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Das Intermezzo hat nur wenig Spuren hinterlassen

Ikone der Expo 02-Architektur: Der Monolith von Jean Nouvel auf dem Murtensee. Keystone

Das Produkt eines reichen Landes: Auch das war die Expo 02, deren Infrastrukturen von Beginn weg lediglich für einen Sommer, aber Aufsehen erregend gebaut wurden. Zehn Jahre danach erweist sich der Riesenanlass definitiv als vergänglich.

Neuenburg am See. Wo vor zehn Jahren ein Netz von Spazierwegen, künstliche Hügel- und Wasserlandschaften sowie Aufsehen erregende Bauten die Landschaft prägten, stehen nun parkierte Autos. Auf dem Brachland liegt Abfall. Nach jahrelanger Lethargie will die Politik demnächst eine Neugestaltung des Ufers an die Hand nehmen.

Die Seepromenade im beschaulichen Murten ist, wie sie immer war: sauber geputzt, etwas in die Jahre gekommen und oft dicht bevölkert von Spaziergängern.

In Biel hat sich nichts verändert. Verschiedene Interessengruppen streiten über die geplante Nutzung, eine Wohn-Überbauung an der Seebucht. Yverdon hat seit der Expo 02 einen Park am See.

«Yverdon hat sein Seeufer etwas verbessert, aber nicht berauschend», sagt der Architekturkritiker Benedikt Loderer: «Die Expo 02 hat den Städten das gebracht, was sie daraus gemacht haben.»

So hat Murten einen neuen Bahnhof. Die Übernachtungszahlen sind gestiegen. Auch Neuenburg und Biel verzeichnen steigende Zahlen zwischen 10 und 20 Prozent. In Yverdon hingegen ist der Tourismus rückläufig.

Bild der Krisenstadt eliminiert

Die weitreichendsten Auswirkungen hatte der Grossanlass auf die Industrie- und Dienstleistungs-Standort Biel. Die Stadt habe das damalige Ziel «weitgehend erreicht», dank der Expo ihr Image, die Infrastruktur und die politische Struktur zu verbessern, sagt der ehemalige Bieler Stadtpräsident Hans Stöckli: «Die Expo hat das Bild von Biel als Krisenstadt aus den Köpfen eliminiert.»

Für die Expo hat Biel den Bahnhof Richtung See geöffnet und damit eine ehemalige Industriebrache erschlossen. Heute stehen dort Schulen, ein Medienzentrum und ein Altersheim. Neben dem Bahnhof hat  die Stadt eigens für die Expo Land gekauft. Nun wird dort eine kantonale Fachhochschule gebaut. «Ohne die Expo wäre es nicht soweit gekommen», so Stöckli.

Kreativ und innovativ

Die Expo 02 war die sechste schweizerische Landesausstellung seit 1883 und die erste, welche örtlich dezentralisiert angelegt war. Gemeinsam war den so genannten Arteplages  – einer Wortschöpfung aus dem Französischen aus Kunst (art) und Strand (plage) – dass sie an den Seen und teilweise mittels Plattformen auf die Wasseroberfläche gebaut wurden.

Die Macher der Ausstellung wollten erklärterweise weder eine biedere Leistungsschau, noch eine nationale Festhütte, sondern vor allem auch die spielerische, die kreative und innovative Seite der Schweiz zeigen. Auch wenn heute kaum mehr etwas an den Grossanlass erinnert: Die Architektur der Expo-Bauten war zeitgenössisch und ungewöhnlich für das Land.

Gestalterische Freiheiten

Loderer glaubt aus heutiger Sicht allerdings nicht, dass diese geballte Ladung an hochstehender Architektur, die Ästhetik des Bauens im Land nachhaltig beeinflusst hat: «Für eine Ausstellung macht man andere Architektur, als wenn man für die Ewigkeit baut. Man kann sich Dinge erlauben, die bei einem gewöhnlichen Gebäude eben nicht erlaubt sind. Das betrifft die Form genauso wie die Konstruktion. Formell muss und darf Ausstellungsarchitektur auffällig sein. Konstruktiv muss man sich weniger Mühe geben, da es beispielsweise keine Isolation braucht.»

Neben internationalen Stars bauten auch junge Schweizer Architekturbüros Pavillons, Empfangsstrukturen, Türme, Brücken und Gartenanlagen. «Die Büros, die dort mitmachen konnten, hatten damit schon eine Visitenkarte, die zählt. Es gibt auch einige, für die es sich auch aus heutiger Sicht gelohnt hat», sagt Loderer. Doch der grosse Schub sei «vielleicht in den Jahren danach» dagewesen, «mittlerweile aber verraucht».

«Ununterbrochen Wolke funktioniert nicht»

Von Beginn weg war klar, dass die Expo 02 eine Ausstellung ohne «Fussabdruck» werden soll. Das hatte zur Folge, dass die eigentlichen Ausstellungs-Bauten nach dem Anlass wieder zurückgebaut wurden.

Das galt auch für die Architektur-Ikonen der Expo wie den Monolithen des Pariser Architekten Jean Nouvel, einen rostigen Kubus auf dem See vor dem Städtchen Murten, oder die künstliche Wolke «Blur» der New Yorker Diller & Scofidio. In Murten wie in Yverdon hatten zuvor lokale Initiativen versucht, Lösungen für den Erhalt der Objekte zu suchen.

Es sei richtig gewesen, alle Expo-Bauten zurückzubauen, sagt Loderer: «Das hatte man ja im Vorfeld so versprochen. Zudem stellt sich die Frage, was wir mit der Wolke gemacht hätten. Sie war einen Sommer lang lustig, aber ununterbrochen Wolke, das funktioniert nicht. Da käme dann sofort die Idee, dass, wenn einer die Wolke betreiben wollte, er ein Disneyland bauen müsste. So war es eben nicht gemeint.»

Die Expo 02 war die 6. Schweizer Landesausstellung und fand vom 15. Mai bis zum 20. Oktober 2002 in der Region des Bieler-, des Neuenburger- und des Murtensees statt.

39 Ausstellungen und mehr als 13‘500 Veranstaltungen machten die Drei-Seen-Region während 159 Tagen zum kulturellen Zentrum der Schweiz.

Die Expo 02 war dezentral angelegt und bestand im Wesentlichen aus Ausstellungsgeländen in Biel, Neuenburg, Murten und Yverdon. Die Infrastrukturen wurden eigens für den Anlass gebaut und nach dessen Ende wieder abgerissen.

Bei einem Gesamtbudget von 1,6 Milliarden Franken hinterliess der Anlass ein Defizit von 690 Millionen Franken.

Die Organisatoren zählten 10,3 Millionen Eintritte, was bedeutet, dass viele Schweizerinnen und Schweizer die Ausstellung mehr als einmal besucht haben und das auch Besucher aus dem Ausland kamen.

65% der Besucher reisten mit dem Zug an, 30% mit dem Auto.

Austragungsorte der vorherigen Landesausstellungen waren Zürich (1883 und 1939), Genf (1896), Bern (1914) und Lausanne (1964).

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