2021 in Zahlen: Schleier, Fluten, Zucker und Salz
Ein Blick auf zwölf überraschende Zahlen aus einigen unserer interessantesten und beliebtesten Artikel des vergangenen Jahres.
Covid-19 beherrscht natürlich weiterhin die Medienberichterstattung in aller Welt; alle unsere meistgelesenen Artikel standen im Zusammenhang mit der Pandemie. Dieser Artikel ignoriert die riesige Menge an Daten, die von der Regierung fast täglich veröffentlicht werden – tägliche Neuinfektionen, Krankenhaus-Aufenthalte, Todesfälle, Impfraten.
Lesen Sie dazu unseren täglich aktualisierten Überblick «Coronavirus: Die Situation in der Schweiz».
Januar
50
Schweizerinnen und Schweizer dürfen bis zu 50 Kilogramm Speisesalz pro Jahr für den Eigenbedarf importieren – das ist einer von vielen aufschlussreichen Fakten in unserem Multimedia-SpecialExterner Link über einen der wenigen einheimischen Rohstoffe der Schweiz.
Der Long-Read ist voll von Informationen über die Geschichte des Salzabbaus und -handels (ganz zu schweigen vom Schmuggel). Aber wenn Sie ein Kilo des Stoffs pro Woche verbrauchen, haben Sie wahrscheinlich andere Sorgen…
Februar
50
Es erstaunt immer wieder, dass die Frauen in der Schweiz erst seit 50 Jahren wählen und abstimmen dürfen – in einem Kanton sogar erst seit 30 Jahren! Am 7. Februar 1971 stimmten die Schweizer Männer schliesslich dafür, den Frauen eine politische Stimme zu geben (nachdem sie diese Idee 1959 noch abgelehnt hatten).
Anlässlich dieses Jahrestags haben wir eine Reihe von Artikeln, Videos und Bildergalerien sowie einen Podcast (Engl.) produziert. Ausserdem sprachen wir mit Hanna Sahlfeld-Singer, einer der ersten Frauen, die 1971 ins Parlament gewählt wurden, und mit vier Frauen aus dem Kanton Appenzell Innerrhoden, die sich an ihre erste Stimmabgabe am 28. April 1991 erinnern.
März
51,2
Eine weitere Abstimmung erregte internationale Aufmerksamkeit: Nach einem hitzigen Abstimmungskampf sagten 51,2 % der Stimmberechtigten «Ja» zu einem Verbot der Gesichtsverschleierung in der Öffentlichkeit.
Die Änderung in der Schweizer Bundesverfassung gilt für die islamische Burka und den Niqab, nicht aber für Gesichtsverhüllungen, die aus Sicherheits-, Wetter- oder Gesundheitsgründen getragen werden (daher sind Gesichtsmasken gegen das Coronavirus legal). In Gotteshäusern bleiben Burka und Niqab weiterhin erlaubt.
Die Vereinten Nationen (UNO) verurteilten das Verbot umgehend als «diskriminierend und eine invasive Einschränkung der Grundfreiheiten».
April
21
Die Schweizerinnen und Schweizer haben den Ruf, eine Nation von Polyglotten zu sein – in einer kürzlich durchgeführten Umfrage gaben 21% der Befragten an, regelmässig drei Sprachen zu sprechen (1,7% sprechen sogar regelmässig fünf Sprachen).
Dennoch ist es nicht ungewöhnlich, Schweizerinnen und Schweizer aus verschiedenen Teilen des Landes zu hören, die sich auf Englisch unterhalten. Nicht alle sind darüber glücklich, aber ist die Verwendung des Englischen als Lingua franca dem nationalen Zusammenhalt zuträglich oder schadet sie ihm?
Mai
152’000’000
«Ist Kinderarbeit wirklich so schlimm?» Was ist das für eine Frage? Rund 152 Millionen Kinder in der Welt sind als Kinderarbeitende eingestuft, von denen die Hälfte gefährliche Arbeiten verrichtet. Die Situation ist jedoch vielschichtiger, als Sie vielleicht denken. Könnte es sein, dass Kinder durch ein Verbot bestimmter Arbeiten sogar benachteiligt werden?
Wir haben die komplizierte Beziehung zwischen grossen Schweizer Schokoladeunternehmen und den Kakaopflückerinnen und -pflückern in Afrika untersucht.
Juni
12
Eine weitere, oft vereinfachte Beziehung ist jene zwischen Jägern und Tieren. Im Vorfeld einer Abstimmung im Kanton Graubünden über ein Verbot der Jagd für Kinder unter 12 Jahren erklärte der Macher eines neuen Dokumentarfilms über die Jagd seinen Lebensstil.
Der Filmer – der auch Förster und Jäger ist – sagte, er wolle den Zuschauerinnen und Zuschauern die Augen für eine Welt öffnen, die «kaum jemand versteht». Am Ende lehnten 79% der Stimmberechtigten im Kanton das Verbot ab.
Juli
5
Nass, nässer, am nässesten. Der anhaltende Regen in diesem Sommer führte dazu, dass im ganzen Land zahlreiche Strassen und Keller überflutet wurden.
Obwohl für verschiedene Seen die höchste Gefahrenwarnstufe 5 erklärt wurde, gab es keine Todesopfer zu beklagen. Verglichen mit dem Nachbarland Deutschland, wo fast 200 Menschen starben, kam die Schweiz glimpflich davon.
August
360
Ernst A. Heiniger war nicht nur ein innovativer Fotograf, sondern auch ein bahnbrechender Filmemacher: Für Disney wurde er mit zwei Oscars ausgezeichnet. Weltweit bekannt aber wurde er durch seine 360°-Technologie, die in runden Kinos gezeigt werden sollte.
Mit dem Geld, das er mit dem Verkauf von «Swissorama» verdiente, kaufte er sich ein Haus in den Hollywood Hills, wo er den Rest seines Lebens verbrachte. Sein Tod im Jahr 1993 blieb in der Schweiz unbemerkt, wo er immer noch relativ unbekannt ist. In diesem Jahr war er jedoch Gegenstand einer grossen Schweizer Retrospektive.
September
1300
In unserer meistgelesenen «Nicht-Covid-Geschichte» des Jahres begleiteten wir einen 40-jährigen Japaner in seinen letzten Momenten bei einer Sterbehilfe-Organisation in Basel.
Da Sterbehilfe in Japan illegal ist, begab sich Yoshi, der an einer Motoneuronen-Erkrankung litt, mit seinen Eltern auf den schmerzhaften 12-stündigen Flug in die Schweiz. Hierzulande beenden jedes Jahr rund 1300 schwerkranke oder behinderte Menschen ihr Leben.
Oktober
26
Ende Oktober fand in Glasgow die UNO-Klimakonferenz COP26 statt, die weltweit im Rampenlicht der Medien stand. Die Schweiz drängte darauf, dass sich alle Länder dazu verpflichten, die globale Erwärmung auf 1,5°C im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen.
Nachdem das Schweizer Stimmvolk im Juni ein neues CO2-Gesetz abgelehnt hatte, witterten einige jedoch Heuchelei und forderten die Schweiz dazu auf, zuerst vor ihrer eigenen Haustür zu wischen, bevor sie andere belehre. Am Ende der Konferenz lautete das Urteil unserer Klimajournalistinnen und -journalisten: «Zu viel Gerede, zu wenig Taten – auch von der Schweiz» (Engl.).
November
35
Wie fühlt es sich an, in dem Land zu leben, das die meisten Volksabstimmungen der Welt durchführt, ohne selber abstimmen und wählen zu können? Rund 35% der Schweizer Wohnbevölkerung dürfen auf nationaler Ebene nicht wählen und abstimmen.
Was bedeutet das für die einzigartige direkte Demokratie in der Schweiz? Unser Datenjournalist hat die Zahlen ausgewertet und mit Menschen gesprochen, die direkt davon betroffen sind.
Dezember
70’000’000
Wir haben unseren Jahresrückblick mit Salz begonnen, beenden wir ihn mit etwas Süssem: Die Zuckerindustrie in der Schweiz kostet die Steuerzahlenden jährlich rund 70 Millionen Franken an staatlichen Subventionen.
Wir haben die grösste Zuckerfabrik des Landes in Aarberg besucht und die Argumente für und gegen staatliche Eingriffe untersucht.
Frohes neues Jahr!
(Übertragung aus dem Englischen: Christian Raaflaub)
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