Fussballträume einer jungen Mexiko-Schweizerin
Susana Rivero Röthlisberger ist 21-jährig und Captain der Fussballmannschaft der Interamerikanischen Universität von Puebla, Mexiko. Nun kann sie einen Test für den Eintritt in die Schweizer Frauen-Nati machen.
Susana Rivero, die dank ihrer Berner Mutter auch die Schweizer Staatsbürgerschaft besitzt, wurde in Puebla in Mexiko geboren.
Mit sieben Jahren fing sie an, mit ihrem Vater und ihren Brüdern zu trainieren, und seither spielt sie den «Königssport» leidenschaftlich gerne. Sie trat später in ein Kinderteam und mit 12 in das erste Frauenteam ein. Und schon als 15-Jährige kam sie in die mexikanische U17.
Zurzeit studiert sie im sechsten Semester für ein Lizenziat in Hotel- und Restaurantmanagement an der Interamerikanischen Universität (UDLA). Sie ist dort zentrale Verteidigerin im Universitätsteam, in dem sie seit sechs Spielsaisons mitspielt.
Warten auf die Chance
Susana steht heute vor einer neuen Herausforderung: Sie soll versuchsweise im Schweizer Team spielen. Das Datum muss noch mit Trainerin Béatrice von Siebenthal abgemacht werden, vermutlich wird es im Juni zu einem Treffen kommen.
«Man hatte mich schon einmal eingeladen, mit dem Schweizer Team zu spielen. Ich habe Weihnachten 2006-2007 in der Schweiz verbracht und konnte mich mit von Siebenthal unterhalten. Aber wegen der Winterpause war ein Test damals nicht möglich. Danach reiste meine Schwester nach Bern, und sie hat ein neues Rendez-vous mit der Trainerin vereinbart. Dieses dürfte während meiner Reise in die Schweiz nach Ende Mai stattfinden.»
Stolze Schweizer Vertreterin
Rivero freut sich sehr über die Möglichkeiten, die dieses Treffen ihr bietet, auf das sie seit anderthalb Jahren wartet. Sie will ihrem Mutterland beweisen, was sie kann. Sie beschreibt sich als sehr kämpferische Spielerin, die sich in jedem Match zu 100 Prozent einsetzt und diesen Sport liebt.
«Ich wäre wirklich sehr stolz, die Schweiz zu vertreten und deren Trikot zu tragen», vertraut sie swissinfo an. «Es könnte mir gar nichts Besseres geschehen, denn ich finde, der Fussball ist sehr wichtig.»
Anspruchsvolle Vorbereitung
Der Frauenfussball hat sich in Mexiko gut entwickelt, die Wettkämpfe sind viel wichtiger als früher, «obwohl es im Vergleich zu Europa weniger Möglichkeiten zum Spielen gibt», wie die Leiterin des UDLA-Teams feststellt.
In den letzten Monaten musste Susana Rivero Röthlisberger sich von einer Leistenverletzung erholen, die sie sich im November in Veracruz zugezogen hatte. Sie will in Form sein, wenn sie nach Europa kommt.
Um sich so gut wie möglich auf ihr Treffen mit der Schweizer Trainerin vorzubereiten und alle Chancen zu nutzen, trainiert sie mit dem Team von Puebla in der ersten mexikanischen Liga.
Sollte sie scheitern, möchte sie in der Schweiz bleiben und ein Team suchen, das ihr zusagt.
Mit dem FFC Bern
Es ist nicht Riveros erster Kontakt mit dem Schweizer Fussball. Mit 16, im Frühling 2002, hatte sie bereits drei Monate mit dem FFC Bern trainiert. Obwohl sie nicht so viel vom Schweizer Frauenfussball weiss, glaubt sie, «dass das Niveau sehr gut ist, die Spielerinnen sind stark und taktisch sehr gut vorbereitet».
Ihr Vater ist Mexikaner. Aber da ihre Mutter Bernerin ist, hat sie in Stadt und Kanton Bern Verwandte – Grossmutter, Onkel, Tanten und Cousins -, die sie «alle zwei oder drei Jahre» besucht. Bei ihrem Aufenthalt in der Schweiz während der Euro wird sie bei ihrer Grossmutter im Wittigkofen-Quartier in Bern wohnen.
Senderos und Europa
Susana Rivero denkt, dass die Schweiz an der Euro 08 eine wichtige Rolle spielen kann. «Die Mannschaft ist zwar ‹klein›, aber ich glaube, dass sie für ein paar Überraschungen gut ist. Und dass sie zu Hause spielen kann, wird sie zusätzlich motivieren.»
Von den Spielern der Schweizer Nati beeindruckt sie Philippe Senderos besonders stark. «Ich habe ein paar Spiele von Arsenal gesehen, er ist ein sehr bedeutender Spieler.» Zufällig haben beide die gleiche Funktion auf dem Platz…
swissinfo, Ivan Turmo
(Übertragung aus dem Französischen: Charlotte Egger)
Der erste Frauenfussballmatch fand 1892 im schottischen Glasgow statt.
Das bekannteste Dokument über die Anfänge des Frauenfussballs stammt aus dem Jahr 1894, als die Frauenrechtsaktivistin Nettie Honeyball den ersten Sportklub mit dem Namen «British Ladies Football Club» gründet.
Viel später, erst 1971, beauftragt der Europäische Fussballverband (UEFA) seine Mitglieder, den Frauenfussball zu fördern, der in den Folgejahren langsam immer stärker wird. So haben Länder wie die USA, Deutschland, Japan und Italien die wettbewerbsfähigsten Ligen der Welt im professionellen Frauenfussball.
Die Schweiz belegt im FIFA-Weltklassement des Frauenfussballs den 28. Platz. Zum Vergleich: Mexiko steht auf Rang 22.
Frauenfussball in der Schweiz ist immer noch ein Minderheitensport, aber in der Schweiz boomt er: Die Zahl der lizenzierten Spielerinnen hat sich seit 2003 auf fast 18’000 verdoppelt.
Fussball wird damit auch bei den Schweizerinnen bald zur beliebtesten Team-Sportart.
Und der Schweizer Frauenfussball ist erfolgreich: Das U-20 Nationalteam nahm 2006 erstmals an einer WM teil, und der SC LUwin.ch erreichte in der Saison 2005/06 als erstes Schweizer Team die zweite Gruppenphase des UEFA Women’s Cup, der Champions-League der Frauen.
Der Profibetrieb wächst, grosse Turniere werden weltweit vom Fernsehen übertragen.
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