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Ein Zuhause zwischen Dschungel und Wellen

Frau und Mann, Selfie am Strand mit türkisblauem Wasser
Philipp Bareth mit seiner Freundin Helene am Strand von Mirissa. zVg

Er hat das Abenteuer gesucht und das Paradies gefunden. Philipp Bareth hat sich in Sri Lanka mit seinem Kletterpark einen Traum verwirklicht, den er so konkret nie geträumt hat.

Wenn um fünf Uhr morgens die Affen durchs Haus tanzen, dann weiss Philipp Bareth, dass er noch zwei Stunden schlafen kann. Jeden Tag wiederholt sich das Szenario, pünktlich um fünf Uhr. Der Tag könnte für ihn nicht besser starten.

Sri Lanka ist seit zwei Jahren die neue Heimat des 36-Jährigen. Niedergelassen hat er sich im Süden des Landes, in MirissaExterner Link. Ein Ort, der für seinen malerischen Strand bekannt ist. Ein Paradies für Surfer wie ihn. Anders als in seiner alten Heimat Zürich beginnt er hier den Tag auf dem Surfboard, bevor es dann zur Arbeit geht.

Auslandschweizer-Community

Die Journalistin Joëlle Weil lebt als Auslandschweizerin in Israel. Sie porträtiert in loser Folge interessante Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer, denen sie in Facebook-Gruppen der Auslandschweizer-Community begegnet ist.

Einen Kletter-ErlebnisparkExterner Link hat Philipp zusammen mit Freunden aufgebaut. Die Idee dazu kam ihm spontan und hat sich fast etwas kitschig ergeben: «Ich spazierte eines morgens durch den Regenwald und sah dieses Stück Land. Die Sonne fiel rein und liess das Waldstück wie die Kulisse eines Films erscheinen. Ich blieb stehen, betrachtete das stille Naturspektakel und dachte: Hier muss ich etwas machen.»

Die Idee des Kletterparks kam ihm schnell. Für ihn war es die richtige Kombination aus Abenteuer, Aktivität und Naturverbundenheit. Ohne lange konkreter darüber nachzudenken, konfrontierte er den Landbesitzer mit seiner Idee, und als der zustimmte, ging die Arbeit für Philipp los.

Das Abenteuer gesucht

Innert zwölf Monaten stand dann alles so, wie es sich Philipp vorstellte. Für den Aufbau hatte er sich Zimmermänner aus der Schweiz einfliegen lassen. Deren Arbeit sei gründlicher, effizienter, und es sei einfacher gewesen, mit ihnen zu kommunizieren, sagt er.

Seit drei Monaten ist der Park in Betrieb und zieht sowohl Einheimische als auch Touristen an. Philipp ist jeden Tag vor Ort, schaut nach dem Rechten und kann es manchmal selbst nicht fassen, was er da auf die Beine gestellt hat.

In der Schweiz arbeitete er als selbstständiger Geschäftsführer einer Online-Event-Agentur. Unglücklich war er in der Heimat nie, doch es kitzelte den jungen Mann schon immer unter den Fingern. Ein Abenteuer musste her. «Ich wollte einfach eine Veränderung. Ins kalte Wasser springen, etwas Neues aufbauen.» Sri Lanka kannte er von einigen Ferienaufenthalten. Die Antwort lag für ihn auf der Hand.

Menschen in einem Netz eines Seilparks
Philipps Seilpark kommt bei Touristen und Einheimischen gut an. Philipp Bareth

Gemeinsame Entwicklung

Seine neue Heimat ist wie er selbst: Mirissa hat sich während der letzten Jahre zu einem Touristenmagnet entwickelt. «Als ich das erste Mal hier war, gab es nichts. Das war ein Fischerdorf mit zwei Restaurants.» Mittlerweile gebe es hier alles, was den Ort für Reisende attraktiv mache.

Aus dem Boden etwas schaffen, das entspricht auch ganz Philipp. «Ich langweile mich häufig nach drei Jahren, wenn mein Alltag zu monoton verläuft. Ich entwickle mich gerne weiter, wage gerne Neues. Dieser Ort und ich haben uns quasi parallel zusammen weiterentwickelt.»

Philipp hat sich nicht nur seinen Park, sondern auch sein Nest gebaut. Neben dem Kletter-Park steht das Dschungelhaus, in dem er und seine holländische Freundin Helene wohnen. Die beiden haben sich am örtlichen Strand kennengelernt, beide waren damals Touristen.

Die Palme im Haus

Die gelernte Anwältin liess sich gerne auf das Abenteuer Sri Lanka ein, verliess ihre Heimat und folgte ihrem Herzen ans andere Ende der Welt. Nun hausen sie in dem Haus mit den krummen Wänden. «Typisch Sri Lanka eben», sagt Philipp.

Und weil das Haus krumm steht und die Baupläne nicht ganz so säuberlich ausgearbeitet wurden, wie es sich Philipp aus der Schweiz gewohnt ist, ragt die Palme von draussen in die oberen Stockwerke. «Wer kann schon von sich behaupten, eine Palme im Haus zu haben?!»

Dem Alltagstrott der Schweiz ist Philipp entkommen. Einer gewissen Routine jedoch nicht. Die erlebt er auch hier. «Auch im Paradies gibt es routiniertes Arbeiten und harte Tage.» Man lasse sich lediglich weniger vom Trott anstecken als in der alten Heimat. Und auch im Paradies fällt man abends todmüde ins Bett. «Dafür aber wache ich jeden Morgen mit guter Laune auf.»

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