Die Schweizer sind in Zypern angekommen
Ein vom Bund gechartertes Schiff ist aus Beirut kommend in Larnaca eingelaufen, mit 336 Schweizern, 20 Schweden und 4 Deutschen an Bord.
Zypern wird von Flüchtlingen überflutet. Zahlreiche Länder bringen ihre Landsleute aus den libanesischen Kampfzonen übers Meer in Sicherheit. Die Kämpfe haben schon über 300 zivile Todesopfer gefordert.
Das umfunktionierte maltesische Frachtschiff «Fast Arrow» fuhr um 2.15 Uhr (1.15 Uhr MESZ) im Hafen der zypriotischen Stadt Larnaca ein.
Alle Passagiere seien versorgt und psychologisch betreut worden, sagte Fabienne Wiedler vom Schweizerischen Korps für Humanitäre Hilfe (SKH) am frühen Sonntagmorgen.
Sie wurden in Bussen in Unterkünfte gebracht, wo sie ihre Flüge in die Schweiz abwarteten.
Erstes Flugzeug ist bereits gestartet
Ein erstes Flugzeug ist am frühen Sonntagabend gestartet und wird ab 22 Uhr in Zürich-Kloten erwartet.
Zwei weitere Flugzeuge aus Zypern werden über Nacht folgen, wie das Eidgenössische Departement für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) mitteilte. Bundespräsident Moritz Leuenberger werde die Rückkehrer am Flughafen empfangen.
Unter den Flüchtlingen aus Beirut befanden sich 40 Babys und vier schwangere Frauen sowie mehrere Rollstuhlfahrer und Betagte. Auch waren einige unbegleitete Jugendliche auf dem Schiff.
Die Flüchtlinge seien insgesamt in einem besseren Zustand als erwartet gewesen. Alle seien unverletzt. Die Versorgung auf dem Schiff habe gut funktioniert. Unter anderem waren sie bereits auf der «Fast Arrow» von SKH-Ärzten betreut worden.
Angehörige in Libanon zurückgelassen
Viele Flüchtlinge waren laut Wiedler jedoch gestresst und übermüdet nach einer langen Irrfahrt durch Libanon und einige klagten über Kopfschmerzen oder Übelkeit.
«Viele alleinreisende Frauen mit ihren Kindern waren unter den Libanon-Rückkehrern. Sie haben ihre Männer und andere Angehörige in Libanon zurückgelassen und machen sich nun grosse Sorgen», sagte Wiedler.
Die «Fast Arrow» hatte die libanesische Hauptstadt Beirut am Samstagabend verlassen. Unter den Passagieren sind nach Angaben eines SKH-Delegierten in Beirut auch 25 Schweizer Flüchtlinge aus dem umkämpften Süden Libanons.
Neben den Schweizern hatten auch 4 Deutsche und 20 Schweden auf der «Fast Arrow» das Land verlassen.
Seit dem 14. Juli verliessen insgesamt 850 Schweizer Libanon mit Unterstützung des EDA. Nach Einschätzung eines EDA-Vertreters in Beirut sind damit alle Schweizer ausgereist, die dies bislang beantragten.
Noch 45 Schweizer in Südlibanon
Noch immer blockiert sind etwa 45 Schweizer Staatsangehörige im Süden Libanons. Bislang konnten etwa 90 den Süden verlassen.
Die Massnahmen zur Unterstützung der Schweizer im Süden würden fortgeführt, hatte es von Seiten des EDA am Samstag geheissen. Deren Lebensbedingungen vor Ort seien durch die anhaltenden Kämpfe äusserst schwierig.
Zypern: Zehntausend Flüchtlinge an einem Tag
Insgesamt wurden in der Nacht und am Sonntag gut Zehntausend Libanon-Flüchtlinge auf Zypern erwartet. Die Behörden bereiteten sich auf die Ankunft von 14 vollbesetzte Schiffen innerhalb von 30 Stunden in den Häfen von Larnaca und Limassol vor.
Seit Beginn der Massenevakuierung kamen bislang bereits mehr als 33 000 Menschen auf die kleine Mittelmeerinsel. Die Regierung rechnet damit, dass es bis zu 70 000 Flüchtlinge sein werden, wie Aussenminister Georgios Lillikas sagte.
swissinfo und Agenturen
In den letzten 11 Tagen sind bereits mehr als 33’000 Personen evakuiert worden.
838 Schweizer Staatsangehörige haben im Libanon gelebt, als Israel mit den Interventionen gegen die islamistische Hisbollah begann.
713 sind schweizerisch-libanesische Doppelbürger.
Personen, die sich über Verwandte im Libanon informieren möchten, können sich bei der Hotline erkundigen.
Täglich von 8 bis 21 Uhr, inklusive Samstag und Sonntag, Tel.: +41 31 325 33 33
Am Sonntag trifft zur Verstärkung ein weiteres Expertenteam der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) im Libanon ein.
Seine Aufgabe besteht darin, die internationale Hilfe zu koordinieren, die libanesischen Behörden zu unterstützen und Notmassnahmen in die Wege zu leiten.
Toni Frisch, Delegierter der Humanitären Hilfe, wird am Montag in Beirut im Libanon sein.
Im Rahmen seines Besuchs vor Ort wird er sich ein Bild über die Lage verschaffen, besonders was die Sicherheit und den Zugang zu den Opfern betrifft.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch