Expats beklagen: Kaum gute Küche in Schweizer Städten
Alle vier Schweizer Städte des "Expat City Rankings" 2022 haben sich in den Augen von Einwanderer:innen seit dem letzten Jahr verbessert – allerdings gibt es noch viel Verbesserungspotential.
Basel kletterte in der diesjährigen «InterNations»-Umfrage, an der 50 Städte weltweit teilnehmen, von Platz 9 auf Platz 7. Lausanne und Zürich bleiben im soliden Mittelfeld (18. bzw. 20. von Platz 21. und 34.), und Genf (34.) erhält erneut den Preis für die unattraktivste Schweizer Stadt, hat sich aber von Platz 47 im letzten Jahr (von 57 teilnehmenden Städten) deutlich verbessert.
Wie schon in den vergangenen Jahren haben alle Schweizer Städte sehr gut abgeschnitten bei der natürlichen Schönheit und der Sicherheit. Wiederum alle wurden jedoch dafür kritisiert, wie schwer es ist, Freund:innen zu finden. Lausanne schnitt beim Index «Eingliederung» am besten ab und belegte einen bescheidenen 27. Platz vor Genf (36.), Basel (42.) und Zürich (43.).
Der beliebteste Ort für Expats, gemäss Definition von «InterNations» Menschen , die «für eine unbestimmte Zeit im Ausland leben wollen, ohne Einschränkungen in Bezug auf Herkunft oder Wohnsitz», ist laut dem Ranking Valencia. Die spanische Stadt wird gefolgt von Dubai, Mexiko-Stadt, Lissabon und Madrid. Die Städte, die am schlechtesten abschnitten, sind Hongkong, Istanbul, Paris, Frankfurt und auf dem letzten Platz Johannesburg.
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Werfen wir einen Blick auf die Vor- und Nachteile der vier Schweizer Städte:
7. Basel: Sicherheit top, kulinarische Vielfalt flop
Basel schneidet im Index «persönliche Finanzen» (8. Platz) am besten ab, weltweit belegt die Rheinstadt den zweiten Platz sowohl bei der Zufriedenheit der Expats mit ihrer finanziellen Situation (80% zufrieden, gegenüber 60% weltweit) als auch bei dem Gefühl, dass ihr verfügbares Haushaltseinkommen ausreicht, um im Ausland ein komfortables Leben zu führen (68% haben mehr als genug, gegenüber 45% weltweit).
Im Index «Arbeiten im Ausland» (14. Platz) liegt Basel in der Unterkategorie Gehalt- und Arbeitsplatzsicherheit an erster Stelle. Zudem fühlen sich 79% der Expats für ihre Arbeit fair bezahlt (gegenüber 62% weltweit). Basel ist auch die Stadt mit der höchsten allgemeinen Arbeitszufriedenheit: 86% bewerten diesen Faktor positiv (gegenüber 64% weltweit).
Auf der anderen Seite landet Basel in der Unterkategorie Freizeitmöglichkeiten auf dem drittletzten Platz (48.). Eine:r von fünf Expats (20%) ist sowohl mit der Kultur und dem Nachtleben (im Vergleich zu 16% weltweit) als auch mit der kulinarischen Vielfalt und den Essensmöglichkeiten (im Vergleich zu 12% weltweit) unzufrieden – bei letzterem Faktor liegt die Stadt sogar weltweit an letzter Stelle.
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18. Lausanne: Wohlbefinden am Genfersee
Lausanne schneidet im Lebensqualitätsindex am besten ab (9.) und belegt in der Unterkategorie «Umwelt und Klima» sogar weltweit den ersten Platz. Die Expats schätzen die Landschaft und Natur (1.) sowie die gute Luftqualität (2.). Sie sind auch sehr zufrieden mit der Verfügbarkeit von umweltfreundlichen Waren und Dienstleistungen (89% zufrieden, im Vergleich zu 64% weltweit). 83% Expats befürworten, dass die Regierung Massnahmen zum Schutz der Umwelt unterstützt (im Vergleich zu 61% weltweit).
Die einzigen wirklichen Schwachpunkte Lausannes in diesem Index sind – wie in Basel – die kulinarische Vielfalt und das Essensangebot (Platz 48) und die Erschwinglichkeit der Gesundheitsversorgung (Platz 47). Auch die Lebenshaltungskosten vor Ort werden von den Expats im Allgemeinen als zu hoch angesehen (Platz 45): 72% bewerten diesen Faktor negativ, mehr als doppelt so viel wie der weltweite Durchschnitt (35%).
20. Zürich: Teure Lebensqualität
Zürich liegt im Lebensqualitätsindex weltweit an dritter Stelle und wird nur von Valencia und Kopenhagen übertroffen. Die Expats sind sehr zufrieden mit der Unterkategorie «Reisen und Verkehr» (Platz 10) und noch mehr mit der Unterkategorie «Umwelt und Klima» (Platz 4).
Die Stadt schneidet auch im Index «Arbeiten im Ausland» (20.) recht gut ab und was den Zustand der lokalen Wirtschaft angeht, liegt die Limmatstadt weltweit sogar an erster Stelle: 94% der Expats bewerten diesen Faktor positiv, verglichen mit 64% weltweit.
Was den «Expat Essentials Index» (24. Platz) betrifft, so finden Expats es einfach, ohne Bargeld zu bezahlen (97% zufrieden vs. 84% weltweit) und mit der lokalen Bürokratie/Behörden umzugehen (69% vs. 40% weltweit). Allerdings ist Wohnraum in Zürich schwer zu finden (41% unzufrieden, gegenüber 27% weltweit), und 63% bezeichnen ihn als unerschwinglich (gegenüber 43% weltweit).
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34. Genf: Fehlender oder überteuerter Wohnraum
Genf liegt bei den Lebenshaltungskosten weltweit auf dem letzten Platz: 80% halten sie für zu hoch, im Vergleich zu 35% weltweit – 31% finden sie sogar extrem hoch (gegenüber 8% weltweit).
Da es nicht nur schwierig ist, sich eine Wohnung zu leisten (73% unglücklich, gegenüber 43% weltweit), sondern auch, eine zu finden (63%, gegenüber 27% weltweit), liegt Genf in der Unterkategorie «Wohnen» auf Platz 47.
Abgesehen davon sieht der «Expat Essentials Index» (Platz 34) gar nicht so schlecht aus. Expats sind etwa mit dem Zugang zum Hochgeschwindigkeitsinternet zu Hause zufrieden (89% zufrieden, im Vergleich zu 79% weltweit) und finden es einfach, mit der lokalen Bürokratie/Behörden zurechtzukommen (54%, im Vergleich zu 40% weltweit).
In der Unterkategorie «Freizeitmöglichkeiten» liegt Genf auf dem schlechten Platz 44. Während 84% die Möglichkeiten für Freizeitsport positiv bewerten (gegenüber 75% weltweit), sind sie mit der kulinarischen Vielfalt und den Essensmöglichkeiten unzufrieden (17% unzufrieden, gegenüber 12% weltweit), ebenso wie mit dem Kultur- und dem Nachtleben der Stadt (28%, gegenüber 16% weltweit).
Das «Expat City Ranking 2022» vom November 2022 basiert auf der jährlichen Expat Insider-Umfrage von «InterNations», einer globalen Gemeinschaft von Menschen, die im Ausland leben und arbeiten.
Für die diesjährige Umfrage haben 11’970 Expats, die 177 Nationalitäten repräsentieren und in 181 Ländern oder Gebieten leben, Informationen zu verschiedenen Aspekten des Expat-Lebens geliefert.
(Quelle: «InterNations»)
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