Auslandschweizer-Preis 2007 an zwei Benediktiner
Die Engelberger Benediktiner Pater Urs Egli und Bruder Gerold Neff sind für ihr über 50-jähriges humanitäres Engagement zugunsten armer Menschen in Kamerun geehrt worden.
Der Auslandschweizer-Preis wird seit 2001 von der Abteilung Schweiz International der Freisinnig-Demokratischen Partei (FDP) verliehen.
Urs Egli und Gerold Neff haben nicht nur den Jahrgang 1927 gemein: Sie sind also beide 80 Jahre jung, Benediktiner aus dem Kloster Engelberg und als solche seit 52 Jahren als Missionare und Entwicklungshelfer in Otélé in Kamerun tätig.
Jetzt teilen sie eine weitere Gemeinsamkeit: Sie sind Träger des Auslandschweizer-Preises 2007, der ihnen am Freitag in Winterthur verliehen wurde.
Nachhaltiges humanitäres Engagement
Geehrt wurden sie für ihr herausragendes Engagement für die Verbesserung der Lebensbedingungen der armen Landbevölkerung in Kamerun. «Dank der Projekte der beiden Benediktiner bekamen Unzählige Arbeit und das Brunnenprojekt ‹L’eau c’est la vie› von Pater Urs Egli versorgt über 300’000 Menschen mit sauberem Wasser. Bruder Gerold Neff setzt sich seit 1965 als Gefängnisseelsorger für die Gefangenen im überfüllten Gefängnis von Yaoundé ein», begründete die Jury ihre Wahl.
Die Urkunden mit dem Titel Auslandschweizer des Jahres nahmen die beiden Geehrten vom Zürcher Nationalrat Markus Hutter entgegen, dem Präsidenten der Abteilung FDP Schweiz International. Die Auszeichnung umfasst ferner die Aufnahme in den «Ehrenclub der Förderer der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer» sowie einen Geldpreis von 10’000 Franken.
Hochwillkommene finanzielle Unterstützung
In seiner kurzen Dankesrede gab Pater Urs eine Kostprobe seines Humors, aber auch seiner Bescheidenheit. «Wenn es heisst, ich habe 1000 Brunnen gebaut, sage ich, dass ich auch dabei war und zugeschaut habe. Aber gebaut haben die Brunnen meine Mitarbeiter in Kamerun, unterstützt von Mitarbeitern der Stiftung St. Martin in der Schweiz.»
Gegenüber swissinfo betonte Pater Urs Egli, dass mit dem Preis ihre humanitäre Arbeit auch in der Schweiz anerkannt werde. «Wir stehen in Kamerun vor Problemen, die wir zu lösen versuchen. Das schöne dabei ist die Unterstützung, die wir in der Heimat finden.» Das sei immer eine Überraschung und eine grosse Freude, sagte Pater Urs.
Ebenso gross war die Freude bei Bruder Gerold. «Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal eine solche Ehrung erhalte», lachte er. Er sei sehr dankbar für den Preis, denn Geld sei für ihre Tätigkeit absolut notwendig. «Ein Teil geht an Schreinerlehrlinge, denn sie müssen in der von mir gegründeten Berufsschule auch Schulgeld bezahlen.» Ein anderer Teil gehe an die Gefangenen, die er im Zentralgefängnis in Yaoundé betreue.
Gute Visitenkarten für die Schweiz
Nationalratspräsidentin und FDP-Politikerin Christine Egerszegi dankte Urs Egli und Gerold Neff dafür, «dass Sie so viel Gutes tun». Die höchste Schweizerin wünschte sich, dass die beiden viele Nachahmer finden würden.
Sie bezeichnete die Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer als Visitenkarte für das Land, die mit ihrem Engagement das Image der Schweiz prägten. «Davon profitieren auch wir Inlandschweizer», zeigte sich Egerszegi überzeugt.
Mehr
Fünfte Schweiz
Lebenswerk in Buch festgehalten
Die Laudatio auf die beiden Ausgezeichneten hielt die Schriftstellerin Rosemarie Keller. Sie hat die Missionare mehrmals besucht und deren vielfältiges und pragmatisches Wirken im Buch «Tausend Brunnen, Engelberger Benediktiner in Kamerun» gewürdigt.
«Bruder Gerold Neff und Pater Urs Egli tragen einen Titel, wie die Welt keinen besseren zu vergeben hat: Im Gefängnis von Yaoundé, in Busch und Dörfern werden sie begrüsst mit ‹mon père›,» sagte Keller.
swissinfo, Renat Künzi in Winterthur
Ziel und Zweck des Auslandschweizer-Preises ist es, bedeutende Engagements von Schweizerinnen und Schweizer im Ausland zu unterstützen.
Mit dem Preis will FDP Schweiz International auch Persönlichkeiten oder Institutionen ehren, die sich ausserordentlich für die Anliegen der Auslandschweizer einsetzen.
Gleichzeitig soll die Schweizer Bevölkerung vermehrt auf die Bedeutung der «fünften Schweiz» aufmerksam gemacht werden.
Der Preis wird von einer siebenköpfigen Jury vergeben, der zwei FDP-Vertreter angehören.
Der Luzerner aus Buttisholz kam 1955 in die Mission Otélé in Kamerun.
Er reorganisierte die Volksschulen und leitete den Bau wichtiger Strassen.
Egli führte Niederstamm-Ölpalmen ein, weil bei der Ölnuss-Ernte immer wieder junge Menschen von Hochstammbäumen stürzten und starben.
Wichtig ist ihm auch die Stärkung der Stellung der Frauen.
Sein wichtigstes Projekt ist das Brunnenprogramm «L’eau c’est la vie» (Wasser ist Leben). Es umfasst 1000 Brunnen, die alle funktionstüchtig sind.
Der ausgebildete Schreiner stammt aus dem Appenzellischen und ist seit 1952 Missionar in Kamerun.
Als Leiter der Schreinereien in Otélé war er am Bau von Spitälern, Schulen, Seminaren, Kirchen und dem Kloster auf dem Mont Fébé bei Yaoundé beteiligt.
Spezielles Anliegen ist ihm die Ausbildung von Lehrlingen. In Mont Fébé gründete er eine Berufsschule, die heute staatlich anerkannt ist.
Seit 1965 ist Neff zudem Seelsorger im überfüllten Zentralgefängnis von Yaoundé, wo er sich auch um Insassen kümmert, die zum Tod verurteilt sind.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch