Ausgewandert: Der Schweiz-Repräsentant
Seinen Namen müsse sich in Venezuela niemand merken, er sei einfach «el embajador», der Botschafter, sagt Jürg Sprecher (47). Teil 7 und Abschluss der Serie.
Seit September 2020 lebt der Diplomat mit seinem Partner in Caracas, einer der gefährlichsten Hauptstädte der Welt. Ein Hauptfokus der Schweizer Diplomatie liegt in Venezuela auf der Begleitung der humanitären Hilfe. Jürg Sprecher vertritt die Schweiz zudem in weiteren umliegenden Staaten und Karibik-Inseln.
Erstmals in seiner diplomatischen Karriere besetzt der Appenzeller einen Botschafterposten, und anders als in anderen Positionen im diplomatischen Dienst im Ausland gibt es für ihn keine Anonymität mehr. Tauchte er als Diplomat in Tel Aviv oder Madrid am Wochenende als Privatperson ins Grossstadtleben ein, verschwinde er als Mensch nun sozusagen hinter der Funktion. «Bildhaft gesprochen sind wir die, die immer mit dem Schweizer Fähnlein unterwegs sind», sagt Jürg Sprecher.
Als Repräsentant der offiziellen Schweiz kann er sich also kaum assimilieren im krisengeschüttelten Venezuela. Die berufliche Aufgabe bringt zudem einen regelrechten Spagat mit sich: Einerseits soll er in die Kultur eintauchen, andererseits aber keine Wurzeln schlagen, weil spätestens alle vier Jahre die Posten neu besetzt werden.
Jürg Sprecher schätzt, als Generalist arbeiten zu können, ständig Neues zu lernen und Menschen zusammenzubringen. Dass er seine Tätigkeit immer wieder im Ausland ausübt, komme zu diesem vielfältigen Beruf einfach noch dazu. Er sagt: «Es ist eine ehrenvolle und beglückende Aufgabe, die Schweiz im Ausland zu vertreten.»
Dieser Text wurde zuerst im Sonntagsblick publiziert und wird hier mit freundlicher Genehmigung reproduziert.
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