Kurt Koch neuer Präsident der Bischofskonferenz
Der Bischof von Basel löst Amedée Grab an der Spitze der Schweizer Bischofskonferenz ab. Kochs Amtszeit dauert von 2007 bis 2009.
Die Wahl kommt überraschend, weil Koch in seiner Diözese mit Problemen konfrontiert ist und in den Medien Kritik erntete.
Die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) wählte Kurt Koch am Donnerstag als Nachfolger des Churer Bischofs Grab. Derzeit trägt er innerhalb der Konferenz besondere Verantwortung für Fragen der Glaubenslehre, Ökumene und das Gespräch mit nichtchristlichen Religionen.
Die dritte dreijährige Amtsperiode von Amédée Grab geht am 31. Dezember 2006 zu Ende. Grab steht seit 2001 auch dem Rat der Europäischen Bischofskonferenzen vor. Der Churer Bischof, 76 Jahre alt, hat den Rücktritt von all seinen Ämtern eingereicht.
«Die Wahl von Koch ist eine Überraschung», meint Georges Scherrer gegenüber swissinfo. Der Journalist der Katholischen Internationalen Presseagentur KIPA begründet dies erstens mit Kochs zurückhaltendem Umgang mit den Medien: «Als SBK-Präsident muss man viel mit den Medien sprechen.»
Zweitens gebe es Probleme in seiner Diözese.
Epochaler Wandel
In der Kirche stellt der neue SBK-Präsident einen epochalen Wandel fest. Die Stützen der Volkskirche seien arg am Bröckeln. Da sei in der Zukunft «viel pastorale Fantasie gefragt», sagte Koch am Schweizer Radio DRS.
Es gelte, neue Wege zu suchen, wie der Glaube an die kommenden Generationen weitergegeben werden könne. Entscheide – wie zum Beispiel die Weihung von Frauen zu Priesterinnen, um dem Priestermangel zu begegnen – müsse aber einer allein fällen, «und das ist der Papst», sagte Koch.
…konnte nicht Nein sagen
Zu seiner Wahl erklärte Koch, er habe gehofft, «verschont zu werden». Aber die Konferenz habe den starken Wunsch gehabt, ihn zu wählen. «Bei so viel Solidarität und Vertrauen habe ich nicht Nein sagen können.»
Dabei habe die öffentliche Auseinandersetzung um den kritischen Priester Franz Sabo in Röschenz (Kanton Basel-Landschaft) die Bischofskonferenz in ihrem Entscheid wohl noch zusätzlich motiviert.
Zum Fall Sabo wollte sich Koch nicht im Detail äussern. Er sagte bloss, eine andere Kirche oder ein Unternehmen hätte kaum so lange Geduld gehabt.
Koch bekräftigte, dass er Muslimen in der Schweiz den Bau von Minaretten zugestehe. Dies liege im Interesse der Religionsfreiheit, sagte er im Radio-Interview.
Immer mehr ausländische Priester
Scherrer schätzt Koch als «eher konservativ» ein. Zum Beispiel bei der Rolle der Frau in der Kirche, oder bei deren hierarchischer Struktur.
Koch werde sich zwei grossen Herausforderungen stellen müssen, so der KIPA-Journalist: Erstens gebe es immer weniger Schweizer Priester-Nachwuchs.
Es kämen immer mehr Ausländer, Priester aus Polen oder Afrika, die oft die Sprache noch ungenügend beherrschen.
Und zweitens nehme auch die Zahl der Gläubigen stetig ab.
swissinfo und Agenturen
Kurt Koch studierte Theologie in Luzern und München. Die Ordination erhielt er 1982.
Als Doktor der Theologie war er Dekan der theologischen Fakultät der Hochschule Luzern, dann Rektor. 1995 wurde er zum Bischof von Basel gewählt.
In seinem Bistum war Koch in den vergangenen Jahren mit Problemen konfrontiert.
Franz Sabo, der Pfarrer von Röschenz, äusserte sich kritisch über die kirchlichen Hierarchien und über das Zölibat in der katholischen Kirche.
Koch entzog mit Unterstützung der anderen Bischöfe Sabos Missio Canonica (Seelsorge-Erlaubnis), doch die Gläubigen des Pfarramts Röschenz unterstützen Sabo weiterhin.
Die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) ist 1863 in Solothurn gegründet worden, als weltweit erste Versammlung der Bischöfe eines Landes, die regelmässig zusammentrifft.
Mitglieder sind die Bischöfe der Diözesen Basel, Chur, Lausanne-Genf-Freiburg, Lugano, Sitten und St. Gallen.
Als Gebietsabteien sind auch Einsiedeln und St-Maurice SBK-Mitglieder.
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