Das Rentenproblem
"Eigentlich ist es eine gute Nachricht, dass die Leute älter werden", sagt Jürg Stahl von der rechtskonservativen Zürcher SVP. Die steigende Lebenserwartung sei ein Resultat der Entwicklungen in Medizin und Hygiene in der Schweiz, sagt er, und das sei gut.
Dennoch steht die Schweiz vor sozialen und politischen Problemen. Da die Zahl alter Menschen zunimmt und die Geburtenrate zurückgeht, nimmt die Zahl der Erwerbstätigen, welche in die Sozialversicherungen einzahlen, ab. Und da die Baby-Boomer bereits ein Rentnerdasein führen und kurz davor stehen, wird die Zahl der Rentenbezüger drastisch ansteigen.
Dies sei die grösste Herausforderung für die Schweiz, sagt Stahl. Die Zunahme der Lebenserwartung sei «eine Tatsache, die politisch nicht manipuliert werden kann», sagt er. Die Zahlen müsse man aus versicherungstechnischer Perspektive anschauen – «mit Experten, mit Projektionen, indem man mathematische und statistische Methoden anwendet, um das Risiko einzuschätzen» –, und dann müsse man handeln.
Das Rentenalter für Männer liegt seit 1959 bei 65 Jahren. «Das ist einfach eine Zahl zwischen 60 und 70», sagt Stahl. Und auch wenn die Frauen im Durchschnitt älter werden als Männer, müssen sie in der Schweiz weniger lang arbeiten. Ab 1964 konnten die Frauen mit 62 in Pension gehen. 1994 wurde das Frauenrentenalter auf 64 angehoben. Die «Altersvorsorge 2020» schlägt vor, es auf 65 zu erhöhen.
«Ich bin davon überzeugt, dass es nötig ist, Anreize zu bieten, damit alle Männer und Frauen bis 65 arbeiten», sagt Stahl. «Wenn alle – auch jene im öffentlichen Dienst – bis 65 arbeiten, können wir das Problem entschärfen.»
«Wo sehen Sie sich im Alter von 75?»
Jürg Stahl: «Ich hoffe, dass ich gesund bleibe. Dass ich noch etwas mehr Zeit für Sport habe. Bereits heute treibe ich viel Sport. Aber ich möchte auch viel Zeit mit meiner Frau verbringen, die 10 Jahre jünger ist als ich. Es ist ein Privileg gesund zu altern. Aber man muss daran arbeiten. Und für uns Politiker ist es eine Aufgabe, sicherzustellen, dass dies auch eine Option bleibt.»
Übertragung aus dem Englischen: Gaby Ochsenbein
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch