Dank Janka die sechste Goldmedaille
Carlo Janka zuoberst auf dem Olymp: Der 23-jährige Bündner gewann in Whistler Olympiagold im Riesenslalom. Die Schweizer Presse freut sich darüber – und leidet mit Didier Cuche.
Janka distanzierte die zwei Norweger Kjetil Jansrud und Aksel Lund Svindal, der seine dritte Olympia-Medaille in Whistler gewann, um 0,39 respektive 0,61 Sekunden.
Der olympische Riesenslalom war eine hochspannende Angelegenheit. Nach dem ersten Lauf hatte Janka geführt, mit allerdings nur zwei Hundertsteln Vorsprung vor dem Österreicher Romed Baumann. Insgesamt elf weitere Fahrer hatten weniger als eine Sekunde auf den 23- jährigen Bündner eingebüsst.
Doch «Iceman» Janka machte seinem Übernahmen alle Ehre und fuhr mit einem weiteren grossartigen Lauf kaltblütig zu Olympia-Gold, womit er nach Roger Staub (1960), Heini Hemmi (1976) und Max Julen (1984) der vierte Schweizer Olympiasieger in dieser Disziplin wurde.
Die letzte Schweizer Riesenslalom-Medaille an Olympischen Spielen hatte Michael von Grünigen vor zwölf Jahren in Nagano gewonnen (Bronze).
Amüsiert über Ski-Exoten
«Danka Janka», reimt der Blick. Nur grenzenlose Optimisten hätten vor diesem Rennen auf einen Sieg von Carlo Janka getippt. Janka sei vor dem zweiten Durchgang ganz locker gewesen, anders als die anderen Athleten. Er habe vor dem Fernseher gesessen und sich köstlich über die Fahrten von Ski-Exoten amüsiert, weiss der Blick.
«Carlo Janka behält die Ruhe» titelt die Neue Zürcher Zeitung. Mit 23 Jahren habe er das höchste Ziel im Sport bereits erreicht. «Das ist schon mal ein paar Emotionen wert» schreibt die NZZ, schliesslich gilt Janka als cooler Typ.
Janka sei das Produkt seines Talents und des Skiklubs Obersaxen, analysiert der Kommentator. In Obersaxen gebe es ausser Skifahren «nicht viel Gescheites zu tun». Carlo Janka habe dort alles gefunden, was er zum Lancieren seiner Karriere brauchte.
Mit beiden Zeigfingern gejubelt
Auch Der Bund und der Tagesanzeiger schreiben von Jankas Ruhe. Es sei vergleichbar gewesen mit dem Ausbruch eines Vulkans, meinen die Zeitungen, «wenigstens im Massstab, den Carlo Janka setzt, wenn er nach einem Sieg im Ziel jubelt». Für einmal sei es nicht nur eine Hand gewesen, die mit dem Zeigefinger zum Himmel zeigte, «es waren beide. Zu Recht».
Ein neues Meisterwerk habe Carlo Janka gestern in Whistler vollbracht, schreiben das welsche Boulevardblatt Le Matinund die Tribune de Genéve. Dank seiner Goldmedaille habe die Schweiz ihr bisher bestes Ergebnis an Olympischen Winterspielen realisiert. Diese Medaille habe er so kaltblütig erreicht, wie die Legende es ihm bereits zuschreibe.
Enttäuschung für Cuche
Eine riesige Enttäuschung setzte es hingegen für Didier Cuche ab: Dem 35-jährigen Neuenburger blieb auch in seiner dritten Disziplin eine Medaille verwehrt. Cuche stürzte beim Einfahren vor dem ersten Lauf und zeigte danach eine völlig verpatzte Fahrt.
Im Finaldurchgang machte der Super-G-Weltmeister mit viertbester Laufzeit immerhin noch fünf Positionen gut, womit er den 14. Schlussrang erreichte. Der Tagesanzeiger stellt in Bezug auf Didier Cuche trocken fest: «Er muss Vancouver als grosse Enttäuschung abhaken.»
«Pech bis zum Schluss» titelten Le Matin und die Tribune de Genève. für den unglücklichen Didier Cuche. «Cuche wird nie Olympiasieger werden.»
Einen solchen Abgang von der Olympia-Bühne habe Cuche nicht verdient, meint der Blick . Bei Cuche sei doch mehr zerbrochen als nur der Daumen seiner rechten Hand. Sein Selbstvertrauen sei zur Hoffnung zusammengeschmolzen, und die Ärzte hätten kein Rezept dagegen gefunden.
Das Boulevardblatt spendet ihm Trost: Diese Leute, die ihn im Dezember zum Sportler des Jahres gewählt hätten, teilten nun mit ihm sein Leid.
Marc Berthod und Bode Miller ausgeschieden
Unmittelbar hinter dem Teamsenior erfüllte Sandro Viletta mit Rang 15 die Erwartungen. Von einem Exploit war der 24-jährige Bündner allerdings einiges entfernt. Weit abgeschlagen klassierte sich Marc Berthod. Der Bündner verlor über vier Sekunden auf seinen Kantonskollegen Janka und wurde nur 29.
Superkombi-Olympiasieger Bode Miller, der in Whistler bisher in allen drei Rennen eine Medaille gewann, schied im ersten Lauf aus.
swissinfo.ch und Agenturen
Carlo Janka wurde am 15. Oktober 1986 in Obersaxen im Kanton Graubünden geboren.
Er gehört der Schweizer Nationalmannschaft an und gilt als Allrounder.
Janka bestritt seine ersten FIS-Rennen im Dezember 2001.
Er erreichte jedoch erst vier Jahre später die ersten Podestplätze, wenn auch in vier verschiedenen Disziplinen.
Im Europacup wurde Janka erstmals im Januar 2004 eingesetzt.
Bei der Junioren-Weltmeisterschaft 2006 am Mont Sainte-Anne in Québec gewann er die Bronzemedaille im Riesenslalom.
In der Saison 2006/07 wurde er Vierter der Europacup-Gesamtwertung.
Fast ein Jahr nach seinem ersten Start bei einem Weltcup-Rennen gewann er als 20. des Riesenslaloms auf der Gran Risa in Alta Badia die ersten Weltcuppunkte.
Am 29. November 2008 fuhr er in der Abfahrt in Lake Louise mit der hohen Startnummer 65 überraschend auf den zweiten Platz.
Seinen ersten Sieg feierte er am 13. Dezember 2008 beim Riesenslalom in Val-d’Isère, einen Monat später gewann er die Super-Kombination in Wengen.
Bei der Weltmeisterschaft 2009 in Val-d’Isère holte Janka im Riesenslalom seinen ersten Weltmeistertitel, vor Benjamin Raich und Ted Ligety.
Fünf Tage zuvor hatte er in der Abfahrt die Bronzemedaille gewonnen.
Eine Woche nach Ende der Weltmeisterschaft sicherte er sich mit einem dritten Platz in Sestriere den Gesamtsieg im Kombinations-Weltcup.
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