Eine Plattform für den Dialog zwischen den Religionen
Juden, Christen und Muslime in der Schweiz haben einen Rat der Religionen gegründet. Ihre Spitzenvertreter unterzeichneten am Montag in Bern ein gemeinsam verfasstes Mandat.
Der Rat soll vor allem auch den Behörden als Ansprechpartner dienen.
Der religiöse Frieden in der Schweiz ist zwar nicht gefährdet – die religiöse Landkarte jedoch hat sich verändert. Das gelte auch für das Religionsverständnis in der Gesellschaft, sagte Thomas Wipf, Präsident des Rates der Schweizerischen evangelischen Kirchen (SEK), vor den Medien in Bern.
Gerade die drei monotheistischen Religionen trügen eine besondere Verantwortung für die Aufrechterhaltung des religiösen Friedens. Einer Öffnung des Rats für andere Religionen wie Buddhismus steht laut Wipf jedoch nichts entgegen.
Das neue Gremium will sich weniger mit theologischen als mit aktuellen religions- und gesellschaftspolitischen Fragen befassen: religiöse Bauten (Stichwort Minarett-Bau in Wangen bei Olten), Umgang mit religiösen Symbolen in der Öffentlichkeit, Ausbildung von Geistlichen, Integration von Kindern in öffentlichen Schulen.
Bedingte Öffentlichkeit
Den Behörden des Bundes möchte der Rat als Ansprechpartner beratend zur Verfügung stehen. Es handle sich um «ein Angebot an die staatlichen Behörden, um Gespräche nachsuchen zu können», erklärte der Vizepräsident der Schweizer Bischofskonferenz Kurt Koch.
Leichtes Stirnrunzeln löste der Hinweis aus, dass der Rat nicht regelmässig öffentlich informieren will, «nur in besonderen Fällen». Man wolle sich nicht einem Informationsdruck aussetzen, begründete Koch diese Zurückhaltung.
Auf Fragezeichen stiess an der Medienkonferenz auch der Sitzungsrhythmus: 2 Treffen pro Jahr. Es gehe hier um «mindestens» 2 Treffen, versicherte der Präsident des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes, Alfred Donath. Allein für nächsten Herbst seien zwei Treffen anberaumt.
Weltweites Novum
Der Swiss Council of Religions (SRC) wurde in Bezug auf Zusammensetzung und Ziel als möglicherweise weltweites Novum bezeichnet. Initiator ist Thomas Wipf, der gleichzeitig zum ersten Vorsitzenden bestimmt wurde. Das SEK übernimmt vorderhand das Sekretariat.
Die Idee zur Gründung einer solchen Dialogplattform entstand anlässlich der ersten interreligiösen Friedensfeier im Berner Münster am Vorabend des Irak-Krieges vor rund drei Jahren.
Neben Wipf, Koch und Donath gehören dem Rat Fritz-René Müller, Bischof der Christkatholischen Kirche der Schweiz, Farhad Afshar, Präsident der Koordination islamischer Organisationen, und Hisham Maizar, Präsident der eben gegründeten Föderation Islamischer Dachorganisationen der Schweiz, an.
swissinfo und Agenturen
Die Religionszugehörigkeit der Bevölkerung in der Schweiz (2000):
Katholisch: 41,8%
Protestantisch: 35,3%
Christkatholisch 0,2%
Christlich Orthodoxe: 1,8%
Andere christliche Gemeinschaften: 0,2%
Juden 0,2%
Muslime: 4,3%
Andere Religions-Gemeinschaften: 0,8%
Keine Religions-Zugehörigkeit: 11,1%
Keine Angaben: 4,3%
Die religiöse Landkarte der Schweiz hat sich in den vergangenen 30 Jahren entscheidend verändert.
Noch in den 1970er-Jahren gehörten rund 90% der Bevölkerung einer der christlichen Landeskirchen (Katholisch, Protestantisch) an.
Als Folge der Migration und der Globalisierung hat der Anteil von Menschen aus anderen Religionskreisen zugenommen.
Ein wichtiger Grund für die Zunahme der Muslime waren die Kriege auf dem Balkan, welche Hunderttausende von Menschen auf die Flucht in den Norden getrieben hatten.
Das Zusammenleben der Religionen gestaltet sich auch in der Schweiz nicht ohne Probleme.
Stichworte sind: Schleierdiskussion, der Bau von Minaretten und die Diskussionen um die Mohammed-Karikaturen im Spannungsfeld von Religions- und Meinungsfreiheit.
Die religiöse Landkarte der Schweiz hat sich in den vergangenen 30 Jahren entscheidend verändert.
Noch in den 1970er-Jahren gehörten rund 90% der Bevölkerung einer der christlichen Landeskirchen (Katholisch, Protestantisch) an.
Als Folge der Migration und der Globalisierung hat der Anteil von Menschen aus anderen Religionskreisen zugenommen.
Ein wichtiger Grund für die Zunahme der Moslems waren die Kriege auf dem Balkan, welche Hunderttausende von Menschen auf die Flucht in den Norden getrieben hatten.
Das Zusammenleben der Religionen gestaltet sich auch in der Schweiz nicht ohne Probleme.
Stichworte sind: Schleierdiskussion, der Bau von Minaretten und die Diskussionen um die Mohammed-Karikaturen im Spannungsfeld von Religions- und Meinungsfreiheit.
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