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Grossandrang zur Papstmesse in Bern

Der Papst zelebriert die Messe, bewacht von seiner Schweizer Garde. swissinfo.ch

Papst Johannes Paul II. hat am Sonntagmorgen auf der Berner Allmend vor rund 70'000 Menschen einen Gottesdienst unter freiem Himmel zelebriert.

Diese Messe war der zweite Höhepunkt des Papstbesuches, der am Sonntagabend zu Ende gehen wird.

Papst Johannes Paul II. hat in seiner Messe auf der Berner Allmend zur Einheit aller Christen aufgerufen.

Der römisch-katholische Oberhirte hat die Schweizer Katholiken mit ungewöhnlich scharfen Worten zur Einheit gemahnt. «Eine Ortskirche, in der die Spiritualität der Gemeinschaft blüht, weiss sich beständig von den Rauschgiften des Egoismus zu reinigen, die Eifersucht, Misstrauen, Sucht nach Selbstbestätigung und schädliche Gegensätze hervorrufen», sagte er.

Lobend erwähnte er aber auch die grosse Tradition des Respekts der Schweiz für den Menschen. Es sei eine Tradition unter dem Zeichen des Kreuzes, nämlich das Rote Kreuz. Die Christen dieses Landes sollten auf der Höhe ihrer ruhmreichen Vergangenheit bleiben.

Wichtige Ökumene

Der Einsatz, den die Katholiken für die Einheit untereinander leisteten, sei auch ein starker Beitrag zur Ökumene mit den anderen christlichen Kirchen, betonte er.

Die Ökumene solle der vollkommenen Gemeinschaft dienen, sagte der Papst weiter. Die Welt habe eine Zulage an Hoffnung nötig.

Meist faszinierte Gläubige

Mate Dedic, Kroate aus Zürich, hat den Papst schon dreimal in seinem Heimatland Kroatien gesehen. Gegenüber swissinfo meinte er: «Aber hier ist es viel multikultureller, Menschen sind zusammen gekommen, um diesen Mann zu sehen, der uns die innere Kraft gibt. Kraft für ein friedliches Zusammenleben.»

Für den Katholiken Axel Gisler aus Luzern war es wichtig, den Papst einmal zu sehen, er komme ja nur so alle 20 Jahre in die Schweiz. Und weiter: «Man kommt nicht so nah an ihn ran, trotzdem ist es eine Motivation fürs Leben.»

Nicht ganz so positiv sah dies ein älterer, bärtiger Mann mit Fernglas: «Ich will erleben, wie ich auf die mühsame Form des Pontifex Maximus reagiere. Die Kardinalsgruppe um ihn muss sich fragen, ob sie diese Mühsal den Gläubigen noch zumuten kann.»

Und lauter: «Diese Wiese ist halb leer. Am Fernsehen sieht man das ja nicht, da sieht man ja nur einen Ausschnitt. Das ist ein von den Westschweizer Katholiken inszenierter Anlass!»

An der Messe nahmen auch Bundespräsident Joseph Deiss und Bundesrätin Micheline Calmy-Rey teil.

Andrang seit den frühen Morgenstunden

Bereits Stunden vor dem Gottesdienst waren Zehntausende Menschen auf die Berner Allmend geströmt. Die meisten waren in Cars und Extrazügen angereist.

Die Stadtberner Verkehrsbetriebe setzten Extratrams- und Busse ein. An einigen der 17 Eingänge bildeten sich lange Warteschlangen. Die Polizei kontrollierte das Gepäck und suchte die Besucher mit Metalldetektoren ab.

Mit der Messe war der zweitägige Besuch des Papstes in der Schweiz beinahe beendet. Am Nachmittag trifft er sich mit ehemaligen Mitgliedern der Schweizergarde. Um 18.45 Uhr wird er die Schweiz vom Militärflughafen Payerne in Richtung Rom verlassen.

Trauer über Reagans Tod

Mit Trauer habe Papst Johannes Paul II. auf die Nachricht vom Tod des früheren US-Präsident Ronald Reagan reagiert, teilte Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls am Sonntag in Bern mit.

In den 80er Jahren wirkten Johannes Paul und Reagan eng zusammen, um die Freiheitsbewegung in Polen und anderen osteuropäischen Staaten zu unterstützen.

Missachtetes Demonstrationsverbot

Vermummte Vandalen haben in der Nacht zum Sonntag das Berner Amtshaus beschädigt und mit Parolen gegen den Papstbesuch besprayt. Wie die Stadtpolizei Bern mitteilte, waren die etwa 20 Vermummten um 23.30 Uhr vom alternativen Kulturzentrum Reithalle aus mit Baseballschlägern bewaffnet zum Amtshaus vorgerückt und richteten in einer Blitzaktion erhebliche Schäden an.

Sie warfen Steine gegen das Justizgebäude, schlugen mehrere Scheiben ein und besprayten die Fassade mit Parolen, die sich gegen den Papstbesuch und das von der Stadtregierung erlassene Demonstrationsverbot richteten. Auch ein vor der Reithalle parkiertes Auto wurde beschädigt. Der Sachschaden wird auf mehrere tausend Franken beziffert.

swissinfo und Agenturen

Der Papst weilt am ersten Juni-Wochenende zu seinem dritten offiziellen Besuch in der Schweiz.

Der Pavillon für den Papst auf der Berner Allmend bietet eine 800 Quadratmeter grosse Fläche für die religiöse Zeremonie.

Zur Messe haben sich rund 70’000 Personen eingefunden.

Am katholischen Jugendtreffen vom Samstag haben mehr als 12’000 junge Menschen teilgenommen.

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