Schweiz hinkt bei Gleichstellung hinterher
20. Platz im Global Gender Gap Report 2018 des Weltwirtschaftsforums: Die Schweiz hat sich in Sachen Geschlechtergleichstellung zwar um einen Rang verbessert, doch es gibt noch Luft nach oben, etwa beim Geschlechterverhältnis in Führungsetagen.
108 Jahre wird es noch dauern, bis die Geschlechterkluft in der Welt verschwunden ist – wenn es im gleichen Tempo wie bisher weitergeht. Das hält der Global Gender Gap Report des World Economic Forum (WEF) fest, der am Dienstag veröffentlicht wurde. Demnach hat die Welt bisher 68% der Geschlechterunterschiede angleichen können. Der Bericht untersucht die Unterschiede zwischen Männern und Frauen in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Wirtschaft und Politik in 149 Ländern.
Von den vier gemessenen Bereichen konnte nur einer – ökonomische Möglichkeiten – die geschlechtsspezifischen Unterschiede verringern. Dies ist vor allem auf ein geringeres Einkommensgefälle zwischen Männern und Frauen zurückzuführen. Zudem sind unterdessen weltweit 34% Frauen in Führungspositionen.
Dass die Schweiz 2018 auf dem 20. Rang landete, markiert eine Trendwende: Sie war zuvor vom 8. auf den 11. und 2017 schliesslich auf den 21. Platz abgerutscht. Gegenwärtig kommt sie auf 0,755 Gleichstellungs-Punkte (1.00 entspricht der totalen Gleichstellung).
Die grössten Fortschritte machte die Schweiz im Bereich der politischen Ermächtigung, wo sie ihre Punkte gegenüber 2006 verdoppeln konnte – damals wurde der erste solche Bericht veröffentlicht. Das ist allerdings zu grossen Teilen der Gewichtung der Anzahl weiblicher Staatsoberhäupter geschuldet, von denen die Schweiz bis heute fünf hatte. Dies wegen der jährlich rotierenden Bundespräsidentschaft, was einen Vergleich mit anderen Ländern natürlich etwas erschwert.
Im Vergleich mit vielen westlichen Ländern, wo im Parlament rund ein Drittel Frauen vertreten sind, verzeichnet die Schweiz immer noch ein erhebliches geschlechterspezifisches Gefälle. Die Parlamentswahlen im Oktober 2019 könnten dieses Verhältnis ändern.
Viel Nachholbedarf sieht der Bericht bei der wirtschaftlichen Beteiligung, besonders beim Verhältnis von Männern und Frauen in Führungspositionen wie Parlamentarierinnen, leitenden Beamtinnen und Managerinnen. Dort sind Frauen zu 33,9% vertreten, sogar weniger als 2017 (35,6%). Das geschätzte Arbeitseinkommen für Frauen beträgt 52’922 Franken im Vergleich zu 75’654 Franken für Männer.
Wie schon in den letzten Jahren lagen nordische Länder an der Spitze der Rangliste. Zum zehnten Mal in Folge holte Island den ersten Platz. Weltweit gesehen ist die Gleichstellung in Westeuropa am weitesten fortgeschritten, während der Nahe Osten und Nordafrika die tiefsten Werte verzeichnen.
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