Bischöfe sorgen sich um Christen in Iran
Christen in Iran geniessen nicht wirkliche Religionsfreiheit. Zu diesem Schluss kommt eine Delegation der Schweizer Bischofskonferenz nach ihrem Besuch in Iran.
Die christlichen Minderheiten könnten ihre religiösen Bräuche lediglich unter sich ausüben, kritisiert die Delegation.
«Die Christen in Iran sind glücklich, dass sie ihren Glauben ausüben können. Sie können Messen feiern und sie haben Kirchen», sagte
Mario Galgano, Pressesprecher der Bischofskonferenz nach der Rückkehr in die Schweiz.
«Aber das Problem ist, dass sie keine weiteren Rechte haben. So können sie ihren Glauben nicht ausserhalb der christlichen Gemeinschaft ausüben. Sie haben also nicht die volle Religionsfreiheit.» Resultat: Die meisten Iraner wüssten wenig über das Christentum und andere Religionen.
Die Delegation, welche vom Lausanner Weihbischof Pierre Bürcher geleitet wurde, hat bei ihrem Besuch auch Vertreter der jüdischen Gemeinde in Iran getroffen.
Laut Galgano brachte dieses Treffen relativ wenig Konkretes. Mehr erwartet er vom «Doha-Trialog», welcher bis am Donnerstag in Qatar stattfindet und christliche, jüdische und moslemische Vertreter zusammenbringt. Auch Weihbischof Bürcher wird daran teilnehmen.
Der Besuch der Delegation der Schweizer Bischofskonferenz war ein Gegenbesuch bei der «Islamic Culture and Relations Organisation» (ICRO), die im September 2005 in der Schweiz zu Gast war.
Politische Krise
Laut Galgano waren auch die politische Krise um das iranische Atomprogramm und die Kontroversen um die Mohammed-Karikaturen ein Diskussionsthema.
«Die politische Situation ist angespannt. Das ist auch in Iran kein Geheimnis. Die Leute sind im Bild über die Probleme in Irak und in den palästinensischen Gebieten. Sie wollen keinen dritten Konflikt in der Region. Sie wollen Frieden», sagte Galgano.
Zahlreiche iranische Journalisten hätten die Schweizer Bischöfe gefragt, was diese von den Mohammed-Karikaturen hielten. «Wir haben gesagt, dass Karikaturen nicht religiöse Gefühle verletzen dürfen. Aber auf der andern Seite haben wir auch erklärt, dass die Meinungsfreiheit in der Schweiz und in andern westlichen Ländern sehr wichtig ist.»
Ein Buch
Der Dialog zwischen der ICRO und der Arbeitsgruppe Islam der Schweizer Bischofskonferenz hat vergangenes Jahr begonnen. Die beiden Organisationen wollen die Gespräche fortsetzen.
Ein erstes konkretes Resultat wird die Veröffentlichung eines Buches sein. Dieses wird in zwei Sprachen erscheinen und die Vorträge und Begegnungen dokumentieren, welche der Entwicklung des kulturellen und interreligiösen Dialogs gewidmet waren.
«Ich denke, es ist noch zu früh, um zu sagen, wir seien einer besseren Verständigung zwischen Christen und Muslimen näher gekommen. Das waren erst die ersten Schritte und wir müssen den Dialog in Richtung eines Friedens fortsetzen.»
swissinfo, Adam Beaumont
(Übertragung aus dem Englischen: Andreas Keiser)
Die Zahl der Muslime in der Schweiz steigt. 1990 machten sie 2,2% der Bevölkerung aus, im Jahre 2000 waren es 4,3%.
Die Mehrheit der Muslime stammt aus dem Balkan und der Türkei und ist sunnitisch.
Einige Forderungen der islamischen Gemeinschaft sind in der Schweizer Gemeinschaft umstritten: konfessionell abgetrennte Bereiche auf Schweizer Friedhöfen, der Bau von Minaretten, die Einführung von geschlechtsgetrennten Abteilen in den Schwimmbädern, usw.
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