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Tariq Ramadan in den USA unerwünscht

Tariq Ramadan muss vorderhand in Genf die weitere Entwicklung seines Falls abwarten. Keystone

Der Schweizer Islam-Wissenschafter ist "schockiert" über die Aberkennung seiner Arbeitsbewilligung durch die US-Behörden.

Ramadan kann seine Professur für Religion und Konfliktlösung an der Universität Notre-Dame im US-Staat Indiana deshalb nicht antreten.

Der renommierte Schweizer Islamwissenschafter Tariq Ramadan kann in den USA nicht als Professor an der Notre-Dame-Universität Religion und Konfliktlösung lehren. Die US-Behörden annullierten sein Arbeitsvisum in letzter Minute.

Ramadan wurde am 2. August von der US-Botschaft in Bern über den Rückzieher informiert. Damit haben die US-Behörden eine Kehrtwende vollführt, denn im Frühling hatte der 41-Jährige ein Visum für die USA erhalten.

«Politischer Entscheid»

«Das ist für mich ein Schock», sagte Ramadan gegenüber swissinfo. Es gehe nicht an, jemandem neun Tage vor Antritt der neuen Stelle das zugesicherte Arbeits-Visum abzuerkennen.

«Alle unsere Sachen sind bereits in den USA. Unsere Kinder sind bereits an den dortigen Schulen eingeschrieben», sagt er zur momentanen Situation.

«Es handelt sich zweifellos um einen politischen Entscheid, der völlig ungerechtfertigt ist», sagte Ramadan gegenüber der Westschweizer Zeitung «Tribune de Genève». Er habe immer klar gegen Antisemitismus und Terrorismus Stellung bezogen und für einen offenen Islam plädiert.

Vertreter des Ausgleichs

Auch an der katholischen Notre-Dame-Universität in South Bend wurde der Entscheid der US-Behörde für Immigration und Zölle (ICE) mit Unverständnis aufgenommen: «Professor Ramadan ist ein brillianter Gelehrter und in der muslimischen Welt ein Sprachrohr für Mässigung», sagte Notre-Dame-Sprecher Matthew Storin. «Wir kennen keinen Grund, warum seine Einreise verhindert werden sollte.»

Storin äusserte sich zudem beunruhigt über die Konsequenzen des Falls auf die Freiheit und Unabhängigkeit der Universitäten. Weder die Universität noch Ramadan seien von der Regierung über die Gründe für diesen Schritt informiert worden.

Keine offizielle Begründung

Visum-Gesuche würden zurückgewiesen, wenn die öffentliche Sicherheit oder diejenige des Landes tangiert seien, sagte ein ICE-Sprecher.

Eine konkrete Begründung für die nachträgliche Ablehnung im Fall Ramadan wollte er nicht liefern.

Genauer Prüfung unterzogen

«Die amerikanischen Behörden haben meinen Antrag in einem zweimonatigen Verfahren minutiös geprüft. Dies deshalb, weil ich im Zuge einer öffentlichen Polemik in Frankreich fälschlicherweise als extremistischer Islamist und Agent der Al Kaida bezeichnet worden war», erklärte Ramadan.

Als er dann im Mai das Arbeitsvisum erhalten habe, sei das sicher nicht aus Blindheit geschehen.

Ramadan weist zudem darauf hin, dass sich der Visa-Entscheid auf das Sicherheits-Gesetz von 2001 («Patriot Act») stütze, welches vor einem Jahr noch verschärft worden sei.

Anstellung bleibt

Ramadan hätte seine Professorenstelle diese Woche antreten sollen. Arbeitslos ist Ramadan durch den Behörden-Entscheid aber nicht geworden: «Die Universität Notre-Dame hat meine Anstellung als Professor bestätigt, auch wenn ich in Moment keinen amerikanischen Boden betreten darf», betont Ramadan.

Im Schweizer Aussenministerium hat man sich des Falls Ramadan angenommen, «wie wir es für jeden Bürger in einem solchen Problemfall tun», sagte Ministeriums-Sprecher Christian Meuwly auf Anfrage. Weiter wollte er den Fall nicht kommentieren.

Bekannter Gelehrter

Der nicht unumstrittene Ramadan definiert sich selber als moderaten Islamisten, der grossen Wert auf den Dialog zwischen den Glaubensgemeinschaften lege. Der Genfer war bis Anfang Jahr Professor für Islamwissenschaften an der Universität Freiburg.

Der Professor ist weit über die Schweizer Landesgrenzen hinaus bekannt. So hat er unter anderem die EU-Kommission in Religionsfragen beraten und auch schon an Konferenzen teilgenommen, die das US-Aussenministerium finanziert hatte.

1995 hatte Frankreich gegen Ramadan eine Einreisesperre verhängt, weil er nach Ansicht des Innenministeriums eine «Gefährdung der öffentlichen Ordnung» darstellte. Die Einreisesperre war dann ein Jahr später von einem Gericht wieder aufgehoben worden.

swissinfo und Agenturen

Tariq Ramadan, geboren 1962 in Genf, entstammt einer ägyptischen Familie, die unter dem nationalistischen Präsidenten Nasser geflüchtet war.

Sein Grossvater Hassan al Banna hatte 1928 die Moslem-Bruderschaft gegründet.

Sein Vater war später Gründer des islamischen Zentrums Genf.

Ramadan war unter anderem Berater der europäischen Kommission in Religionsfragen.

Tariq Ramadan, geboren 1962 in Genf, entstammt einer ägyptischen Familie, die unter dem nationalistischen Präsidenten Nasser geflüchtet war.

Sein Grossvater Hassan al Banna hatte 1928 die Moslem-Bruderschaft gegründet.

Sein Vater war später Gründer des islamischen Zentrums Genf.

Ramadan war unter anderem Berater der europäischen Kommission in Religionsfragen.

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