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Diese Schweizer sind aus Liebe ausgewandert

Markus Wiedemeier und seine Frau Maria
Markus Wiedemeier und seine Frau Maria in Genua, einige Monate nachdem sie sich kennengelernt haben. màd

Ein Autounfall, eine Bergwanderung, ein Missverständnis – die Wege, die zur Liebe führen, sind oft verschlungen und voller unerwarteter Wendungen. So auch bei drei Auslandschweizern, die uns ihre Geschichte erzählt haben.

Die Liebe ist für viele Schweizer:innen der Hauptgrund, ihre Heimat zu verlassen und ins Ausland zu gehen. Das ergab eine interne Studie, die Intervista für SWI swissinfo.ch durchgeführt hat.

Über 1400 in der Schweiz geborene Auslandschweizer:innen wurden befragt – 40% von ihnen gaben an, ihrem Partner oder ihrer Partnerin gefolgt zu sein. Die Arbeit war für 24% der Befragten der ausschlaggebende Grund für die Auswanderung, während 17% einfach den Wunsch hatten, woanders zu leben.

Während die Hälfte der ausgewanderten Frauen aus Liebe ins Ausland gingen, war die Liebe nur bei 28% der Männer der Grund für die Auswanderung. Doch das bedeutet nicht, dass Männer weniger geneigt sind, ihrer Partnerin oder ihrem Partner zu folgen oder sich ihr oder ihm anzuschliessen. Franklin Feller, Beat Keller und Markus Wiedemeier gehören zu diesen 28%.

«Wir kehren nicht mehr zurück»

«Unsere Begegnung war von einer seltenen Kuriosität», erinnert sich Franklin Feller (72) an den Tag im Jahr 1982, an dem er auf dem Weg zur Arbeit irgendwo in Mexiko-Stadt in einen Auffahrunfall verwickelt wurde. Während er an der Ampel auf Grün wartete, krachte es von hinten in sein Auto.

Franklin Feller und Dulce
Franklin Feller und seine Frau Dulce im Jahr 1986, drei Jahre nachdem sie sich kennengelernt hatten. màd

Wie es bei solchen Unfällen üblich ist, stieg Feller aus, um den Schaden zu begutachten und sich mit der Unfallverursacherin zu unterhalten. Am Steuer des Wagens sass Dulce. Als er sie sah, habe es direkt gefunkt, erinnert sich Feller.

Da ihr Bruder Versicherungsvertreter war, schlug sie vor, dass er bei der Abwicklung des Schadens helfen würde. Doch der war für mehrere Tage abwesend. Weil der Schaden nicht gross war, nutzte der Schweizer seine Chance. «Ich habe Dulce gesagt, dass sie den Schaden mit einem Nachtessen in einem Restaurant ersetzen kann», sagt Feller mit einem Lächeln.

Kurz nach ihrer Begegnung musste er allerdings für ein Jahr nach Guadalajara, über 500 Kilometer von Mexiko-Stadt entfernt, um zu arbeiten. Trotz der Entfernung hielten die beiden Kontakt und als er zurückkehrte, fuhren sie gemeinsam in den Urlaub, der ihre Beziehung besiegelte. «Das hat mir die Entscheidung, meinen Arbeitsvertrag um weitere drei Jahre zu verlängern, erheblich erleichtert», sagt Feller heute.

Franklin Feller lebte zum Zeitpunkt des Unfalls bereits seit drei Jahren in Mexiko. Der Grund dafür war sein Vater, der lange Jahre im Ausland arbeitete und in ihm das Verlangen weckte, die Welt zu sehen. So hatte der Zürcher schon immer den Wunsch, im Ausland zu leben. Es sollte jedoch mehrere Jahre dauern, bis er die passende Gelegenheit fand und Mexiko stand zunächst nicht auf seiner Wunschliste.

Franklin Feller et sa femme Dulce
Franklin Feller und Dulce heute. màd

Er erinnert sich an die Sprachbarrieren zu Beginn seiner Beziehung: «Mein Spanisch war schlecht. Ausserdem waren die mexikanischen Familien früher sehr konservativ, noch dazu katholisch, während ich Protestant bin.»

1999 heiratete das Paar standesamtlich im kleinen Kreis im Kanton Zürich. Nach mehreren Jahren in Mexiko liessen sich Franklin Feller und seine Frau aus beruflichen Gründen in der Schweiz nieder. Anschliessend zog es sie nach Taiwan, bevor sie schliesslich 2006 endgültig nach Mexiko zurückkehrten. «Ich komme aus einer Familie, die zum Teil zerbrochen ist, und ich glaube, dass ich hier eine neue gefunden habe. Wir kehren nicht mehr in die Schweiz zurück», betont Feller.

«Ich habe es nie bereut»

Auch Beat Keller (82) ist ein Beispiel dafür, dass Liebe keine geografischen Grenzen kennt. Und in seinem Fall auch keine Altersgrenzen: Er lernte seine jetzige Frau in Peru kennen, als er 56 Jahre und sie 27 Jahre alt war.

Der gebürtiger Aargauer war verheiratet, hatte vier Kinder und arbeitete als Versicherungskaufmann. Er besass seit Jahren ein Haus in Spanien und war ein erfahrener Wanderer. Jedoch änderten ein Burnout und eine Scheidung radikal seinen Lebensweg.

Um sich von diesen Ereignissen zu erholen, beschloss der Schweizer, alles hinter sich zu lassen und Mitte der 1990er-Jahre in sein Haus in der Nähe von Valencia (Spanien) zu ziehen, wo er sich dank des Klimas und der Nähe zum Meer schnell erholte.

Beat Keller und Patricia
Beat Keller und seine Ehefrau Patricia. màd

1997 reiste Keller mit dem Schweizer Alpenverein SAC Am Albis in die bolivianischen Anden, um das hundertjährige Bestehen des Vereins zu feiern. Nach den unvergesslichen Wandertagen in den südamerikanischen Bergen fuhr er noch weiter nach Peru, um Bekannte mit Schweizer Wurzeln zu besuchen.

«Dort begann mein neues Leben.» Bei einem Besuch in einem Schweizer Klub lernte er eine junge Peruanerin namens Patricia kennen. «Wir haben uns sofort gut verstanden. Ich war für mein Alter noch sehr fit und hatte durch die Wanderungen einen sonnengebräunten Teint», erzählt Keller stolz.

Doch sein Aufenthalt näherte sich dem Ende zu und er musste nach Spanien zurückkehren, wo ihm die Einsamkeit plötzlich schwer zu schaffen machte. So beschloss er, zwei Monate später Patricia in Peru wiederzutreffen. Drei Monate lang erlebte er «eine unglaubliche Zeit in einer unbekannten Welt, in der nur die Gegenwart zählte».

Das Paar zog in ein Haus in Spanien und heiratete 1999 in der Schweiz. Aus ihrer Beziehung gingen 2001 und 2002 zwei Töchter hervor. Im Jahr 2006 blieben Patricia und Beat Keller mehrere Monate in Lima. Er wollte den Rest von Lateinamerika kennenlernen, während sie bei ihrer Familie bleiben wollte.

Schliesslich liessen sie sich in einem schönen Anwesen in Vichayito im Norden Perus nieder. «Patricia ist eine waschechte Latina und ich bin ein echter Schweizer, aber irgendwie funktioniert es! Ich habe meine Entscheidung nie bereut», sagt Beat Keller.

Ein glückliches Missverständnis

Auch Markus Wiedemeier (65) hat eine aussergewöhnliche Liebesgeschichte zu erzählen. Mit einer Nachricht, die nie bei ihm ankam, eroberte er Ende der 1970er-Jahre die Frau seines Lebens. Der Schweizer aus Baden im Kanton Aargau arbeitete damals für eine Reederei im Hafen von Genua.

Die Räumlichkeiten des Unternehmens befanden sich im fünften Stock eines historischen Gebäudes in der Altstadt. Im Aufzug begegnete er regelmässig einer jungen Italienerin aus dem dritten Stock, die für eine Containervermietung arbeitete. «Von da an habe ich mich oft nach der Verfügbarkeit von Containern erkundigt», erinnert sich Wiedemeier.

Die beiden freundeten sich an. Am Freitag vor Christi Himmelfahrt 1979 erzählte ihm Maria, dass sie plane, für das bevorstehende verlängerte Wochenende nach Florenz zu verreisen. Er bot ihr an, sie zu begleiten. Also verabredeten sie sich am Bahnhof.

Markus Wiedemeier mit Maria.
Markus Wiedemeier mit Maria heute. màd

Am Tag vor der geplanten Reise änderte Maria jedoch ihre Meinung und rief in Wiedemeiers Firma an, um ihrem Begleiter abzusagen. Doch die Nachricht erreichte ihn nicht, und so stieg der Aargauer am nächsten Morgen zu ihrer Überraschung mit in den Zug.

Im überfüllten Florenz fanden die jungen Leute nur noch ein einziges freies Doppelzimmer. «Spät am Abend, nach einem Abendessen in einem sehr guten Restaurant, wagte ich es, sie unter dem Nettuno-Brunnen auf der Piazza della Signoria zu küssen.»

Ein Jahr später heirateten sie in der Schweiz, wo sie für einige Jahre lebten, bis Maria von Heimweh geplagt wurde. Wiedemeier fand schliesslich einen Job in Italien und das Paar reiste erneut nach Genua. Maria wurde nicht nur seine Ehefrau, sondern auch Geschäftspartnerin und erste Angestellte, als sie gemeinsam das neue Büro des Unternehmens aufbauten, bei dem er arbeitete.

Der inzwischen pensionierte Wiedemeier ist voll des Lobes für seine Frau. «Wir sind immer noch glücklich verheiratet und geniessen das Leben», schwärmt er. Das Paar ist immer noch aktiv und vermietet nun unter dem Namen «Apartment Genoa» Ferienwohnungen in der Altstadt von Genua.

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Debatte
Gastgeber/Gastgeberin Emilie Ridard

Liebe Herren, welche Liebesgeschichte verbirgt sich hinter Ihrer Auswanderung?

Es gibt viel weniger Männer als Frauen, die aus Liebe ins Ausland gehen. Erzählen Sie uns Ihre Geschichte!

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Übertragung aus dem Französischen: Christoph Kummer.

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