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Kein Jubel nach Israel Singers Abgang

Israel Singer (rechts) ist Mitte März aus dem Jüdischen Weltkongress entlassen worden. Keystone

Die Entlassung des Ex-Generalsekretärs des Jüdischen Weltkongresses, Israel Singer, löst in der Schweizer Sektion keinen Jubel aus, obschon sie die Krise mitverursacht hat.

Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund hatte 2004 die unabhängige Aufklärung einer Transaktion mit Singers Beteiligung beim Genfer Weltkongress-Büro gefordert.

Beim Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund (SIG) wird die Art des Abgangs des ehemaligen starken Mannes der WJC aber dennoch bedauert. SIG-Präsident Alfred Donath beklagt das berufliche Ende von Singer trotz der geäusserten Kritik: «Singer ist eine Persönlichkeit mit gewissen Qualitäten.»

Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses (WJC), Edgar Bronfman, hat seinen ehemaligen Generalsekretär und Exekutiv-Chef Israel Singer per sofort gefeuert.

Singer war nach dubiosen Zahlungen auch in der Schweiz heftig kritisiert worden. Er sass dem Gouverneursrat des WJC vor und galt lange als dessen Nummer zwei. Er übte mehrmals heftige Kritik an der Schweiz.

Singer spielte bei den Auseinandersetzungen um die nachrichtenlosen Vermögen von Holocaust-Opfern mit den Schweizer Banken die wichtigste Rolle. 1998 hatte er zum Abkommen beigetragen, das 1,25 Mrd. Dollar Zahlungen an die Opfer vorsah.

Ein Grossteil des Geldes ist noch nicht an die Opfer ausbezahlt worden.

Kritiken aus der Schweiz 2004

Bereits vor dem Bekanntwerden eines Berichts des New Yorker Staatsanwalts 2006 war Singer aus der Schweiz heftig kritisiert worden. So hatte Anfang 2004 der Schweizerische Israelitische Gemeindebund die Aufklärung einer Millionen-Transaktion über ein Konto des Genfer WJC-Büros gefordert.

In der Folge fand die Revisionsfirma PriceWaterhouseCoopers 1,2 Mio. Dollar und weitere 3,8 Millionen «nicht dokumentierte» Gelder. Singer bestritt die Vorwürfe, an einer dubiosen Transaktion von 1,2 Mio. Dollar beteiligt gewesen zu sein.

SIG-Präsident Alfred Donath bedauert bei Singers Abgang auch, dass die Entlassung nicht demokratisch erfolgt sei. Er hoffe nun, dass der WJC seine Lehren aus der Affäre ziehe, die Buchhaltung in Ordnung bringen und sich wieder auf die ethischen Werte besinnen werde.

Reaktionen aus der Schweiz

«Selbstherrlichkeit wurde ihm zum Verhängnis», schreibt die Basler Zeitung vom Samstag zum Abgang von Singer. Dieser komme einer Rehabilitierung von Alfred Donath gleich.

Trotz dem Bedauern von Donath über die Art von Singers Abgang sagt der SIG-Präsident gegenüber der BAZ: «Singer ist an seinem Karriereende selber schuld, da er die Probleme mit dem Genfer Büro der Organisation an die Öffentlichkeit gebracht hatte.»

Von einer «Krise im Jüdischen Weltkongress» schreibt die Neuer Zürcher Zeitung. Insider sehen, so die NZZ, die Entlassung Singers als Versuch Bronfmans, das Ansehen des Weltkongresses zu retten.

Im Zusammenhang mit dem Genfer WJC-Büro schreibt die NZZ von der «unrechtmässigen Verwendung von Geldern des WJC in Höhe von mehreren Millionen Franken».

swissinfo und Agenturen

2004 hatte der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) vom Jüdischen Weltkongress Auskunft über die Schliessung von dessen Büro in Genf und eine externe Untersuchung verlangt.

Der SIG war auch besorgt über die Deponierung von 1,2 Mio. Dollar auf einer Genfer Bank durch den damaligen WJC-Generalsekretär Israel Singer.

Nach dem Vergleich mit der US-Justiz vom 31. Januar 2006 hat Israel Singer kein fianzielles Mandat beim WJC mehr ausgeübt.

Zu Beginn 2006 zog sich Singer auch aus der Direktion zurück und präsidierte den neugegründeten Strategierat des WJC.

Am vergangenen Mittwoch wurde er von WJC-Präsident Edgar Bronfman entlassen.

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