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Schweizergardisten nach langem Marsch beim Papst

Die Schweizer Ex-Gardisten beim historischen Defilée in Acquapendente. swissinfo.ch

Aus Anlass des 500-Jahre-Jubiläums der Schweizergarde sind rund 100 ehemalige Gardisten in Rom von Papst Benedikt XVI geehrt worden, nach einem Fussmarsch von 723 Kilometern.

Unterwegs hatte ihnen die Bevölkerung der italienischen Dörfer einen begeisterten Empfang bereitet.

Der Marsch der ehemaligen Schweizergardisten hatte am 7. April in Bellinzona, der Hauptstadt des Kantons Tessins, begonnen. Mit ihrem Unterfangen wollten die Teilnehmer an den Mut der 150 Schweizer erinnern, die vor 500 Jahren dem Heiligen Stuhl zu Hilfe geeilt waren.

Aus dem Fenster seiner Wohnung am Petersplatz erklärte der Papst am Donnerstag, dass die Gardisten vor 500 Jahren wie auch heute dem Vatikan einen wertvollen Dienst leisteten. Mit dieser Zeremonie endete der Gedenkmarsch der Ex-Gardisten.

Täglich ein Marathon

Die «Scorta Helvetica» marschierte in 28 Tagen auf der historischen Route, welche die Innerschweizer Söldner im Jahre 1506 gewählt hatten. Im Schnitt mussten die Ex-Gardisten täglich zwischen 30 und 40 Kilometer bewältigen.

Die ersten 150 Schweizergardisten waren im Herbst 1505 von Papst Julius II. zum Schutz des Vatikans angefordert worden und Anfang 1506 unter der Führung ihres Hauptmanns Kaspar von Silenen in Rom eingetroffen.

Wo immer möglich wanderten die «modernen Gardisten» auf dem historischen Pilgerweg der «Via Francigena». Über Fidenza, den Cisa-Pass, Lucca, Altopascio, Siena, Montalcino, Acquapendente und Viterbo erreichten die Ex-Gardisten am Dienstag Rom.

Herzlicher Empfang

In allen Dörfern, welche die in Zivilkleidern Wandernden passierten, wurde ihnen ein herzlicher Empfang bereitet. Einzelne Orte gaben Erinnerungs-Medaillen heraus, andere organisierten grosse Feste.

In Acquapendente beipsielsweise, wo die Ex-Gardisten einen der wenigen Ruhetage einschalteten, rollte die Bevölkerung den Gästen den grossen Teppich aus. Höhepunkt des Festes waren ein mittelalterliches Bankett und eine historische Parade durch das Städtchen.

Botschafter des Friedens

«Ich hätte mir nie träumen lassen, in Italien so herzlich empfangen zu werden», sagte der Freiburger Pascal Joye gegenüber swissinfo. Er hatte von 1999 bis 2001 zur päpstlichen Garde gehört. Unterwegs seien ihnen auch Botschaften des Friedens und der Hoffnung aufgetragen worden, welche sie nach Rom brachten.

Massimiliano Vinci, der als italienischer Kenner der Via Francigena die Route der Ex-Gardisten vorbereitet hatte, war von den begeisterten Reaktionen der Menschen entlang des Weges nicht überrascht. «In unseren Augen sind die Gardisten die Personifizierung des Friedens, der Treue und des Katholizimus», sagte Vinci.

Historische Kontinuität

Am letzten Tag mussten die Ex-Gardisten nur noch von der Piazza del Popolo zum Petersplatz marschieren. Begleitet wurden sie dabei von einer Ehrenformation der aktuellen Schweizer Garde und Vertretern aus anderen Polizeicorps in Rom.

Mit kleinen Unterbrüchen blieb die päpstliche Leibgarde, die vor 500 Jahren entstanden ist, allen Veränderungen der Zeit zum Trotz bestehen. Heute gehören die rund 110 Schweizergardisten in ihren gelb-blau-rot gestreiften Uniformen mit Hellebarden und Federhelm zu den meist fotografierten Sujets in Rom.

Getreu bis in den Tod

Die Hauptfeierlichkeiten zum Jubiläum sind für Samstag geplant. Der Tag beginnt mit einer Papstmesse, am Nachmittag werden dann 33 neue Gardisten der kleinsten Armee der Welt eingeschworen.

Mit dem Datum 6. Mai, an dem traditionell die neuen Mitglieder ihren Eid ablegen, erinnert die Schweizergarde an den schlimmsten Tag ihrer Geschichte: Am 6. Mai 1527 starben bei der Plünderung Roms mehr als drei Viertel der Soldaten bei dem Versuch, den Rückzug von Papst Klemens VII. in die Engelsburg zu decken.

swissinfo und Agenturen

Der Marsch der Schweizer Ex-Gardisten:
Länge: 723 Kilometer
Dauer: 28 Tage, davon vier Ruhetage
Tempo: 5 Kilometer pro Stunde, 30 pro Tag
Teilnehmer: 79 beim Start in Bellinzona, 20 weitere ab San Gimignano
Alter: Zwischen 27 und 76 Jahre.

Die Schweizergarde wurde am 22. Januar 1506 von Papst Julius II. gegründet.

Am 6. Mai 1527 starben bei der Plünderung Roms 147 Gardisten beim Versuch, den Rückzug von Papst Clemens VII. in die Engelsburg zu decken.

Mit 110 Angehörigen ist die heutige Schweizergarde die kleinste Armee der Welt.

Gardist kann nur werden, wer die folgenden Kriterien erfüllt: Schweizer, männlich, katholisch, zwischen 19 und 30, ledig zum Zeitpunkt der Rekrutierung, mindestens 1,74 Meter gross, Angehöriger der Schweizer Armee, Maturitätsausweis oder abgeschlossene Berufslehre.

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