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«Dampf macht mehr Spass»

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Seit 25 Jahren arbeitet Martin Horath bei der Bergbahn auf die Rigi. Der Job erfordert Pünktlichkeit und ein ausgeglichenes Temperament. Der 48-jährige Lokführer ist eng mit der "Königin der Berge" verbunden.

Das Geschwindigkeits-Aufzeichnungsgerät tickt und wackelt hypnotisch, die Zahnradbahn erklimmt den 1800 Meter über Meer gelegenen Gipfel der Rigi in der Zentralschweiz.

«Ich höre sie kaum mehr, ich höre aber, wenn etwas nicht funktioniert», sagt Martin Horath mit Blick auf das tickende Gerät. 19 Kilometer in der Stunde, so viel beträgt die Höchstgeschwindigkeit bergauf, 16 sind es bergab.

Zwischendurch pfeift der Zug, um Velofahrer und Spaziergänger zu warnen, die zu nahe an den Gleisen stehen. Frühmorgens und abends kreuzen Füchse oder Gämsen die Trasse. «Sie achten nicht auf den Zug. Tiere gewöhnen sich schnell an einen regelmässigen Betrieb, das ist kein Problem.»

Dampf macht mehr Spass

Horath wurde in Goldau geboren, wo er auch aufgewachsen ist und heute noch lebt. Schon in jungen Jahren wollte er zur Rigibahn. Sein Vater war dort Lokführer. «Ich habe das wahrscheinlich geerbt», sagt er und erinnert sich, wie er sich jeweils am Wochenende neben seinem Vater im Führerstand aufhalten durfte.

Nach der Lehre als Mechaniker, arbeitete Horath während zwei Jahren im Depot der Rigi-Bahn und wurde anschliessend Lokführer. Neben dem elektrifizierten Zug fährt er manchmal auch die Dampflock.

«Elektrisch ist sauberer, aber Dampf macht mehr Spass», sagt Horath und erklärt, dass der Dampfzug zwei Lokführer und bis zu vier Stunden Vorbereitungszeit brauche: «Die Elektrolock lässt Du einfach an und fährst los.»

Keine Langeweile

Bei der Arbeit trägt er eine Uniform, aber auffallen tut er vor allem mit seinem grossen Schnauz und seinem Bart. «Der Schnauz ist mein Markenzeichen. Ich trage ihn seit dem 125-Jahre Jubiläum der Bahn im Jahr 1996.» – Die Rigibahn ist die älteste Zahnradbahn Europas.

Horath grüsst die Passgiere, die kommen und gehen und witzelt mit denen, die er kennt. «Wir haben viele, die fahren regelmässig mit der Rigibahn, zum Beispiel jene Leute, die jeden Mittwoch bis zur Haltestelle «Klösterli» mitfahren, um in der dortigen Kapelle in die Messe zu gehen.»

An einem typischen Tag fährt Horath den Zug drei oder viermal den Berg hoch und wieder runter. Auf die Frage, ob sein Job manchmal und nach all den Jahren nicht langweilig werde, antwortet er, es gebe jede Menge Abwechslung. Er geniesst es, mit den Passagieren zu reden, genauso wie das Alleinsein im Führerstand oder die mechanischen Arbeiten im Depot.

Auch der Bundesrat war da

Horath erzählt auch von den speziellen Tagen, von Hochzeitsgesellschaften, die einen Extra-Zug buchen und von den Passagieren im Winter, die über die Nebelgrenze an die Sonne wollen. 1989 kam der gesamte Bundesrat im Rahmen seines jährlichen Sommerausflugs auf die Rigi.

Die Leute hätten in den letzten Jahren ihre Freizeitgewohnheiten verändert, sagt Horath: «Alle sind hektischer geworden. Die Leute scheinen keine Zeit mehr zu haben. Sie eilen auf den Berg und sofort wieder herunter. Früher blieben sie viel länger oben. Klar, heute ist alles viel mehr reguliert und die Dinge sind komplizierter als noch vor 25 Jahren.» – Horath hat auch festgestellt, dass immer wie mehr Mountain-Bikers und Wanderer unterwegs sind.

Dampf auch in der Freizeit

Horath ist begeistert von Dampflokomotiven. In seiner Freizeit arbeitet er als Mechaniker und Lokführer für die Furka-Oberalp Dampfbahn. Zusammen mit seinen Kollegen arbeitet er am Unterhalt der Züge. Er repariert auch kaputte Teile, die nicht einfach durch neue ersetzt werden können.

In einem Club von Enthusiasten ist er zudem an der Restauration eines alten, dampfbetriebenen Bahn-Schneepflugs beteiligt. Alte Maschinen sind generell ein Hobby von ihm. So hat er zuhause geschätzte 150 Tonnen altes Material: Motoren, Dampfwalzen, Motorräder und andere Schätze, die er ironisch als Alteisen bezeichnet. Seine Kollektion hätte auf Flohmärkten wahrscheinlich einen gewissen Wert, doch er plant nicht, etwas zu verkaufen. «Richtige Sammler behalten alles, sie verkaufen nichts», sagt er.

Abenteuer Vietnam

Die Bahnbehörden in Vietnam sind offenbar keine Sammler: 1990 flog Horath mit einem Team nach Vietnam, um alte Furka-Lokomotiven, die dort vor sich hindümpelten, in die Schweiz zurückzuholen.

«Wir mussten sie zurück kaufen, obschon sie in einem schlechten Zustand waren», erzählt Horath. Die acht Wochen in Vietnam seien intensiv, das Wetter sei sehr heiss gewesen und sie hätten die Lokomotiven von der Strasse auf die Schiene, wieder von der Schiene auf die Strasse und schliesslich auf ein Schiff laden müssen. «Doch übers Ganze gesehen, war es eine gute Erfahrung.»

«Es gab Einheimische, die wunderten sich darüber, was wir taten, die meisten Leute waren freundlich», erinnert er sich. Die Lokomotiven waren seit 50 Jahren nicht mehr gebraucht worden. Doch Horath und seine Kollegen stellten sie wieder instand.

Berge als Heimat

Die Vietnam-Reise war eine Ausnahme. Normalerweise verbringt er seine Zeit in der Innerschweiz. Er schätzt den kurzen Arbeitsweg. «Ich hatte die Chance, ein altes Bahnwärterhaus zu kaufen. Es ist klein, aber es hat alles, was ich brauche», sagt er und zeigt auf ein Holzhaus mit einem prächtigen Blick auf den Vierwaldstättersee und die Berge.

Der Junggeselle lacht ob der Frage, ob er mit den Bergen verheiratet sei: «Nein, nein, aber ich liebe die Landschaft hier. Ich will definitiv hier bleiben.»

(Übersetzung aus dem Englischen: Andreas Keiser)

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