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Die Schweizergarde auf dem Petersplatz. cristiandad.org

Die Schweizergarde an der Expo.02: Ihre Musikgruppe trat am Samstag in Biel am Auslandschweizertag auf. Ein seltenes Gastspiel.

25 Gardisten-Musiker traten am Samstag in den mittelalterlichen Uniformen der drei Medici-Farben blau, gelb und rot in Biel auf. Ein seltener Auftritt zum Tag der 5. Schweiz an der Expo.02, in der Bieler Arteplage. Das Publikum kam zahlreich, trotz des Dauerregens.

Der Sacco di Roma und Karl V

«Acriter et fideliter», also mutig und treu, widerstanden die Gardisten-Musiker in Biel dem Regen. Doch dieses Motto hat sie auch unter ganz anderen Umständen bekannt gemacht. Am 21. Januar 1506 vom Papst Julius II. gegründet, ist sie seither die militärische «ständige Formation» des Vatikans, zusammengesetzt aus schweizerischen Gardisten.

Kurz nach ihrer Gründung musste die Garde schon ihren Mut beweisen. Am 6. Mai 1527 fiel Kaiser Karl V ein, Rom wurde eingenommen, und 147 Schweizer liessen ihr Leben, damit Papst Klemens VII in Catel Sant’Angelo Zuflucht finden konnte.

Eine Entschlossenheit, die auch heute noch gilt. Pius Segmüller, der Kommandant der Garde, meint gegenüber swissinfo: «Ich bin mir sicher, dass alle Gardisten auch heute gerne ihr Leben aufs Spiel setzen würden, wenn es darum ginge, den Papst zu schützen.»

Religion und Berufung

Was führt denn dazu, dass sich auch heute noch, im 3. Jahrtausend nach der Geburt Christi, junge Schweizer in die Garde einschreiben wollen? Segmüller: «Gardist zu sein ist nicht einfach ein Beruf, sondern schliesst sein Leben für den Heiligen Vater mit ein.»

Die Religion spielt deshalb bei der Rekrutierung eine Schlüsselrolle: katholisch muss man schon sein dazu. «Dies gilt als Basis für ein Gardistenleben», so Segmüller. «Im Vatikan fühlen wir uns als Zentrum des Christentums, nahe beim Papst. Deshalb ist unser Beruf eine Mission und Berufung.»

Security statt Folkloregarde

Mit einem Bestand von 110 Gardisten wird die Schweizer Garde oft als folkloristische Paradeformation wahrgenommen. Völlig falsch, präzisiert Segmüller. Die Schweizer Garde ist ein moderner Korps, der sich um die «Security» rund um den Heiligen Stuhl kümmert: Zuerst um die persönliche Sicherheit des jeweiligen Papstes, dann auch rund um den Vatikan selbst.

«Eigentlich macht der Dienst in Uniform nur ungefähr 30% unserer Arbeit aus», präzisiert Oberst Segmüller. Seit den Attacken vom 11. September hätte die Schweizergarde eine neue Strategie.

«Die Schweizergarde hat fünf Möglichkeiten, einzugreifen: als Erstes kommunikativ, zweitens mit Gesten. Falls dies nichts nützt, lernen die Gardisten auch Judo und den Umgang mit Selbstverteidigungs-Sprays. Und an fünfter stelle steht der Gebrauch von Schusswaffen.»

Drei tragische Todesfälle

Waffen, die am 4. Mai 1998 eine tragische Rolle spielten – im grössten Drama in der Geschichte des Korps: dem Tod des Kommandanten Alois Estermann, seiner Frau Gladys und des Korporals Cédric Tornay.

Eine Bluttat, über deren Grund seither viele Spekulationen kursieren. Und ein Fall, der von der Mutter des Korporals wieder aufgenommen wurde. Denn sie glaubt dem Vatikan nicht, wenn er sagt, ihr Sohn sei der Mörder des Ehepaars Estermann gewesen.

Eine Meinung, die der heutige Kommandant nicht teilt: «Diese Leute haben keinerlei Beweise, die Ermittlungs-Ergebnisse des Vatikans zu diskreditieren. Sie suchen nur Publizität.»

Pius Segmüller wird Rom bald verlassen. Er wird am 1. November Kommandant der Stadtpolizei Luzern.

swissinfo/Sergio Regazzoni

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