Der Friedhof Endingen-Lengnau wird auch "der gute Ort" genannt - hier waren die Gräber vor Sturm und Wasser geschützt.
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Die Beschriftung erfolgte in hebräischer Schrift. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts zeigte sich die deutsche Sprache auf den Grabsteinen.
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Die Grabsteine wurden aus lokalem Sandstein gefertigt.
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Besser Begüterte verwendeten Marmor, der weniger schnell verwittert.
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Embleme deuten auf berufliche Tätigkeiten hin. Die genannten Sterbeorte zeigen, wohin die Juden vor ihrem Tod gezogen waren.
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Der alte Teil des Friedhofs zeugt von Verwitterung und Zerfall.
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Gemäss der jüdischen Begräbniskultur ruhen die Verstorbenen bis zum Tag der Auferstehung. Das bedeutet, die Gräber werden nie ausgehoben.
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1954 wurden die letzten Gräber auf der "Judeninsel" aufgehoben und die Toten hier erneut beigesetzt.
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Das Hinterlegen von kleinen Steinen kommt aus der Zeit, als man die Gräber der Israeliten in der Wüste unter Pyramiden errichtete. Diese drohten in sich zusammenzufallen. Damit die Ruhe der Toten trotzdem ungestört blieb, legten Juden bei jedem Besuch einen neuen Stein auf die Grabpyramide.
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Nach jüdischer Tradition werden Menschen mit den Füssen Richtung Osten bestattet, hier liegen sie jedoch Richtung Norden. Der Grund dafür ist nicht bekannt.
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Nach wie vor werden Menschen auf dem Friedhof bestattet. Frauen und Männer liegen in getrennten Reihen.
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Der Holocaust-Gedenkstein auf dem jüdischen Friedhof wurde im Jahr 2014 eingeweiht. Auch mehrere hundert Schweizer hatten im Holocaust ihr Leben verloren.
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In einem abgelegenen Waldstück liegt der grösste und gleichzeitig auch älteste jüdische Friedhof der Schweiz. Wie kam es, dass der Friedhof im Niemandsland zwischen den Gemeinden Endingen und Lengnau im Kanton Aargau zu liegen kam?
Im Jahre 1646 beschloss die damalige Regierung der Eidgenossenschaft, alle Juden aus der Schweiz auszuweisen. Weil aber kein Land sie aufnehmen wollte, liess man sie schliesslich in der Grafschaft Baden bleiben. Dieses Gebiet war Untertanenland aller Eidgenossen. Der Landvogt von Baden war nicht abgeneigt, da er von den Juden hohe Schutzgelder und Abgaben kassieren konnte.
In der Stadt Baden wollte man die Juden auch nicht haben. Die jüdischen Familien zogen daher ins Surbtal, in die Gemeinden Lengnau und Endingen, nicht weit von der Stadt Baden. Die Stadtnähe war für die Juden wichtig, weil sie nur als Hausierer und Händler arbeiten durften. So konnten sie ihre bescheidenen Geschäfte betreiben. Jahrzehntelang durften sie nur hier wohnen.
Die Juden durften ihre Verstorbenen nur auf einer kleinen Rheininsel bei Koblenz beisetzen. Da diese so genannte «Judeninsel»Externer Link immer wieder überflutet und verwüstet wurde, baten die Surbtaler Juden 1750 um Anlage eines Friedhofs in der Nähe ihrer Gemeinden. Sie konnten an der Landstrasse zwischen Lengnau und Endingen für 340 Gulden ein Stück Land erwerben und eine Grabstätte errichten.
Der Friedhof wurde mehrfach erweitert. Er umfasst heute rund 2700 Gräber und steht seit 1963 als Kulturgut von nationaler Bedeutung unter Denkmalschutz.
In der Schweiz leben rund 18’600 JudenExterner Link, dies entspricht 0,4% der Bevölkerung. In Endingen und Lengnau wohnen noch je zwei jüdische Familien. Mitte des 19. Jahrhunderts war die Hälfte der dortigen Bevölkerung jüdisch. Im Zentrum beider Gemeinden stehen Synagogen und keine Kirchen.
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