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«Bend it like Beckham»: Das Original lebt in der Schweiz

Millionen von Menschen kennen den Kino-Kassenschlager. Nur wenige wissen, dass darin das Leben einer indischen Fussballerin verfilmt wurde, die heute in der Schweiz lebt.

Als Mädchen träumte Permi Jhooti, Britin indischer Abstammung, von einer Fussballkarriere. Sie wurde erste asiatische Profi-Kickerin in England. Heute spielt sie für Concordia Basel.

Seit 2005 lebt die 36-Jährige in der Schweiz. Ihr Mann hatte damals eine Stelle bei Novartis in Basel angetreten.

Dort fühlt sich Permi Jhooti wohl. Sie arbeitet an der Universität Basel als Informatikerin in der Herzforschung.

Vorlage für den Film

Permis Eltern wanderten aus Indien nach England aus. Begeistert über ihre Liebe zum Fussball seien ihre Eltern nicht gewesen, sagt sie gegenüber swissinfo. Wie die Eltern im Film «Bend it like Beckham», bei denen der Haussegen schief steht, wenn die Tochter sich mehr für Fussball als für indische Kochrezepte interessiert. Aber immerhin hätten ihr die Eltern die Erlaubnis zum Training gegeben, betont Permi.

«Aber es kostete sie Überwindung. Einerseits wollten sie mich in meinen Ambitionen unterstützen, wie das viele eingewanderte indische Familien tun, andererseits mich beschützen vor der Aussenwelt, vor möglichem Rassismus oder sonstigen Gefahren. Und dann ist es ja immer noch selten, dass asiatische Mädchen diesen ‹Männersport› betreiben.»

Erste asiatische Profi-Fussballerin in England

Permi wurde die erste asiatische Profi-Fussballerin in England und spielte für die Frauenteams von Fulham, Millwall und Chelsea.

Nach ihrem Studium erlitt sie mit 29 beim Fussball einen schweren Unfall. Nach der Genesung wollte sie es noch einmal wissen. «Ich fühlte mich wieder top fit, vor allem auch mental. Dann spielte ich das beste Spiel meines Lebens für meinen Club – und kam sogar im Fernsehen.»

Ihrer Mutter hatte Permi nichts davon gesagt, dass sie wieder spielt. «Nach meinem Unfall wollte sie, dass ich nie mehr im Leben kicke. Als sie mich dann im TV sah, war sie zwar völlig schockiert, aber dennoch stolz auf mich.»

Eine weitere bittere Pille

Ihre Mutter habe ihr dann nahe gelegt, die Fussballschuhe an den Nagel zu hängen. Denn: «Eine junge Frau muss heiraten und Kinder haben.»

Permi aber spielte weiterhin Fussball. Immerhin heiratete sie, allerdings nicht einen Inder, sondern einen Engländer – eine bittere Pille für die Eltern, vor allem für die Mutter. Denn als indische Einwanderer waren ihre Eltern in den 60er-Jahren oft gedemütigt worden. «Sie empfanden die Engländer grundsätzlich als feindlich.»

Doch jetzt habe Mutter Jhooti ihren Schwiegersohn ins Herz geschlossen, so Permi.

Weltbotschafterin für Frauenfussball

Heute kickt Permi für die Damen von Concordia Basel. Und als Botschafterin des Weltfussball-Verbandes FIFA reist sie um den halben Globus, um Frauenclubs und Frauen-Ligen aufzubauen.

«Auch in Indien gibt es viele junge Frauen, die Fussball spielen wollen. Dazu müssen aber erst die Strukturen geschaffen werden.»

Immer noch ein Minderheitensport

Frauenfussball ist nach wie vor ein Minderheitensport. «Männerfussball ist der absolute Top-Sport, deshalb haben wir Frauen es so schwer», sagt Permi.

«Wir haben ein ähnliches Problem wie der Schweizer (Männer-)Fussball: Die italienischen, spanischen und englischen Ligen sind derart stark, dass die Schweizer Clubs auf europäischer Ebene kaum eine Chance haben. So geht es uns mit dem Männerfussball: Wir können nicht mithalten.»

Und da sei immer noch bei vielen diese mentale Barriere gegenüber Frauenfussball: «Fussball ist nichts für Frauen und Mädchen.»

Dennoch Hoffnung

Trotzdem ist Permi optimistisch. «Zu meiner Zeit gab es wenig Möglichkeiten für Frauen. Jetzt sieht das anders aus, auch in der Schweiz.»

Das Niveau des Frauenfussballs sei heute sehr hoch. Nur werde das zu wenig wahrgenommen, weil Frauenfussball nie die gleiche Publicity wie Männerfussball habe.

«In zehn Jahren wird es der Frauenfussball vielleicht geschafft haben», hofft Permi. Sie weist auf den Tennis-Sport hin: «Früher sagte man auch, Tennis ist Männersache. Heute sind Männer und Frauen auf gleicher Ebene und erhalten an den grossen Turnieren dieselben Preisgelder.»

Fussball als Integrationsfaktor

Fussball könne ein guter Integrationsfaktor für Ausländer in einer neuen Heimat sein, sagt Permi. Sie weiss aber, dass es auch im Fussball Rassismus gibt.

«Jede Migrantin, jeder Migrant muss sich bemühen, in der neuen Heimat Fuss zu fassen.» Man dürfe nicht einfach darauf warten, dass die Schweiz einem etwas biete. «Deshalb lerne ich jetzt Deutsch und Französisch. Ich bemühe mich auch, persönliche Kontakte zu Einheimischen zu knüpfen, am Arbeitsplatz, beim Fussballclub Concordia, privat.»

Und damit habe sie nur gute Erfahrungen gemacht. «Die Leute hier sind offen und freundlich, sie haben ein grosses Gemeinschaftsgefühl.»

swissinfo, Jean-Michel Berthoud, Basel

Frauenfussball ist immer noch ein Minderheitensport, aber in der Schweiz boomt er: Die Zahl der lizenzierten Spielerinnen hat sich seit 2003 auf fast 18’000 verdoppelt. Fussball wird damit auch bei den Schweizerinnen bald zur beliebtesten Team-Sportart.

Und der Schweizer Frauenfussball ist erfolgreich: Das U-20 Nationalteam nahm 2006 erstmals an einer WM teil, und der SC LUwin.ch erreichte in der Saison 2005/06 als erstes Schweizer Team die zweite Gruppenphase des UEFA Women’s Cup, der Champions-League der Frauen.

Der Profibetrieb wächst, grosse Turniere werden weltweit vom Fernsehen übertragen. Der Film «Bend it like Beckham» ist ein Teil dieses Booms, und Permi Jhooti ein Symbol des Aufbruchs der Frauen auf dem Fussballfeld.

«Kick it like Beckham» (Originaltitel: «Bend It Like Beckham») ist eine Filmkomödie der britischen Regisseurin indischer Abstammung Gurinder Chadha aus dem Jahr 2002.

Im darauf folgenden Jahr erschien die an den Film gehaltene, englischsprachige Schülerlektüre «Bend It Like Beckham» von Narinder Dhami.

Der Film erhielt zwei Auszeichnungen: 2002 den «Publikumspreis» am Internationalen Filmfestival von Locarno. Im gleichen Jahr wurde der Film beim British Comedy Award zum «Best Comedy Film» erkoren.

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