Start einer Schweizer Religionsstudie
Die religiöse Landschaft ist in den letzten Jahren unübersichtlicher geworden. Mit einer Studie will der Schweizerische Nationalfonds zu einer Klärung beitragen und konkrete Empfehlungen abgeben.
Im traditionell christlichen Land haben sich zwei Tendenzen verstärkt: eine schwindende Bindung an die Kirchen und die steigende Bedeutung nicht-christlicher Religionen.
Das Nationale Forschungsprogramm «Religionen in der Schweiz» ist auf drei Jahre angelegt und wird mit 10 Millionen Franken gefördert.
Die Arbeiten laufen in Universitäten, Fachhochschulen und privaten Büros. Sie untersuchen Veränderungen in der Religionslandschaft und sollen praxisrelevante Antworten für Politik, Behörden und Schulen liefern.
Die religiöse Landschaft der Schweiz werde von schwindenden kirchlichen Bindungen sowie der grösser werdenden Bedeutung nicht-christlicher Religionen und alternativer christlicher Gemeinschaften geprägt.
Diese Pluralisierung der religiösen Landschaft sei eng verknüpft mit der wachsenden Migration aber auch mit der Hinwendung vieler Einheimischer zu nicht- oder alternativ-christlichen Glaubensformen.
Gläubige laufen davon
Viele Immigranten und Immigrantinnen fänden ihre Identität in intensiveren religiösen Bindungen.
Die neuen Religionsgemeinschaften könnten sich oft nur ungenügend organisieren.
Dafür fehlten Akzeptanz, Räume und angemessen ausgebildete Religionsgelehrte. Dadurch drohen gemäss Nationalfonds die Ghettoisierung und Radikalisierung.
Auch die Abwendung vom Glauben wirkt sich auf die Gesellschaft aus. Dieses Phänomen betrifft alle Religionen, in erster Linie aber die christlichen Landeskirchen. Seit den 1970er-Jahren laufen ihnen die Gläubigen davon.
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SNF
Politisches Klima eher hinderlich
Damit steht der Staat vor der Frage, wie er einerseits auf den Bedeutungsverlust der etablierten Religionen reagieren und andererseits auf die Ansprüche und Bedürfnisse der neuen religiösen Gemeinschaften eingehen soll.
Die Antwort ist im derzeitigen politischen Klima nicht einfach, da eine sachliche Diskussion schwierig ist. Oft werden gemäss Nationalfonds Probleme, die aus sozialen und wirtschaftlichen Integrations-Schwierigkeiten oder aus der Diskriminierung von Immigranten erwachsen, als religiöse diskutiert.
Religion werde als Deckmantel für soziale Missstände und politische Forderungen instrumentalisiert, heisst es.
swissinfo und Agenturen
Religionszugehörigkeit in der Schweiz:
Römisch-Katholiken: 42%
Christ-Katholiken: 0,2%
Evangelisch-Reformierte (mit Freikirchen): 33%
Christlich-Orthodoxe (serbische, russische, mazedonische, griechische): 1,8%
Anglikanische Kirchen: 0,1%
Muslime: 4,3%
Juden: 0,2%
Buddhisten: 0,3%
Hindus: 0,4%
Andere religiöse Gemeinschaften: 0,1%
Ohne Religionszugehörigkeit: 11%
(Basis: Eidgenössische Volkszählung 2000)
85% der Schweizer Bevölkerung auf dem Land und 78% in der Stadt bezeichnen sich als gläubig.
77% beten regelmässig, 34% jeden Tag.
1970 gehörten den Landeskirchen 95% der Schweizer Bevölkerung an. 2000 waren es noch 75%.
Der Anteil der Konfessionslosen ist deutlich gewachsen, aber auch jener der nicht-christlichen Glaubensgemeinschaften.
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