Hani Ramadan: Entlassung zurückgenommen
Der umstrittene Direktor des Genfer Islam-Zentrums, Hani Ramadan, darf seine Arbeit als Französischlehrer wieder aufnehmen.
Eine Rekurskommission hat seine Entlassung wieder rückgängig gemacht. Er hatte die Steinigung von Ehebrecherinnen gerechtfertigt.
Der Fall Ramadan hatte in der Schweiz mehrmals für Schlagzeilen gesorgt. Ramadan, in der Schweiz geboren und seit 1983 Schweizer Bürger, hatte im September 2002 in einem Artikel in der französischen Zeitung «Le Monde» die Steinigung als Strafe bei Ehebruch verteidigt.
Im Oktober 2002 wurde Ramadan, der seit 1995 auch Direktor des Islamischen Zentrums in Genf ist, suspendiert. Im Februar 2003 erhielt er vom Genfer Staatsrat die Kündigung als Französischlehrer an der Oberstufe. Ramadan nahm den Entscheid nicht hin, sondern legte Rekurs gegen seine Entlassung ein.
Entlassung war übertrieben
Mit Erfolg: Die Kündigung sei zu unrecht erfolgt, entschied nun eine Rekurskommission im Genfer Bildungsdepartement. Sie hob die Entlassung auf und ordnete Ramadans Wiederanstellung an.
Die Entlassung sei im Vergleich zu den Vorwürfen eine übertriebene Massnahme gewesen, begründete die Kommission den Entscheid. Auch könne Ramadan nicht zur Last gelegt werden, dass er parallel zu seiner Tätigkeit als Lehrer das islamische Zentrum Genf leitete.
Unvereinbarkeit der Rollen
Bei seinem Kündigungsentscheid hatte sich der Genfer Staatsrat auf einen Bericht des früheren Generalstaatsanwaltes Bernard Bertossa gestützt. Dieser bestätigte eine Unvereinbarkeit der verschiedenen Rollen Ramadans.
Gemäss Bertossa übte der Volksschullehrer kirchliche Funktionen aus, die nicht mit der gesetzlich vereinbarten Trennung von Kirche und Staat zu vereinbaren waren.
Die Genfer Regierung will die Begründungen des Entscheids in ihrer Sitzung am nächsten Mittwoch prüfen, wie Regierungspräsident Robert Cramer erklärte.
Seit 20 Jahren im Amt
Ramadan stand vor seinen umstrittenen Äusserungen bereits während mehr als zwanzig Jahren im Dienst des Genfer Erziehungs-Departementes. Zum Zeitpunkt seiner Entlassung hatte er an einer Orientierungsschule im Genfer Meyrin Französisch unterrichtet.
swissinfo und Agenturen
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