In 200 Tagen um die Welt für Demokratie und Volksrechte
In einem berühmten französischen Roman aus dem 19. Jahrundert brauchten Phileas Fogg und sein Diener Passepartout 80 Tage, um die Erde zu umrunden. Bruno Kaufmann hat zwar keinen Diener, dafür mehr Zeit – und in seiner Tasche einen globalen Pass zur modernen direkten Demokratie.
Vor wenigen Tagen begann der schweizerisch-schwedische Autor und Journalist Bruno Kaufmann eine Reise durch mehr als 20 Länder auf vier Kontinenten. Seine erste Station ist Boston, an der Ostküste der USA. Der Pazifikraum ist ein Schwerpunkt der sechsmonatigen Reise. Weitere Destinationen sind der Inselstaat Palau im mikronesischen Archipel sowie China, Japan, Australien, Laos und Hawaii.
Zwischendurch wird Kaufmann auch in den USA, in Kanada und in verschiedenen Ländern Europas unterwegs sein. So auch in der Schweiz und in Skandinavien, wo er seit 1990 lebt. Enden soll die Reise nächsten Mai in Halifax an der Ostküste Kanadas. Treffen wird Kaufmann auf seiner Reise Demokratie-Aktivisten, Unabhängigkeits-Kämpfer, lokale Journalisten, buddhistische Mönche, Auslandschweizer und sogar Staatsmänner.
Was braucht es, um ein solches Abenteuer zu starten? «Viel Zuversicht und ein gutes Bauchgefühl», sagt Kaufmann. Und «dazu etwas organisatorisches Geschick sowie ein globales Netzwerk und ein gut funktionierendes Backoffice».
Berichten, informieren und unterstützen
Kaufmann will als Weltdemokratie-Korrespondent für den Schweizerischen Rundfunk – dazu gehört auch swissinfo.ch – in mehreren Sprachen aus den verschiedenen Orten berichten. Für die deutsche Nichtregierungsorganisation (NGO) Democracy International will er zudem Akteure im demokratischen Prozess unterstützten.
Im Gepäck hat er unter anderem den neuen Global Passport to Modern Direct Democracy. Dieses Buch schrieb Kaufmann in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Aussendepartement kürzlich für die NGO International Institute für Democracy and Electoral Assistance (IDEA). Auf 45 Seiten erfährt der Leser grundlegende Informationen über Instrumente für Bürger und Bürgerinnen sowie über partizipative Demokratie.
Er hoffe, die Demokratie in der Welt noch ein bisschen demokratischer zu machen, sagt der 52-Jährige über die Beweggründe seiner Reise. «Ich bin aber kein Missionar. Ich treffe Menschen, die sich in ihren Ländern und Gesellschaften mit Fragen der Demokratie beschäftigen.» Sie suchten möglicherweise Unterstützung und wollten Teil der globalen Demokratie-Gemeinschaft werden.
Im Hinterkopf hat Kaufmann auch das nächste Globale Forum über Moderne Direkte Demokratie in Italiens Hauptstadt Rom. Es findet nächstes Jahr im September statt. Auch denkt er an Menschen wie den ehemaligen finnischen Ministerpräsidenten und Journalisten Paavo Lipponen: «Er reiste während Jahrzehnten – und ohne Fahrausweis – quer durch Finnland und die Welt und kämpfte für Frieden und Demokratie», sagt er über sein Vorbild.
Demokratie-Weltreise
Bruno Kaufmann, der international Demokratie-Korrespondent von #DearDemocracy/swissinfo.ch, ist seit Mitte Oktober 2017 auf Weltreise. Bis Mai 2018 fühlt er den Puls der Demokratien in über 20 Ländern auf vier Kontinenten.
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