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Brexit-Gipfel? Neues Toblerone-Design verärgert britische Fans

Toblerone gibt es in unterschiedlichen Grössen von 8 Gramm bis 4,5 Kilo. Keystone

Die Einführung einer gewichtsmässig leichteren Version der in der Schweiz produzierten Riegel für den britischen Markt, die zum selben Preis wie die bisherige Tobleroneversionen verkauft werden, hat in Grossbritannien für viel Wirbel geführt. Die Toblerone-Riegel in der Schweiz bleiben unverändert.

Mondelēz International, ein US-Unternehmen, dem die Marke Toblerone heute gehört, brachte die neue Version der Riegel, deren Form an die Spitze des Matterhorns erinnern, in Grossbritannien im September 2016 auf den Markt. Statt die Preise anzuheben, wurde das Gewicht der Riegel verringert, indem die Lücken zwischen den einzelnen Dreiecken vergrössert wurden. Der Entscheid überrumpelte britische Toblerone-Fans; das Vorgehen des Unternehmens löste einen Sturm der Entrüstung aus.

«Dies muss zu den dümmsten Unternehmensentscheiden aller Zeiten gehören», erklärte ein Toblerone-Kunde in einem Social-Media-Post. Da habe eine Firma «einen ziemlich erstklassigen Schokoladeriegel, der für seine ausgeprägte Form weitherum bekannt ist, und um Geld zu sparen, wird die Form verändert? Nun hat sie ein Hochpreis-Produkt, das wie eine bizarre Kopie aussieht… Schande über Sie, Mondelez.»

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Verschiedentlich wurde die Schuld für die Sparmassnahme dem Brexit zugewiesen, dem Entscheid des britischen Stimmvolks für den Austritt Grossbritanniens aus der Europäischen Union.

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Ökonomen glauben, dass der Einbruch des Pfunds seit der Abstimmung im Juni – es verlor gegenüber dem Dollar um 19% an Wert, gegenüber dem Euro um 16% – trotz dem harten Wettbewerb unter den britischen Supermärkten höhere Preise nach sich ziehen wird.

Als erster wurde Unilever aktiv und versuchte im letzten Monat, die Preise für eine Reihe bekannter Markenprodukte wie Magnum-Glacé, Marmite (Hefepaste) oder Pot Noodles (Instant-Nudeln) um 10% anzuheben, was zu einem Streit mit der Supermarktgruppe Tesco führte.

Die Zuckerpreise stiegen in diesem Jahr um 45%. Auch die Milchpreise begannen zu steigen, begünstigt durch eine gesteigerte Nachfrage und ein knapperes Angebot in der EU. Die Kakaopreise waren diesen Sommer schwächer, blieben aber vergleichsweise hoch, nachdem sie gegen Ende 2015 ein Vier-Jahres-Hoch erreicht hatten.

Vom neuen Design der Toblerone auf dem britischen Markt sind zwei Produkte betroffen: Der bisherige 400-Gramm-Riegel wiegt noch 370 Gramm, der 170-Gramm-Riegel noch 150 Gramm. Ohne auf den Brexit zu verweisen, erklärte das Unternehmen auf seiner Facebook-SeiteExterner Link, die Preise für verschiedene Zutaten seien gestiegen, und man habe sich entschieden, das Gewicht der Riegel zu verringern, um die Verkaufspreise nicht anheben zu müssen.

Während Toblerone-Fans in Grossbritannien Sturm liefen, gaben Nutzer von Sozialen Medien in den USA den Dingen eine etwas andere Perspektive. 

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Preisfrage

Der Preis sei für britische Konsumenten das wichtigste Kaufargument, sagte Daniela Philipp-Sabelko, Sprecherin von Mondelēz Österreich und Schweiz. «Wir entschieden uns in diesem speziellen Fall, das Gewicht zu senken und am ursprünglichen Preis festzuhalten, damit das Produkt erschwinglich bleibt», erklärte sie am Dienstag gegenüber swissinfo.ch.

Ihren Angaben zufolge wird die leichtere Version der Riegel fast ausschliesslich über die britische Billigsupermarktkette Poundland vertrieben. Mondelēz International habe keine Pläne, leichtere Toblerone-Versionen auf den Schweizer Markt zu bringen.

Toblerone wird ausschliesslich in der Schweiz produziert, in einer Fabrik in der Hauptstadt Bern. Die Schokolade wird in 120 Länder exportiert. Etwa 97% der produzierten Schokoladeriegel sind für den Export bestimmt, die Hauptabsatzkanäle sind Zollfrei-Läden.

Gesetzliche Änderungen der Vorgaben für das Label «Swiss made», die am 1. Januar 2017 in Kraft treten werden, ziehen nach sich, dass nur noch Schokolade, für die mindestens 80% der Rohstoffe aus der Schweiz stammen, dieses Label tragen dürfen. Die Firmen haben zwei Jahre Zeit, die neuen Vorgaben umzusetzen.

Trotz der Aussicht, wegen der relativ hohen Preise von Schweizer Milch und Zucker mehr ausgeben zu müssen, wollen Toblerone und die Muttergesellschaft Mondelēz International bisher nicht auf das Label ‹Swiss made» verzichten. Das so genannte «Schokolade-Gesetz» stellt sicher, dass die Regierung den Preis der Rohstoffe festlegt, die für die Produktion von Exportgütern verwendet werden. Zudem können Firmen von der Regierung für solche Endprodukte, die im Ausland verkauft werden (wie Schokolade), eine finanzielle Kompensation beantragen. Viele sehen darin eine Art ungerechten Wettbewerb.

Ein Schweizer Original

Toblerone ist eine einzigartige Schweizer Erfolgsgeschichte. 1867 eröffnete Jean Tobler in Bern eine Confiserie. Über die Jahre wurde die Nachfrage nach seiner hausgemachten Schokolade so gross, dass er 1899 eine Schokoladefabrik eröffnete, die «Fabrique de Chocolat Berne, Tobler & Cie».

1908 entwickelte die Tobler-Fabrik den Schokoladeriegel mit Honig und Mandeln, der mit seiner dreieckigen Form zu einem anhaltenden Symbol der Schweiz in der ganzen Welt werden sollte. Ein Jahr darauf wurde die Toblerone zur ersten patentierten Milchschokolade mit Mandeln und Honig.

1990 wurde die Toblerone-Marke von Kraft Foods – heute Mondelēz International – übernommen.


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(Übertragung aus dem Englischen: Rita Emch)

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