakt zu einer Einkaufstour gigantischen Ausmasses: Die Entourage liess in den knapp drei Monaten nicht weniger als 520 Mio. Franken in den Bijouterien und anderen Luxusläden liegen.
«Er war ein sehr grosser Freund Genfs. Er hat die Art gemocht, wie die Menschen hier leben», sagte Christian Rey, Präsident von Genf Tourismus. «Fahd gehörte zu den ersten Arabern, die nach Genf kamen. Danach folgten viele, die entweder in Hotels wohnten oder eigene Häuser kauften.»
Sorge um den Ruf
Die saudische Königsfamilie kam laut Eric Kuhne, Präsident der Genfer Hoteliervereinigung, seit den 1980er-Jahren regelmässig nach Genf. Vor drei Jahren belegten Angehörige des Hofes von Fahd über die Hälfte der 410 Zimmer des Fünfstern-Hotels Noga-Hilton, dessen Direktor Eric Kuhne ist.
Nach Fahds Tod wächst nun die Sorge, dass Genf als Tourismus-Destination für reiche Araber an Prestige einbüssen könnte. Die Position Genfs habe bereits gelitten, weil der Schweizer Beitritt zu Schengen die Visapflicht gebracht habe, beklagt Kuhne. Zudem sei der Rhonestadt mit Beirut im Libanon harte Konkurrenz erwachsen.
Diversifizieren
Tourismus-Chef Christian Rey sieht die Sache nicht so schwarz. «Wir haben in den letzten Jahren unsere Angebote diversifiziert, so dass wir nicht nur die Luxus-Klientel anvisieren.»
Es gebe auch viele jüngere Gäste aus dem Orient, die in Dreistern-Hotels logieren würden. Rey ist deshalb zuversichtlich, die Zahl der Gäste an den Gestaden des Genfersees halten zu können.
Kulturzentrum
Eine andere Hinterlassenschaft Fahds in Genf ist die islamische Kulturstiftung samt Moschee, beides 1978 gegründet.
König Faisal habe das Projekt seinerzeit ins Rollen gebracht, aber es sei sein Nachfolger und Bruder Fahd gewesen, der das 15-Mio.-Projekt realisiert habe, sagte Zentrumssprecher Hafid Ouardiri in der Zeitung «Tribune de Genève».
«Mit dem Stiftungsgeld konnten wir das Zentrum ausstatten, und es sichert auch heute noch den Betrieb.»
swissinfo, Adam Beaumont in Genf
(Übertragung aus dem Englischen: Renat Künzi)
2003 stiegen in Genf über 10’000 Gäste aus den Golfstaaten ab.
Sie sorgten für 130’000 Übernachtungen, was 6% ausmacht.
75% der arabischen Touristen in der Schweiz besuchen Genf.
König Fahd von Saudiarabien starb am Montag im Alter von 84 Jahren. Er wurde am Dienstag in der Hauptstadt Riad bestattet.
Nachfolger ist sein Halbbruder, Kronprinz Abdullah.
Fahd war zuletzt 2002 in Genf, als er sich einer Augenoperation unterziehen musste.
Bundespräsident Samuel Schmid nimmt am Mittwoch an den Trauerfeierlichkeiten in Riad teil.
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