Wie die Kavallerie galten die Radfahrer als Eliteeinheit. Mehrere von ihnen schafften es bis in den Generalsrang, einer wurde sogar Bundesrat: Finanz- und Ex-Verteidigungsminister Ueli Maurer befehligte bis 1994 ein Radfahrer-Bataillon.
In ihrer Pionierzeit dienten die Radfahrer vor allem als Nachrichtenübermittler und Kuriere.
1924 wurden sie zur Kampftruppe umgewandelt. Sie waren zeitweise mit Maschinengewehr, Raketenrohr, Panzerabwehr-Lenkwaffe, Sturmgewehr und Panzerfaust bewaffnet.
Im Zweiten Weltkrieg erreichte der Sollbestand der drei Regimenter rund 9000 Mann. Allerdings mussten die Soldaten wegen der Kautschuk-Knappheit die Reifen schonen und ihre Fahrräder häufig schieben.
Weil Radfahrer in modernen Kriegen leicht verwundbar sind, wurde die Truppe 2003 abgeschafft. Seither werden Fahrräder in der Schweizer Armee nur noch in den Ausbildungsdiensten benutzt.
Velo mit Kultstatus
Zunächst mussten die Soldaten ihr Velo selbst mitbringen. Erst 1905 wurde ihnen ein Armeevelo zur Verfügung gestellt. Das schwarz emaillierte Velo blieb während 90 Jahren fast unverändert – so lang wie kaum ein anderer Ausrüstungsgegenstand der Armee.
Das erste Armeevelo, das «Modell 05», ist inzwischen ein Design-Klassiker: Die 22 Kilogramm schweren, äusserst robusten Veteranen mit dem Schweizerkreuz am Gabelrohr sind bei Liebhabern im In- und Ausland sehr begehrt.
Fast 70’000 Stück hatte die Armee bis 1988 herstellen lassen. Bis vor wenigen Jahren verscherbelte sie die Räder noch für 150 Franken in ihren ArmyLiqShops. Heute werden gut restaurierte Modelle für rund 1500 Franken gehandelt.
Auch Ueli Maurer hält seinem Armee-Velo bis heute die Treue. Noch immer legt der Bundesrat von Zeit zu Zeit seinen Arbeitsweg mit dem Zweirad zurück und benutzt dabei «zwischendurch» auch mal das Militärvelo, wie sein Sprecher Roland Meier auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda verrät.
Velomodelle der Schweizer Armee
1892 bis 1904: Soldaten müssen ihr Velo selbst mitbringen
1905: Ordonnanzrad «Modell 05» (mit Luftbereifung und Freilauf), das der Bund bei Herstellern wie Schwalbe, Caesar, Condor und Cosmos anfertigen liess.
1944: Trommelbremse wird hinzugebaut.
1995: «Modell 93» (mit Gangschaltung) von der Firma Condor.
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Der 25. Dezember 1914 war der erste Weihnachtstag in der Zeit des Ersten Weltkrieges. Die Moral unter den Schweizer Soldaten, welche die Landesgrenze bewachten, war im Keller. Sie sehnten sich nach Frieden und vermissten ihre Familien.
Die europäischen Mächte befanden sich im Krieg. Die Schweiz war neutral, aber es gab Befürchtungen, dass ausländische Truppen das Land erobern und als Durchgang zu anderen Ländern nutzen würden. Die Grenzen zu Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien mussten bewacht werden.
"Nach dem Kriegsausbruch im August 1914 wurden mehrere tausend Schweizer Soldaten mobilisiert. Es war keine wirklich gut organisierte Mobilmachung, denn die Behörden wurden überrascht", sagt Dominik Wunderlin, Kurator der Ausstellung "Traurige Weihnachten" im Basler Museum der Kulturen. "Das beeinflusste sehr schnell die Moral der Schweizer Soldaten, besonders auch, weil der Winter immer näher rückte."
Die Soldaten lebten in sehr einfachen Unterkünften, und es kursieren zahlreiche Geschichten über ungenügende Hygiene. Die einzige Auflockerung bildeten speziell hergestellte Postkarten, welchedie Soldaten nach Hause schickten. Ein typisches Motiv zeigt einen Soldaten im Dienst, der in die Ferne schaut. In einer Einblendung sieht er das Bild seiner Familie, die an ihn denkt, und einen Weihnachtsbaum.
Texte über den Krieg
"Es gab nicht viel Platz für Texte auf diesen Karten", sagt Wunderlin gegenüber swissinfo.ch. "Oft stand da, ein Brief seiunterwegs. Die Karten sollten ein Lebenszeichen sein. Es gibt auch Postkarten, die zeigen, wie Soldaten Weihnachten feiern. Sie basieren meist auf speziell für diese Karten gestellten Szenen."
So zeigt eine Postkarte Soldaten, die in ihrem Lager eine festliche Mahlzeit geniessen. Auf einer anderen bewundert eine Gruppe von Männern einen Weihnachtsbaum. Einer hebt sein Glas zu einem Trinkspruch.
Diese Praxis zur Stärkung der Moral hat sich auch im Zweiten Weltkrieg fortgesetzt. Filmmaterial des Schweizer Fernsehens zu diesem Thema ist ein Bestandteil der Ausstellung und veranschaulicht, wie es war, die Weihnachtszeit fern von zu Hause zu feiern.
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Ruhe und Erholung konnte auch in den Soldatenstuben gefunden werden, die von der Journalistin Else Züblin-Spiller gegründet worden waren. Die Gaststätten waren eine günstige Quelle für gesunde Ernährung, für Spiele und Schreibpapier. Alkohol war verboten. Bis zum Ende des Krieges gab es an die 1000 Soldatenstuben.
Natürlich war das Leben des Schweizer Soldaten Welten entfernt von dem der britischen, französischen und deutschen Soldaten, die Weihnachten in den Schützengräben verbringen, die Schreie der Verwundeten anhören und das Pfeifen der Gewehrkugeln erdulden mussten, wie ein Brief eines belgischen Soldaten dokumentiert.
Trinationaler Waffenstillstand
Manchmal jedoch ergriffen die Soldaten in der Weihnachtszeit selbst die Initiative. Der weihnächtliche Waffenstillstand von 1914, bei dem deutsche und britische Soldaten aus ihren Gräben stiegen und zusammen Weihnachtslieder wie "Stille Nacht" sangen und Fussball spielten, ist bekannt.
Weniger bekannt ist wahrscheinlich ein Treffen von Schweizer, deutschen und französischen Soldaten am Weihnachtsabend 1916. Es fand im Largzipfel, einer bewaldeten Exklave der Schweiz ins Elsass, statt. Die Soldaten aus den drei Ländern waren dort so nah beieinander stationiert, dass sie auf der andern Seite des Stacheldrahtes das Husten hören konnten.
Der Tisch war gedeckt, Kerzen brannten, und es gab laut einem Bericht aus dieser Zeit ein spezielles Essen. "Zwischen 20 und 30 Soldaten haben das getan, was den Politikern ihrer Länder erst Jahre später gelungen ist: Sie sassen ruhig um einen Tisch", so der Bericht.
Die militärischen Vorgesetzten reagierten alles andere als begeistert auf die Party. Die deutschen und die französischen Soldaten wurden an einen andern Ort verlegt. "Wenn Sie jemandem in die Augen geschaut haben, werden Sie nicht in der Lage sein, ihn zu erschiessen", sagt Wunderlin.
Die Front zu Hause
Zuhause versuchten die Familien der Soldaten das Beste aus der Situation zu machen. Sie schickten den Soldaten Geschenke und frische Wäsche an die Front.
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Doch mit dem Fortschreiten des Krieges hatten die Menschen immer weniger zum Schenken. 1915 wurde in Deutschland die Rationierung eingeführt . Auch in der Schweiz mangelte es ab 1917 an Lebensmitteln.
Die Zivilbevölkerung war allen Widrigkeiten zum Trotz entschlossen, Weihnachten zu feiern. Obst- und Gemüsekonserven wurden gebracht. Die Häuser wurden dekoriert. Zuweilen sogar mit Motiven zum Thema Krieg, wie ein Weihnachtsbaum mit Zeppelin-Kugeln auf einer Karte in der Ausstellung illustriert.
Der Krieg war auch bei den Kinderspielzeugen ein Thema. So fanden sich die in Deutschland hergestellten Eureka-Kinderpistolen und -Gewehre während der Weihnachtszeit 1914 auch in Schweizer Spielzeugkatalogen.
Es gäbe Dinge, die änderten sich nicht, sagt Wunderlin. "Wenn man heute in einen Spielzeugladen geht, sieht man immer noch Spielzeuge, die als Kriegs- oder Gewaltspielzeug angesehen werden können, auch wenn sie anders benannt werden."
Es gibt viele bewegende Aspekte in der Ausstellung. So etwa einen ergreifenden Brief eines französischen Soldaten über die Sehnsucht nach "glücklichen Vorkriegs-Weihnachten" statt der "traurigen Weihnachten" im Krieg und von den sehnlichst erwarteten kleinen Geschenken seiner Lieben zu Hause.
Die Menschen zeigten in diesen schwierigen Zeiten Kraft und Einfallsreichtum, sagt Wunderlin. "Aber was besonders hervorsticht, ist, wie sie Wärme und menschlichen Kontakt suchten, etwas sehr Wichtiges in dieser Zeit der Krise."
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