Rauchen: Neue Kampagne gegen altes Laster
Gegenüber 2001 hat sich 2006 in der Schweiz die Anzahl Raucherinnen und Raucher um 250'000 vermindert. Der Raucheranteil der Bevölkerung beläuft sich somit auf 29%.
Doch noch bleibt viel zu tun. Deshalb lanciert das Bundesamt für Gesundheit eine neue Präventions-Kampagne.
Die am Montag lancierte «Bravo»-Kampagne thematisiere auch dieses Jahr die Etappenerfolge der Tabakprävention, teilt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Montag mit.
Die positiven Auswirkungen liessen sich nun auch in Betrieben und Organisationen finden, für die die Einführung der Rauchfreiheit lange Zeit unvorstellbar oder schwer zu realisieren gewesen sei.
Die Kampagne beinhalte die Internetseite bravo.ch sowie Inserate, Plakate und TV-Spots, die von Mai bis Juni und von September bis Oktober zu sehen sein werden.
3,7 Mio. Franken budgetiert
Das BAG hat 3,7 Millionen Franken für die Kampagne budgetiert. Der neusten Umfrage zufolge sei die Zahl der Raucher zwischen 2001 und 2006 von 33 auf 29% zurückgegangen, teilte das BAG weiter mit.
Ziel der Kampagne sei es aber, den Anteil der Raucher auf 20% zu senken. Bereits vor einem Jahr sprach BAG-Direktor Thomas Zeltner gegenüber swissinfo vom Ziel, in den kommenden 10 Jahren den Raucher-Anteil auf einen Fünftel der Bevölkerung zu reduzieren.
Laut Zeltner hat die «Normumkehr», die Trendwende in Sachen Umgang mit dem Rauchen, zwischen 1995 und 2000 begonnen. Deutlich habe man sie, so sagte Zeltner schon damals, in den vergangenen fünf Jahren bemerkt. Das Passivrauchen sei zum Anliegen geworden.
Rauchfreie Züge, öffentliche Räume und Gaststätten
Man raucht in Gegenwart anderer Leute heute weniger: So sind seit Dezember 2005 die Züge rauchfrei. Ab Mai 2006 sind Raucherwaren-Verpackungen mit grossflächigen Warnhinweisen versehen.
Am wenigsten ausgeprägt, so Zeltner, sei die Normumkehr – ausser im Kanton Tessin – noch im Bereich der Gaststätten.
Am 1. Oktober 2006 schlugen die Preise für Zigaretten nochmals um 30 Rappen pro Box auf. Seit den 90er-Jahren hat sich damit der Preis für Tabakprodukte verdoppelt.
Prävention über Preis wirkt nur beschränkt
Doch das Rauchen ist eine Sucht, die scheinbar mit dem Preisdruck für Tabak allein nicht bekämpft werden kann. Die Prävention über den Geldbeutel wirkt nur beschränkt.
Die Konsumenten weichen auf Billigprodukte aus, decken sich grenzüberschreitend mit Tabakprodukten ein, greifen auf Raucherwaren auf dem Schwarzmarkt zurück oder wechseln auf Schnitttabak.
Rauchstopp-Wettbewerb
Ebenfalls am Montag kündigte die Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz einen nationalen Rauchstopp-Wettbewerb an.
Teilnehmen können alle Raucherinnen und Raucher, die zwischen dem 4. Juni und dem 3. Juli aufs Rauchen verzichten (www.at-schweiz.ch). Als Preise sind einmal 5’000 Franken und zehn Mal 500 Franken ausgeschrieben.
swissinfo und Agenturen
Ziel des Bundesamts für Gesundheit: Raucher-Anteil in den kommenden Jahren um 10 Prozentpunkte auf 20% der Bevölkerung zu reduzieren.
Verschiedene Kantone sind daran, das Rauchen in öffentlichen Lokalen zu verbieten.
Eine Pionierrolle nimmt das Tessin ein. Hier haben die Stimmenden im März 2006 mit 80% ein entsprechendes Gesetz angenommen.
Das Solothurner Stimmvolk hat im November 2006 ebenfalls ein Rauchverbot in öffentlichen Lokalen gutgeheissen.
Der Tabak war bis ins 16. Jahrhundert in Europa unbekannt. Entsprechend stellten die Rauchenden in jener Zeit nur eine kleine Minderheit der Bevölkerung dar.
Erst mit der Einführung der Zigarette, die im Orient erfunden und von den Türken während der Krimkriege in der Mitte des 19. Jahrhunderts nach Europa gebracht wurde, setzte die Verbreitung dieses neuen Produktes ein.
Der starke Anstieg des Zigarettenkonsums, welcher sich zur Zeit auch auf die Entwicklungsländer auszuweiten droht, nahm hingegen erst mit den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts seinen Anfang.
Insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg, als die hellen Zigaretten eingeführt wurden, die einen enormen Markterfolg hatten.
(Bundesamt für Gesundheit, BAG)
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