Papst Johannes Paul II. ist tot

Das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche starb am Samstag im Alter von fast 85 Jahren. Dies gab der Vatikan am Abend bekannt.
Der Bundesrat hat dem Vatikan und der katholischen Kirche sein tiefes Bedauern über den Tod von Johannes Paul II. mitgeteilt.
«Der Heilige Vater ist um 21.37 Uhr an diesem Abend in seinem Privatzimmer gestorben», hiess es in der Mitteilung des Vatikans. Der in Polen geborene Johannes Paul II. stand der römisch-katholischen Kirche mehr als ein Vierteljahrhundert vor.
Sein Gesundheitszustand hatte sich am Donnerstagabend stark verschlechtert. In der Nacht zum Freitag hatte er einen Herzinfarkt und eine akute Blutvergiftung, einen septischen Schock, erlitten. Danach bangten Millionen Menschen auf der ganzen Welt um das Leben des Papstes.
«Entspannt und gelassen»
Nach Angaben des Vatikans war am Samstagvormittag hohes Fieber aufgetreten. Kurienkardinal Joseph Ratzinger sagte, der Papst habe sich von ihm am Morgen verabschiedet: «Er ist sich bewusst, dass er zum Herrn geht.» Um 07.30 Uhr sei im Beisein des Papstes die Morgenmesse gefeiert worden, auch wenn er nicht mehr aktiv daran teilgenommen habe, sagte Papst-Sprecher Joaquin Navarro-Valls.
Kardinal Achille Silvestrini sagte, Johannes Paul habe ihn und einen anderen Kardinal am Samstagmorgen offenbar erkannt. «Ich habe ihn entspannt und gelassen vorgefunden», sagte Silvestrini. Als er das Zimmer zusammen mit einem weiteren Kardinal betreten habe, habe der Papst reagiert, indem er seine Augen bewegt habe.
Weltweite Gebete für den Papst
Auf dem Petersplatz hatten sich am Samstag wie schon am Tag zuvor Zehntausende Gläubige versammelt. Viele verharrten im stillen Gebet. Während einer Nachtwache formten die Gläubigen mit Kerzen den Schriftzug «con te» – «(wir sind) mit dir».
Weltweit beteten Katholiken für den Papst. US-Präsident George W. Bush bezeichnete ihn als «treuen Diener Gottes und als Vorkämpfer für menschliche Würde und Freiheit».
Im Kölner Dom versammelten sich etwa 1500 Gläubige. «Wehen Herzens gehen unsere Gedanken nach Rom, wo der Heilige Vater dabei ist, seinen Hirtenstab abzugeben», sagte Erzbischof Kardinal Joachim Meisner. In vielen Kirchen weltweit – so etwa in Notre Dame in Paris, in der Londoner Westminster-Kathedrale, oder im Wiener Stephansdom – zündeten Gläubige Kerzen neben Fotos des Papstes an.
Johannes Paul II. sei «sein Leben lang auf Reisen gewesen, und dies ist seine letzte Reise», sagte Bischof Alan Hopes während einer Messe in Westminster. «Er sagte, er hat sein Leben lang nach Gott gesucht, jetzt ist Er zu ihm gekommen.»
Sondermarke
In Italien wurden alle Sportveranstaltungen für das Wochenende abgesagt. Der Vatikan und die Stadt Rom bereiten sich schon auf die Zehntausenden von Gläubigen vor, die zur Beisetzung erwartet werden.
Die Vatikan-Post kündigte an, nach dem Tod von Johannes Paul II. eine Sonderbriefmarke herauszugeben. Sie gelte nur bis zur Wahl eines Nachfolgers.
Konklave in frühestens 15 Tagen
Jetzt laufen auch die Vorbereitungen für die Wahl eines Nachfolgers an. Die über 110 Kardinäle aus aller Welt kommen nach Rom. Das Konklave beginnt frühestens 15 Tage, spätestens 20 Tage nach dem Tod des Papstes.
Die Schweiz ist mit einem Kardinal vertreten, dem früheren Sittener Bischof Henri Schwery. Die zwei weiteren Schweizer Kardinäle Georges Cottier und Gilberto Agustoni sind über 80 Jahre alt und können deshalb bei der Papstwahl nicht teilnehmen.
Schweiz kondoliert
Der Bundesrat hat dem Vatikan und der katholischen Kirche sein tiefes Bedauern über den Tod von Johannes Paul II. mitgeteilt. Die Trauer nach dem Tod des Papstes erfasse nicht nur die katholische Kirche, sondern die ganze Welt, so Bundespräsident Samuel Schmid.
«Mit Johannes Paul II. endet ein Pontifikat, das in die Geschichte eingehen wird. Dank seiner charismatischen Persönlichkeit hat er während eines Vierteljahrhunderts der Weltgeschichte seinen Stempel aufgedrückt – über alle religiösen Grenzen hinaus», teilte Schmid mit.
«Wir Schweizerinnen und Schweizer werden uns an die verschiedenen Besuche von Johannes Paul II. in der Schweiz erinnern, darunter jenen im vergangenen Sommer in Bern, als er die Schweizer Jugend in seinen Bann zog», erklärte Schmid weiter.
Bischofskonferenz trauert
Die Schweizer Bischofskonferenz hat mit grossem Schmerz vom Tod von Johannes Paul II. Kenntnis genommen. Man trauere um einen grossartigen Menschen, glaubwürdigen Christen und hervorrangenden Hirten, sagte der Basler Bischof Kurt Koch.
Zugleich bedeute der Tod des Heiligen Vaters eine gewisse Erleichterung: Johannes Paul II. sei von einem für ihn vermutlich schweren Kreuzweg erlöst worden, sagte der Vizepräsident der Schweizerischen Bischofskonferenz.
Johannes Paul II. hinterlasse ein grosses Erbe. Sein Engagement für Friede und Gerechtigkeit, für die Jugend und für die Verkündigung und Vertiefung des Glaubens müsse fortgeführt werden, so Bischof Koch weiter.
Trauer mit der Schwesterkirche
Der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK) trauere mit der römisch-katholischen Schwesterkirche um deren Oberhaupt, sagte SEK-Präsident Thomas Wipf. Noch in dieser Nacht werde der Kirchenbund in einem Brief an die Bischofskonferenz seiner Anteilnahme Ausdruck geben.
Er sei beeindruckt von der menschlichen Ausstrahlung von Johannes Paul II. und seiner überzeugenden Kraft, sagte Wipf weiter. Der Papst habe sich für die Vermittlung grundlegender christlicher Werte, Friede und Verständigung der Völker eingesetzt. Dadurch seien die evangelischen Christen mit ihm verbunden.
swissinfo und Agenturen
Biographie von Papst Johannes Paul II.:
18. Mai 1920, Karol Jozef Woityla wird in Wadowice, Polen geboren.
1. November 1946: Priesterweihe nach abgeschlossenem Theologiestudium in Krakau.
1948: Theologie-Doktorat
4. Juli 1958: Bischof von Krakau
13. Januar 1964: Erzbischof von Krakau
26. Juni 1967: Von Papst Paul VI. zum Kardinal ernannt.
16. Oktober 1978: Er wird Papst Johannes Paul II.
2. April 2005: gestorben in Rom.
Johannes Paul II. machte auch mit seinen 104 Auslandsreisen weltweit Schlagzeilen.

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