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Ein Schweizer Aktionstag fordert dazu auf, im Covid-Stress Hilfe zu suchen

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Die Regierung ermutigt die Öffentlichkeit, ein "Tabu" zu brechen und mit Freunden, Familienangehörigen oder Experten darüber zu sprechen, wie es einem wirklich geht. Keystone / Laurent Gillieron

Die Pandemie und die damit verbundenen Restriktionen zehren an der psychischen Gesundheit. Die Schweizer Regierung ruft deshalb die Bevölkerung dazu auf, sich rechtzeitig Hilfe zu suchen. Wir haben unsere Leser weltweit gefragt, wie es in der Pandemie um ihre Psyche steht.

“Darüber reden. Hilfe finden.” Unter diesem Motto hat die Landesregierung den 10. Dezember gestellt. Mit dem Aktionstag will sie dazu beitragen, die Schweizer Bevölkerung auch während der zweiten Welle der Pandemie psychisch und emotional gesund zu halten.

Die Kampagne soll die Bevölkerung sensibilisieren und gleichzeitig darüber aufklären, wie wichtig es ist, auf die Menschen um sich herum zu achten und ihnen Hilfe anzubieten.

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Zusammen mit verschiedenen Wohltätigkeitsorganisationen ermutigt die Regierung deshalb die Öffentlichkeit, das Tabu zu brechen, das die psychische Gesundheit in der  Schweiz noch immer ist, und darüber zu reden, wie es einem geht – mit Freunden, Familienangehörigen oder Fachleuten.

Teil der Kampagne ist auch, dass Experten und Organisationen für psychische Gesundheit Ratschläge anbieten und Strategien vermitteln, wie man mit Angst und anderen emotionalen Belastungen umgehen und andere Menschen unterstützen kann.

Dass Bedarf besteht, zeigt eine Ende Oktober vom Bundesamt für Gesundheit durchgeführte Umfrage. Sie hat ergeben, dass sich etwa 15 Prozent der Bevölkerung aufgrund der Coronavirus-Situation entweder sehr schlecht oder schlecht fühlen. Finanzielle Sorgen, Familienkonflikte und Gefühle der Einsamkeit tragen dazu bei, während gleichzeitig einige bewährte Bewältigungsstrategien wie das Zusammensein mit Freunden wegfällt. 

Coronamüdigkeit und Ängste

Wie es um ihre psychische Gesundheit steht, das haben wir die Leserinnen und Leser von SWI swissinfo.ch gefragt. Aus der ganzen Welt haben uns in den letzten Tagen Berichte erreicht über emotionalen Höhen und Tiefen während des Coronavirus. Und wir bekamen Einschätzungen, wie sich die Pandemie auf die psychische Gesundheit auswirkt. 

So schrieb auf unserer deutschsprachigen Website eine Leserin, dass “die Kollateralschäden an Herz und Seele immens sein werden”. Bei Kindern erwartet sie in Zukunft mehr Zwänge und Ängste – es werde Jahrzehnte dauern, bis alles wieder “gut” sei – wenn überhaupt.

Vor allem aber zeigt sie sich besorgt über die Auswirkungen von 10 Monaten sozialer Distanzierung, von Masken und “Sauerstoffmangel”. Und sie konstatiert: Die Unsicherheit und Hysterie, die mit den politischen Massnahmen zur Bekämpfung der Pandemie verbunden seien, belasteten die Psyche der Öffentlichkeit.

Eine andere Leserin beschreibt in englischer Sprache den Stress, den sie hatte, weil sie nicht arbeiten konnte und weil ein Mitglied der Familie viele Tage in der Armee verbringen musste, die den Kantonen in der Pandemiebekämpfung Unterstützung bot. Sie stellt weiter fest, dass sie sich in der Schweiz allmählich weniger willkommen fühle.

Auf unserer arabischen Website schrieb ein Leser, dass er seit Beginn der Pandemie praktisch in seiner Wohnung eingesperrt sei und sie nur dann verlasse, wenn es absolut notwendig sei. Und er kommt zum Schluss: “Die Hilfe eines Psychiaters zu suchen, würde nicht helfen, da Ärzte genauso wie alle anderen leiden.”

Eine in Argentinien lebende Leserin schrieb auf Spanisch, dass wir alle einige Tage emotionaler Höhen und Tiefen durchlebt hätten, abhängig von den Nachrichten, die uns erreichen, der Flut an Informationen, die auf uns einprasseln –  widersprüchlich und manchmal unzuverlässig. Die Kinder, ergänzte sie, litten unter dem Mangel an Präsenzschulunterricht.

Ruhe und Silberstreifen finden

Einige Leser konnten aber auch Lichtblicke und Trost darin finden, mehr Zeit zu Hause bei nahen Familienangehörigen zu verbringen. So schrieb einer, dass die Familie viel entspannter sei, seit er von zu Hause aus arbeite. “Die Tatsache, dass wir wegen der Arbeit im Homeoffice viel mehr Zeit miteinander verbringen, hat uns dazu veranlasst, auf den zweiten Job zu verzichten.” Die Pandemie habe die Familie veranlasst, in ein kleineres Dorf mit tieferen Lebenskosten zu ziehen, und es den Kindern ermöglicht, mehr Zeit mit den Grosseltern zu verbringen.

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Der bereits erwähnte Leserin aus Argentinien berichtet von Strategien, die sie zur Bewältigung der Pandemie gefunden hat: “Hobbys und körperliche Aktivitäten halfen uns, mit der Angst vor dem Unbekannten und dem Gefühl der Unsicherheit umzugehen, das in diesen Zeiten so präsent ist.”

Und eine Leserin kommentierte auf Deutsch, wie die Coronavirus-Zeit “uns unsere Stärken bewusst machen, dass wir verzichten können. Sie ermöglicht die Erfahrung, dass nicht so viel wollen zu müssen, weniger laut und schnell sein müssen, erholsame Qualitäten birgt”.

Auf Facebook schrieb ein französischsprachiger Leser, seine psychische Gesundheit sei sehr gut. Er lache jeden Tag so viel wie möglich.


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