Mit «mutigen Massnahmen» Süchte bekämpfen
Mehr als 11'000 Todesfälle und soziale Kosten von über 14 Milliarden Franken: Das sind die jährlichen Folgen von psychoaktiven Substanzen und Glücksspiel in der Schweiz. Drogen wie Kokain oder Heroin sind hierzulande problemlos und schnell zu beschaffen. Zu diesem Urteil kommt die gemeinnützige Stiftung Sucht Schweiz.
Die Schweiz ist ein Paradies für den Verkauf von Suchtmitteln. Die tiefe Regulierung und die hohe Kaufkraft bieten ideale Voraussetzungen für den Verkauf und Konsum von illegalen und legalen Drogen. Zu diesem Schluss kommt die Stiftung Sucht Schweiz im Schweizer Suchtpanorama 2019Externer Link. Sie hat darin die Suchtmittelmärkte untersucht.
Alkohol, Zigaretten, Geldspiele, selbst illegale Drogen seien in der Schweiz relativ einfach zugänglich, heisst es in der Suchtstudie. Die Märkte seien komplex, auch nach dieser Untersuchung wisse man noch zu wenig darüber. Es brauche viel Wissen, um sie zu verstehen und Mut, sie zu regulieren, schreibt Sucht Schweiz. Sicher aber ist der Handel mit diesen Substanzen ein gutes Geschäft. Milliarden werden umgesetzt.
Eine Viertelmillion Schweizer alkoholabhängig
Volksdroge Nummer 1 bleibt gemäss dem neuen Suchtpanorama der Alkohol. Dieser Markt und die Anzahl der Konsumenten ist seit Jahren konstant. Eine Viertelmillion Schweizerinnen und Schweizer ist abhängig vom Alkohol. Jeder 12. Todesfall ist alkoholbedingt.
Auch der Tabak-Markt bleibt stabil, die Raucherquote verharrt bei 25 Prozent der Bevölkerung. Aber dieser Markt ist im Umbruch. Aktuelle Zahlen gibt es nicht, doch die E-Zigaretten drängen auf den Markt, ebenfalls stark beworben werden Tabakprodukte zum Erhitzen. Wie stark diese Rauchwaren der Gesundheit schaden, ist unklar.
Bei den illegalen Drogen wird immer noch am meisten Cannabis konsumiert, aber Kokain befinde sich auf einem Höhenflug, schreibt Sucht Schweiz. Der Stoff sei reichlich vorhanden und billig, fünf Tonnen seien davon jährlich im Umlauf. Dazu kommen bis zu 2,5 Tonnen Heroin. Nur eine Randerscheinung bleibt der Online-Drogenhandel.
Äusserst dynamisch ist der Markt hingegen beim Geldspiel. Seit Anfang Jahr gilt das neue Geldspiel-Gesetz, es öffnet den Markt nun auch für Online-Casinos und damit für neue Spielformen, um die Konsumenten anzulocken.
Medikamentenmissbrauch wächst
Beim Medikamentenmissbrauch warnt Sucht Schweiz vor Schmerzmitteln, die auf Opioiden basieren. Eine Krise wie in den USA mit Tausenden von Toten ist bei uns zwar nicht in Sicht. Allerdings wachse dieser Markt weiterhin – langsam zwar, aber stetig, er müsse überwacht werden.
Auch die Internet-Sucht wurde näher angeschaut. Zurzeit kann ein Prozent der Bevölkerung ihr Online-Verhalten nicht mehr kontrollieren, das sind etwa 70’000 Menschen. Gerade Jugendliche seien davon betroffen, heisst es in der neusten Suchtstudie.
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