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Religiöse Rechte will DJ Bobo die Vampirzähne ziehen

DJ Bobo hat den Zorn der religiösen Rechten in der Schweiz erregt. Keystone

Die Eidgenössisch-Demokratische Union hat eine Petition mit 50'000 Unterschriften gegen den Song "Vampires are alive" von DJ Bobo eingereicht.

Der Musiker verletzte mit seinem satanisch inspirierten Lied die religiösen Gefühle. Die Regierung müsse deshalb zur Wahrung des öffentlichen Friedens einschreiten.

Gegen 50’000 Menschen in der Schweiz möchten nicht, dass ihr Land am Eurovision Song Contest (dem früheren Concours Eurovision de la Chanson) von DJ Bobo mit «Vampires Are Alive» vertreten wird. Sie haben eine Petition der Eidgenössisch- Demokratischen Union (EDU) gegen den Song unterzeichnet.

Mit 49’082 Unterschriften wurde die Petition am Dienstag bei der Bundeskanzlei in Bern eingereicht. Das Lied von DJ Bobo enthalte eine verheerende Botschaft, sagte der Berner EDU-Nationalrat Christian Waber vor den Medien. «Verkaufe deine Seele», heisse es im Lied etwa, oder «freue dich auf den Weg vom Himmel zur Hölle».

Religiöser Friede gefährdet?

Mit Berufung auf die Bundesverfassung fordern die Petitionäre von der Schweizer Regierung, den religiösen Frieden im Land zu wahren und zu veranlassen, dass die Schweiz im Europäischen Gesangswettbewerb nicht mit Satanismus und Okkultismus, sondern mit schweizerischen Werten vertreten wird.

Die Eidgenössisch-Demokratische Union ist eine kleine evangelikale Partei, welche die Bibel eng auslegt und nur mit zwei Nationalräten im Bundeshaus vertreten ist.

Im Lordi-Fahrwasser

Nach Ansicht des Petitionskomitees verniedlicht der Liedtext Hölle und Teufel. «Da hört der Spass endgültig auf», heisst es in der Bittschrift.

Die finnischen Monsterrocker Lordi, die den Wettbewerb 2006 gewannen, hätten den Okkultisten und Satanisten am Eurovision Song Contest eine Tür geöffnet, kritisierte EDU-Sekretär Thomas Feuz. DJ Bobos Beitrag nimmt denn auch unmissverständlich Bezug auf den Auftritt der letztjährigen Sieger.

«Überrascht vom Erfolg»

EDU-Präsident Hans Moser zeigte sich überrascht vom Erfolg der Petition. Die EDU sei zuversichtlich, dass der Schweizer Beitrag zum Song Contest gestoppt werden könne. Die über 49’000 Unterschriften kamen innerhalb von zwei Wochen zusammen.

Als Wahlkampf für die Parlamentswahlen im Herbst wollen die EDU-Vertreter ihre Aktion nicht verstanden wissen: Es liege in ihrer Verantwortung, dieses Vorhaben nicht tatenlos hinzunehmen, sagte der Zürcher Nationalrat Markus Wäfler. Dass die Petition beinahe das Referendumsquorum erreicht habe, zeige, dass viele Menschen die Ansicht des Komitees teilten.

Kritik auch von Evangelischer Allianz

Kritik am Text von DJ Bobos Beitrag für den Eurovision Song Contest äusserte Anfang März auch die Schweizerische Evangelische Allianz.

Sie sieht in dem Lied eine gefährlich «düstere Botschaft», die vor allem bei seelisch angeschlagenen Jugendlichen und Menschen in schwierigen Lebensumständen gesundheitliche Folgen haben könne.

Von nationaler Jury gewählt

Der Beitrag von DJ Bobo wurde von einer nationalen Jury mit Vertretern der Schweizer Fernsehsender SF, TSR, TSI und Viva Schweiz aus über 60 Titeln für den Song Contest ausgewählt. Ob der Aargauer am Finale am 12. Mai im Helsinki auftreten kann, ist noch offen.

Noch muss er das Halbfinale am 10. Mai überstehen. Dort treten 28 Länder an, 10 werden für die Schlussrunde ausgewählt.

DJ Bobo weist Kritik zurück

DJ Bobo hat Kritik an den Worten von «Vampires are alive» bereits zurückgewiesen. René Baumann, wie DJ Bobo mit bürgerlichem Namen heisst, sagte, er sei «glücklich» über den Erfolg des Songs.

«Er ist grotesk und absurd. Die Worte sind einfach frei erfunden. Jedermann hat das Recht zu sagen, was er will», erklärte DJ Bobo.

Der DJ ist einer der erfolgreichsten Künstler der Schweiz. Er verkaufte weltweit über 13 Millionen Tonträger und erhielt bisher über 80 Auszeichnungen.

swissinfo und Agenturen

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EDU

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Die Eidgenössisch-Demokratische Union (EDU) wurde 1975 ursprünglich als protestantische Partei gegründet, nachdem sie sich von der Evangelischen Volkspartei der Schweiz (EVP) abgespaltet hatte. Sie ist sehr konservativ eingestellt und stützt sich auf das Evangelium. Im Eidgenössischen Parlament konnte sie 1995 einen Sitz erkämpfen, 2003 einen zweiten. Die EDU ist ausserdem in einigen Parlamenten von Kantonen…

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DJ BoBo, bürgerlich René Baumann
Geboren: 05.01.1968, Kölliken Aargau
1984 Lehre als Bäcker/Konditor
1985 legte er im Jungendhaus Aarau Platten auf
1993 musikalischer Durchburch: «Dance With Me» wird wird Nummer 1 der Schweizer Charts und steigt in vielen Ländern in die Top 10 auf 1994 bis 2003 Konzert-Touren in der ganzen Welt (1996 im Vorprogramm von Michael Jackson)
2000 erscheint seine Biografie
7 Mal Auszeichnung als erfolgreichster Schweizer Künstler

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