Als italienische Partisanen in die Schweiz flüchteten
Die Kinder versammeln sich mit ihren Begleitpersonen vor dem Stockalper Schloss in Brig.
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Nachdem das Kampfgebiet um Domodossola wieder von deutschen und neofaschistischen Truppen zurückerobert wurde, sehen sich die italienischen Partisanen gezwungen in der Schweiz Schutz zu suchen.
Walter Studer/Keystone
Ein Transport mit Flüchtlingskindern aus Domodossola wird am 14. Oktober 1944 in Brig von der Kinderhilfe des Schweizerischen Roten Kreuzes empfangen. Die Kinder warten mit Anspannung auf ihre Zuteilung.
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Die Widerstandsbewegung hat die sofortige Evakuierung von Verwundeten, Kranken und Kindern aus dem Konfliktgebiet angeordnet. Kinder kommen in Brig an und warten nun mit Anspannung auf ihre Zuteilung zu Gastfamilien.
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Flüchtlinge und junge Partisanen treffen in Bern ein, wo sie sich registrieren und einer Gesundheitskontrolle unterziehen müssen. Einige von ihnen sind bereits wieder zum Spassen aufgelegt, Oktober im Kriegsjahr 1944.
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Ein Mädchen hält einen Walliser Apfel in der Hand. Die Kinderhilfe des Schweizerischen Roten Kreuzes empfangen die Flüchtlingskinder. Zur Pflege und Betreuung werden sie an die hilfsbereite Walliser Bevölkerung weitergegeben.
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Vor dem Reisebus mit Kindern spricht ein Angehöriger der Schweizer Armee mit einen Interessensvertreter, der vermutlich in Zusammenhang mit den italienischen Partisanen steht.
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Ein italienisches Mädchen freut sich über einen Apfel, Oktober im Kriegsjahr 1944.
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Eine Frau geht mit einem ihr zugeteilten Flüchtlingsjungen Hand in Hand nach Hause.
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Ein Transport mit Flüchtlingskindern aus Domodossola wird am 14. Oktober 1944 in Brig von der Kinderhilfe des Schweizerischen Roten Kreuzes empfangen und zur Pflege und Betreuung an die hilfsbereite Walliser Bevölkerung weitergegeben.
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In Zweierreihen schreiten die Kinder mit ihren Begleitpersonen entlang der Aussenmauer des Hotels Couronne in Brig, Schweiz.
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Italienischen Partisanen gelang es, ein Gebiet in den Ossola-Tälern von den Nazis zu erobern und während über einem Monat, zwischen September und Oktober 1944, eine eigenständige Republik zu halten. Nach der Wiederbesetzung durch die deutschen Truppen flohen Tausende von Menschen, darunter viele Kinder, in die Schweiz.
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Ich bin ausgebildeter Historiker und gebürtiger Bündner und als Journalist interessieren mich vor allem politische und soziale Fragen.
Als Fotoredaktorin bin ich verantwortlich für den redaktionellen Einsatz der Fotografie bei SWI swissinfo.ch und die Zusammenarbeit mit Fotografen. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, nehme ich die Kamera in die Hand und begleite einen unserer Journalisten.
Ich habe eine Ausbildung als Fotograf in Zürich absolviert und arbeite seit 1989 als Fotojournalist. 1990 war ich Mitbegründer der Schweizer Fotografenagentur Lookat Photos. Ich bin zweifacher Gewinner des World Press Award und wurde mit mehreren Schweizer Nationalstipendien ausgezeichnet. Meine Arbeiten wurden vielfach ausgestellt und sind in verschiedenen Sammlungen vertreten.
Nach dem Waffenstillstand vom 8. September 1943 entstanden im Val d’Ossola, wie in vielen anderen Regionen Mittel- und Norditaliens, mehrere Partisanenformationen, die sich mit Waffen den nationalsozialistischen Besatzungstruppen und den Milizen der neofaschistischen Republik Salò widersetzten.
Im November desselben Jahres begann ein Aufstand in Villadossola gegen die harte Unterdrückung durch die nazifaschistischen Truppen. Der Krieg setzte sich mit geringer Intensität in den folgenden Monaten fort. Im Juni 1944 gelang es den Partisanen, das nahe gelegene Valsesia zu befreien.
In der gleichen Zeit durchkämmten die Deutschen das Valgrande im Südosten von Ossola. Es gab zahlreiche Opfer unter Partisanen und Zivilisten. Den Widerstandsformationen gelang es jedoch, sich zu reorganisieren und den Kampf wieder aufzunehmen.
Nachdem sie über verschiedene Zentren im Talboden die Kontrolle erlangt hatten, ebneten die Partisanen-Divisionen «Valtoce» und «Valdossola» am 8. September 1944 den Weg in die Hauptstadt Domodossola. Am nächsten Tag verhandelten die nationalsozialistischen Truppen über die Kapitulation und verliessen die Stadt. So wurde die Partisanenrepublik Ossola geboren.
Experiment einer Zivilverwaltung
Sofort wurde in der Stadt ein provisorischer Regierungsrat gebildet, der sich aus Zivilisten zusammensetzte, die aus allen antifaschistischen Strömungen ausgewählt wurden. Vorsitz hatte der sozialistische Arzt Ettore Tibaldi inne, der hierfür aus dem Schweizer Exil zurückgekehrt war. Später trat auch die Kommunistin Gisella Floreanini, die als erste Frau eine Regierungsposition in Italien innehatte, dem Rat bei.
Was die kurze Geschichte von der Republik Ossola von anderen ähnlichen Erfahrungen in Norditalien unterschied, war gerade der Versuch, eine Zivilverwaltung zu schaffen, die sich für die Ordnung eines zukünftigen demokratischen Italiens einsetzte. Der Rat befasste sich nicht nur mit militärischen Fragen und der Versorgung der Bevölkerung, sondern auch mit Schulen, medizinischer Hilfe, Justiz, Arbeit usw….
Flucht in die Schweiz
Das Experiment war jedoch von kurzer Dauer: Am 10. Oktober 1944 gingen die nationalsozialistischen Truppen zum Gegenangriff über und eroberten nach bitteren Kämpfen am 23. Oktober desselben Jahres das gesamte Gebiet von Ossola zurück.
Im Bewusstsein, dem Angriff nicht lange standhalten zu können, organisierte der Ossola-Rat, der von Anfang an gute Beziehungen zur Schweiz aufgebaut hatte, in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Roten Kreuz die Flucht von Tausenden von Zivilisten, insbesondere Kindern, in die Eidgenossenschaft.
Auch viele Ossola-Partisanen, die von den Nazifaschisten an die Grenze gedrängt wurden, fanden in der Schweiz Zuflucht. Am 22. Oktober überquerte der provisorische Regierungsrat den San Giacomo-Pass, um sich im Bedretto-Tal im Kanton Tessin in Sicherheit zu bringen.
Bilder: Keystone/Photopress
(Übertragung aus dem Italienischen: Sibilla Bondolfi)
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1944, vor genau 60 Jahren, hatten Tausende von Flüchtlingen aus der Partisanenrepublik Ossola Aufnahme in der Schweiz gefunden. «Es ist ein Anlass, um nochmals Danke zu sagen», sagt der Gemeindepräsident von Domodossola, Gian Mauro Mottini. Dabei denkt er insbesondere an die 2500 Kinder im Alter zwischen 5 und 13 Jahren, die 1944 als Flüchtlinge aus…
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