Trauerfeier in Zug: Für jedes Opfer eine Kerze
10'000 Menschen haben im Kanton Zug an den Trauerfeierlichkeiten für die Opfer des Amoklaufs vom vergangenen Donnerstag teilgenommen. Landesweit setzten eine Schweigeminute und Glockengeläute Zeichen der Anteilnahme.
Die Zeremonie in der Zuger St. Michaelskirche begann mit einer Schweigeminute um 10.00 Uhr, zu welcher der Bundesrat landesweit aufgerufen hatte. «Fassungslos und traurig stehen wir noch immer vor der Tat», sagte Bischof Kurt Koch danach zur Trauergemeinde, zu der auch Bundespräsident Moritz Leuenberger, seine Ratskollegen Kaspar Villiger und Ruth Metzler sowie Vertreter sämtlicher Kantone und Botschafter gehörten.
Inhaltlich gliederte sich die knapp eineinhalbstündige Feier in drei Teile. Der erste Teil wurde der Trauer und der Klage gewidmet. Im zweiten Teil wurden als Zeichen der Hoffnung die Namen der Opfer laut gelesen und für jedes von ihnen eine Kerze angezündet. Im letzten Teil wurden als Zeichen für Glaube und Vertrauen Rosen vor den Altar gelegt.
Botschaft des Papstes
Papst Johannes Paul II. hat den Angehörigen der Opfer von Zug seine Anteilnahme ausgedrückt. Der Basler Bischof Kurt Koch verlas die Botschaft des Papstes bei der Trauerfeier.
Er habe mit Schmerz und Trauer die bestürzende Nachricht vom sinnlosen Blutvergiessen im Zuger Kantonsparlament vernommen, hiess es in der Botschaft. Johannes Paul II. werde die Fragen und Nöte, die viele in diesen Tagen bewegten, im Gebet vor Gott tragen.
Nationalratspräsident Peter Hess betonte, der Anschlag vom Donnerstag sei nicht nur auf Menschen verübt worden, sondern auf den Kanton Zug, die direkte Demokratie, ihre Institutionen und Vertreter. «Wir wollen es nicht hinnehmen, dass uns diese Werte genommen werden». Die Wahnsinnstat soll vielmehr dazu beitragen, dass diese Werte wieder gestärkt werden. Hess warf jedoch die Frage auf, ob die Politik die Anliegen der Bürger nicht auf menschlichere Art aufnehmen und kommunizieren sollte. Den Hinterbliebenen sprach Hess Anteilnahme und solidarisches Mitgefühl aus. Den Verletzten wünschte er Mut und Zuversicht.
Der Zuger Stadtpräsident Christoph Luchsinger drückte die grosse Betroffenheit aus, die derzeit im kleinen Kanton und in der Stadt Zug herrscht. Die Trauer sei deswegen besonders gross, weil bei der Bluttat jeder und jede praktisch einen Bekannten oder einen Nachbarn verlor.
Für jeden der 14 Verstorbenen wurde an der grossen Osterkerze eine kleinere Kerze entzündet. Bischof Kurt Koch übergab Regionaldekan Alfredo Sacchi zudem eine 15. Kerze – für den ebenfalls ums Leben gekommenen Todesschützen -, doch diese blieb trotz Worten der Vergebung unangezündet.
Noch 14 Verletzte im Spital
Von den Verletzten der Bluttat im Kantonsratssaal Zug befinden sich noch 14 Menschen im Spital, wie ein Sprecher der Kantonspolizei am Montag sagte. Eine Person ist noch immer in kritischem Zustand.
Die neue Zusammensetzung des Regierungsrats soll an dessen erster Sitzung nach der Tat nächste Woche erfolgen. Für die Nachfolge der drei getöteten Regierungs-Mitglieder stellten sich der freisinnige Joachim Eder, die Sozialdemokratin Brigitte Profos-Meier und Hans-Beat Uttinger (SVP) zur Verfügung. Der Kantonsrat soll in den nächsten Wochen neu konstituiert werden.
swissinfo und Agenturen
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