Aargauer Schule in Brasilien: «Wir reden viele Sprachen»
Der Kanton Aargau hat eine Schule in Curitiba, im Süden von Brasilien – eine von 17 vom Bund geförderten Schweizerschulen im Ausland. Nun braucht die Aargauer Schule eine neue Turnhalle.
An der Schweizerschule Curitiba im Süden Brasiliens, dem «Colégio Suíço-Brasileiro de Curitiba», gehen 800 Schülerinnen und Schüler zur Schule – vom Kindergärteler bis zur Gymnasiastin. Es sind Kinder aus 14 Nationen, 26 Kinder haben einen Schweizer Pass.
Eine davon ist die achtjährige Milena Merki: «Wir reden viele verschiedene Sprachen», sagt sie. Trotz der vielen Sprachen bekomme sie aber kein Durcheinander. Milena wächst in Brasilien auf und besucht die dritte Klasse an der Schweizerschule. Ihre Eltern sind aus dem Kanton Aargau, wohnen aber schon lange in Curitiba.
Die Schweizerschule bietet alles, was der brasilianische Lehrplan verlangt, gleichzeitig wird auch der Lehrplan der Schweiz unterrichtet. «Unsere Schüler sind mehrsprachig», sagt Direktor Reto Schafflützel.
Sie würden Deutsch sprechen. Ab der 5. Klasse werde zudem Englisch gelehrt, ab der 6. Französisch. Wer bis 16-jährig an der Schule bleibe, mache den brasilianischen Gymnasiumabschluss und dazu die internationale Matura.
Das Patronat der Schweizerschule in Curitiba hat der Kanton Aargau. Die Schule ist eine von 17 Schweizerschulen im Ausland, die vom Bund gefördert werden.
Gegründet wurde sie 1980. Damals wurde in der Nähe von Curitiba, in Itaipu, ein Wasserkraftwerk gebaut – bis zum Bau des Drei-Schluchten-Damms in China 2006 das leistungsstärkste Wasserkraftwerk der Welt.
Es gibt auf der ganzen Welt 17 Schweizerschulen, die vom Bund gefördert und unterstützt werden. Die Schweizerschulen sind gemeinnützige Privatschulen.
Ihr Unterricht ist bikulturell und mindestens zweisprachig. Jede Schule hat einen Patronatskanton, der die Schule berät und beaufsichtigt.
Bei den Bauarbeiten in Brasilien war auch die ABB-Vorgängerin BBC aus Baden beteiligt. Viele Arbeitskräfte aus dem Aargau und der Schweiz fanden in Itaipu Arbeit.
Und da sie ihre Familien mitnahmen, sei der Wunsch nach einer Schweizerschule entstanden, erzählt Schafflützel, der die Schule seit vier Jahren leitet.
«Es regnet rein» – neue Turnhalle nötig
Im Moment wird an der Schweizerschule in Curitiba gebaut: Es braucht eine neue Turnhalle. Die jetzige Halle platze aus allen Nähten, sagt Schafflützel: «Das führt dazu, dass zeitweilig drei Klassen in der Sporthalle zur gleichen Zeit turnen. Und mit der stetig wachsenden Schülerzahl wird sich die Situation in Zukunft weiter verschlechtern.»
Drittklässlerin Milena Merki kennt die Situation: «Wir sind sehr viele Kinder beim Turnen. Und es regnet rein.»
An der neuen Turnhalle beteiligt sich auch der Kanton Aargau: Die Regierung hat kürzlich zwei Millionen Franken aus dem Swisslos-Fonds gesprochen. In den letzten Jahren hat der Kanton Aargau bereits zehn Millionen Franken für andere Bauten bezahlt.
Integration beispielhaft
Vom Patronat profitiert allerdings nicht nur die Schweizerschule in Brasilien, sondern auch die Schule im Aargau. Davon ist Bettina Diem überzeugt, die im Aargauer Bildungsdepartement für die Schweizerschule in Curitiba zuständig ist.
Lernen könne man zum Beispiel davon, wie die Schule mit so vielen verschiedenen Nationalitäten und Sprachen umgehe. In Brasilien gebe es keine Unterteilung in der Oberstufe, alle Kinder besuchen dieselbe Klasse.
Schulleiter Schafflützel betont zudem den Wert des Austauschs für Lehrpersonen. Zehn Lehrpersonen an der Schweizerschule sind momentan aus der Schweiz, die anderen aus Brasilien.
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